Der Krieg der Ketzer - 2
wahrlich kein Narr, und er weiß genau, was Trynair und Clyntahn seiner Navy da befehlen wollen. Und auch, wie wenig geeignet seine Schiffe für diese Aufgabe sind.
Herzog Malikai andererseits ist überhaupt kein Seemann.
Das ist auch nicht notwendig, schließlich stammt er aus der richtigen Familie und hat die richtigen Verbindungen, um dennoch deren Navy befehligen zu können. Tief in seinem Innersten denkt er wie der Kommandant einer Feldarmee, nicht wie ein Admiral. Tatsächlich ist die Navy offiziell sogar deren Army unterstellt, und ich bin mir sicher, dass er nicht einmal den Hauch einer Ahnung hat, wie sich eine Seereise über vierzehn- oder fünfzehntausend Meilen überhaupt anfühlt.«
»Vielleicht wird es für sie nicht ganz so schlimm werden, wie wir uns das wünschen könnten, Vater«, warf Cayleb leise ein. Der König schaute ihn an, und der Kronprinz zuckte unglücklich mit den Schultern. »Die Abgesandten des Rates haben auch mit dem Kaiser Kontakt aufgenommen, und auch mit dem Prinzen von Selkar und dem Prinzen von Maratha. Sie haben um Genehmigung für die dohlaranischen Schiffe ›ersucht‹, auf dem Weg deren Häfen anlaufen zu dürfen.«
»Ich verstehe.« Haarahld lehnte sich zurück und holte tief Luft. Dann war es an ihm, mit den Schultern zu zucken.
»Ich verstehe«, wiederholte er, »und das macht wirklich einen Unterschied aus. Aber sie werden immer noch ganz am Ende einer Versorgungslinie von Tausenden von Meilen agieren müssen – und sie werden auch einen entsprechenden Rückweg vor sich haben. Das wird sich auf sie auswirken, vor allem auf die Moral und die Angriffslust der Truppe. Das Gleiche gilt auch für den reinen Verschleiß ihrer Schiffe, der sich bei einer derart langen Reise nicht vermeiden lässt. Vor allem, wenn sie erst einmal Samson’s Land passiert haben und das Meer der Gerechtigkeit durchqueren müssen.« Mit schmalen Lippen lächelte er. »Deren Galeeren sind noch deutlich weniger für das offene Meer geeignet als die unsrigen, und schon unsere hätten ernstzunehmende Schwierigkeiten, so lange Zeit auf hoher See zu bleiben. Und selbst, wenn man das außer Acht lässt, werden denen die Schiffsrümpfe faulen, ihre Ausrüstung wird arg verschleißen, und wenn ich mich nicht ernstlich täusche, werden sie während dieser langen Überfahrt durchaus einige Schiffe verlieren, selbst wenn die ganze Zeit über gutes Wetter herrschen sollte.«
»Das ist wohl wahr, Euer Majestät«, sagte Gray Harbor, »aber es hört sich ganz so an, als ginge die ›Vierer-Gruppe‹ deutlich schneller vor, als wir das eingeplant hatten.«
»Das stimmt auch«, pflichtete Merlin ihm bei. »Tatsächlich ist es sogar das, was mich am meisten beunruhigt, und das gleich aus mehrerlei Hinsicht, Mein Lord. Erzbischof Zherohm hat am gleichen Tag mit Sharleyan gesprochen, an dem Erzbischof Borys Hektor die ganze Idee unterbreitet hat. Sie mögen ja nach wie vor die Illusion aufrechterhalten wollen, Hektor habe bei diesem Unterfangen das Kommando, aber es ist doch offensichtlich, dass die eigentlichen Drahtzieher hier Trynair und die anderen sind. Die ›Vierer-Gruppe‹ erklärt Hektors neuen ›Verbündeten‹, was sie zu tun haben, bevor Hektor überhaupt von diesen ›Verbündeten‹ erfährt, und wenn es erst einmal so weit ist, dann wird irgendjemand – vermutlich Magwair – derjenige sein, der dieser vereinigten Navy die eigentlichen Befehle erteilt.«
»Was vermuten lässt, dass sie sich entschlossen haben, deutlich zügiger vorzugehen, als wir es ihnen zugetraut hatten«, merkte Gray Harbor an und nickte.
»Und das wiederum lässt darauf schließen, dass wir deutlich weniger Zeit zur Vorbereitung haben, als wir gehofft hatten«, setzte Cayleb mit rauer Stimme hinzu.
»Ihr habt recht.« Nun nickte auch der Vater des Kronprinzen und blies nachdenklich die Wangen auf.
»Also gut«, sagte er dann. »Gehen wir davon aus, Trynair und Magwair setzen den ganzen Plan, den sie und ihre Spießgesellen ausgeheckt haben – und ich wette, das Ganze war in Wirklichkeit Clyntahns Idee –, in dem Augenblick in die Tat um, in dem sie die entsprechende Bestätigung von Hektor erhalten. Jetzt haben wir Mitte September. Hektors Zustimmung kann dem Tempel also schon Anfang Oktober vorliegen. Wenn Magwair dann sofort den Befehl an Rahnyld weiterleitet, seine Flotte in Marsch zu setzen, dann könnte die schon während des dritten Fünftages im Oktober in See stechen.«
Mit der Fingerspitze fuhr er über
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