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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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erpicht darauf, jetzt schon an diesem Ort zu sein. Man konnte den Atem des Dunkelgeistes hören, seine Präsenz spüren, und auch wenn ihm Respekt gebührte, scheuten die Geistseher ihn. Er war einer der beiden mächtigsten Geister des Landes, seine Macht und sein Einfluss waren überall wahrnehmbar, aber er war finster, gebrochen, noch schwerer zu verstehen und zu besänftigen als andere Geister.
    Camila ging von einem zum anderen, begrüßte jene herzlich, die sie kannte, stellte sich den ihr Unbekannten vor. Es waren bereits gut drei Dutzend Geistseher vor Ort, mehr, als Camila sich erhofft hatte. Sie saßen oder standen in kleinen Gruppen zusammen, Männer und Frauen, Junge und Alte. Es war eine bunt gemischte Versammlung, die fast nur aus Wlachaken zusammengesetzt war, auch wenn Camila hier und dort einen masridischen Einschlag zu erkennen glaubte. Wer den Gesang der Geister hörte und ihren Ruf vernahm, der wurde Geistseher, egal ob die Eltern ärmste Treidler oder die vornehmsten Adeligen waren.
    Adan stand umgeben von einigen der jüngeren Geistseher, darunter seine beiden Schülerinnen. Trotz seiner einfachen Kleidung war auf den ersten Blick zu erkennen, dass er der Mittelpunkt dieser Versammlung war. Als er Camila erblickte, winkte er sie gleich zu sich.
    » Schön, dass du da bist«, begrüßte er sie mit einem aufrichtigen Lächeln. » Ich hatte mir bereits Sorgen gemacht.«
    » Ich bin doch nicht zu spät?«
    Für einen Moment fürchtete Camila schon, sie habe sich zu viel Zeit auf ihrer Reise gelassen, da schüttelte Adan den Kopf. » Nein, nein. Aber ich habe in den letzten Tagen mit vielen von uns gesprochen, und was ich gehört habe … beunruhigt mich.«
    Die anderen hielten respektvoll Abstand, als Adan sie am Arm berührte und ein Stück beiseite führte.
    » Im ganzen Land scheinen die Geister sich uns zu entziehen. Als würden sie uns fürchten.«
    » Uns oder etwas anderes«, gab Camila zu bedenken und dachte an die Ereignisse der letzten Zeit.
    Adan neigte zustimmend den Kopf. Camila bemerkte den Blick, den seine hochgewachsene Schülerin ihm verstohlen zuwarf. In ihm lag Respekt, aber auch noch mehr – Stolz und Verlangen. Sie konnte es gut verstehen. Adan mochte viele Winter älter als sie sein, aber die Jahre waren sehr freundlich zu ihm gewesen. Die kleinen Fältchen um seine Augen unterstrichen nur die Weisheit, die in seinen Zügen lag. Dazu hatte er die seltene Gabe, Menschen mit seinen Worten zu berühren. Er konnte ihnen die Wunder ihrer Welt zeigen, die ihnen sonst verschlossen waren.
    Adan sah sie fragend an, und Camila erkannte, dass er etwas gesagt haben musste und sie so in Gedanken gewesen war, dass sie es nicht mitbekommen hatte. Ihre Wangen wurden warm, und sie wusste, dass sie errötete, was den Moment noch peinlicher machte.
    » Verzeih mir bitte, was hast du gesagt?«
    » Nein, ich muss um Verzeihung bitten. Du hast einen langen Weg hinter dir, und ich falle gleich über dich her und gebe dir keine Gelegenheit, dich auszuruhen und zu erfrischen.« Er legte die Hand auf sein Herz und verneigte sich kurz. » Wir sprechen später weiter.«
    Tatsächlich spürte Camila die Erschöpfung und dankte ihm. Während er sich entfernte, sah Camila ihm nach, dann ließ sie ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Eine Handvoll stammte aus dem C ireva und hatte den weitesten Weg gehabt, aus dem Valedoara waren ebenfalls einige Geistseher gekommen, und auch aus dem Sadat hatten sich auf Adans Ruf hin fast alle, die Camila kannte, eingefunden.
    Es dauerte einige Momente, bis sie erkannte, dass etwas nicht stimmte. Niemand aus dem Mardew ist hier. Sie sah noch einmal genau hin, suchte nach bekannten Gesichtern aus dem Hochland im Südwesten des Landes zwischen den Bergen. Die Geistseher dort konnten auf eine lange Tradition zurückblicken, hatten sie doch ihr Wissen von Generation zu Generation weitergeben können, selbst in den Zeiten, als das Land von den Masriden beherrscht worden war. Sie waren der Same gewesen, aus dem der alte Glaube wieder im ganzen Land gewachsen war. Aber keiner, weder Schüler, noch erfahrener Geistseher, war hier.
    Camila schüttelte die leichte Müdigkeit ab und schritt schnell zu Adan. Als er die Sorge in ihrem Gesicht sah, runzelte er die Brauen.
    » Ist niemand aus dem Mardew gekommen?«
    Einen Herzschlag lang zeigte sich seine Verwirrung auf seinen Zügen, dann ließ er den Blick wandern. Überrascht schüttelte er den Kopf. » Nein, niemand. Das ist

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