Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
mir bislang gar nicht aufgefallen. Merkwürdig. Es gab auch keine Nachricht.«
    » Wir sollten Boten senden«, stellte Camila fest. » Vielleicht ist etwas geschehen. Oder wir befragen die Geister und …«
    Ein Junge tauchte im Hof auf. Sein ebenmäßiges Gesicht war schweißnass, und hellbraune Locken klebten an seiner Stirn. Er keuchte. Offenbar war er gelaufen und wollte nun etwas sagen, aber er schnappte nur nach Luft und wäre beinahe in die Knie gegangen, hätte ihn nicht ein alter, grauhaariger Geistseher gestützt. Camila kannte ihn; er war der mittlere Sohn der Bauernfamilie vom Fuß der Felsen.
    Sofort eilten die Umstehenden zu ihm. Er trank hastig einige Schluck Wasser aus einem angebotenen Holzbecher, dann beruhigte er sich ein wenig.
    » Soldaten«, brachte er hervor, atmete noch zweimal tief ein, dann fuhr er fort: » Unten am Aufstieg.«
    » Masriden?«
    Adans Frage verlieh den Ängsten aller Ausdruck, aber der Junge schüttelte den Kopf. » Wlachaken. Aus dem Hochland.«
    Verwirrt sah Camila Adan an.
    » Ich verstehe nicht recht …«, begann sie, ehe sie fragte: » Wie viele?«
    » Mehr als hundert. Mein Vater hat sie auf den Feldern gesehen. Sie haben mit Pfeilen auf unsere Schafe geschossen. Ich soll euch sagen, dass er glaubt, dass sie Übles im Schilde führen.«
    Ein Raunen ging durch die versammelten Geistseher. Die einzelnen Worte des Jungen mochten einen Sinn ergeben, sein Bericht als Ganzes jedoch nicht.
    » Wlachkische Soldaten, die in Wlachkis Schafe stehlen?«
    » Vielleicht, weil der Hof Masriden gehört?«
    » Jeder weiß, dass die Geistseher der Gegend Freunde der Bauern sind. Es kann nicht sein …«
    » Sie ziehen hierher«, unterbrach der Junge die durcheinandersprechenden Stimmen. » Und es sind Krieger. Mein Vater sagt, sie sind bald hier.«
    » Ich werde mir das ansehen«, sagte Camila bestimmt, und schnell hatte sich eine kleine Gruppe um sie versammelt, der auch Adan angehörte. Sie liefen durch das Kloster.
    Als sie die Eingangspforte erreichten, stand die Sonne noch eine Handbreit über dem Horizont. Unter ihnen, am Fuß der Felsen, stieg Rauch auf. Der Bauernhof stand in Flammen. Alle Gebäude brannten lichterloh, und eine schwarze Wolke zog über die Felder.
    Das Gesicht des Jungen wurde kreidebleich. Er wollte losrennen, aber Adan packte ihn am Arm und zog ihn an sich. Er umarmte ihn, drückte das tränennasse Gesicht an seine Brust.
    Das Schluchzen ging Camila durch Mark und Bein, aber dann sah sie etwas, was eine noch viel größere Kälte durch ihre Glieder fahren ließ.
    Kleine Gestalten bewegten sich auf den Klosterfelsen zu. Von hier oben kaum so groß wie Ameisen, aber Camila wusste, dass es Soldaten waren. Hundert oder mehr, die alle nur ein Ziel kannten: Starig Jazek.

31
    R ask strich vorsichtig mit der Pranke über das Steinbild. Dann blickte er auf seine Finger. Fast erwartete er, Farbe an ihnen zu sehen, aber es war lediglich eine Spur von Ruß und Staub auf seiner Haut zurückgeblieben.
    » Sie haben gegen ihn gekämpft«, sagte Raga. » Gegen den Balaur. Und sie haben ihn besiegt. Schaut euch das an.«
    Als Rask ihr nachging, sah er, dass sie recht hatte: Auf dem nächsten Bild lag der Balaur flach am Boden. In seinem gigantischen Leib steckten unzählige Speere, und die Flammen aus seinen Nüstern waren erloschen.
    » Wohl nicht für lange, schätze ich«, meinte Zetem grimmig. » Guck dich doch mal hier um. Für mich sieht das eher so aus, als hätte er ihnen das Fell über die Ohren gezogen.«
    » Vielleicht konnten die bärtigen Bastarde den Balaur nicht töten«, meinte Raga. » Vielleicht haben sie ihn nur verletzt, und als er sich erholt hatte, ist er wiedergekommen und hat ihre Stadt verbrannt.«
    » Haltet beide mal die Klappe«, schlug Kro vor. » Die Frage ist doch, wenn das hier wirklich ein Balaur getan hat, wo kam der her?«
    » Und wo ist er jetzt?«
    Als Rask diese Frage stellte, drehten sich die übrigen Trolle zu ihm um und sahen ihren Anführer an.
    » Keiner hat je einen gesehen«, erklärte Rask. » Ich nicht, ihr nicht und die ältesten Trolle der Stämme nicht. Bis gerade eben habe ich geglaubt, dass sie nur dazu dienen, Trollkinder zu erschrecken. Aber wenn es sie wirklich gibt, dann müssen sie ja irgendwo in den Gebeinen der Erde hausen, und ich frage mich, wo das ist.«
    » Vielleicht leben sie so tief unten, dass selbst die Tiefentrolle sie nie treffen?«, vermutete Raga. » In den Feuerseen nahe beim Herzen.«
    Rask wiegte

Weitere Kostenlose Bücher