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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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immer bedenken. Die Wlachaken haben gekämpft und geblutet, um frei sein zu können, und sie akzeptieren keine Tyrannei. Nicht einmal von einem Fürsten aus den Linien von Viçinia cal Sare s und S ten cal Dabrân, in dessen Adern das Blut von Ionna, der Löwin von Désa, fließt!«
    Ob sein kleiner Seitenhieb bezüglich Phryges’ Herkunft getroffen hatte, konnte Natiole nicht sagen, da sein Untergebener lächelte, wie er es immer tat. Die unerschütterliche Ruhe des Kammerherrn konnte nervenaufreibend sein, aber Natiole hatte vieles von ihm gelernt und verdrängte seine Gefühle, bis er zumindest äußerlich ruhig war.
    » Also die Masridinnen«, sagte er zustimmend. » Stell mir diese Eleana vor. Und keine Enthauptungen, egal, wie man über mich spricht.«
    Phryges verneigte sich und zog sich zurück, das Lächeln immer noch auf den Lippen.
    Für einige Atemzüge blieb Natiole stehen, bevor er zu seinem Stuhl zurückging und sich setzte, um sich in das nächste Gespräch verwickeln zu lassen. Er blickte zu der Tafel der jungen Frauen, aber das Gesicht, nach dem er suchte, konnte er nicht finden. Sie war nicht in Teremi, und egal, wie sehr er sich auch nach ihr sehnte, sie würde nie die Seine werden.

3
    O bwohl die Sonne schien, sorgte der raue Wind aus den Südlichen Sorkaten dafür, dass Artaynis ein kalter Schauer über den Rücken lief. Sie zog den Mantel fester um ihre Schultern und ließ ihr Pferd weiterlaufen, während sie sich nach ihrem Begleiter umsah. Ionnis war ein wenig zurückgefallen, holte aber nun auf. Sie zog die Zügel ihrer Stute leicht an und wartete, bis er direkt neben ihr ritt.
    » Du solltest vorsichtiger sein«, ermahnte er sie mit einem Vergnügen in der Stimme, das seine Worte Lügen strafte. » Der Weg ist nicht ungefährlich. Abgesehen von den Felsen und den Kaninchenbauen, die dich zu Fall bringen könnten, von den Räubern und Wegelagerern, gibt es hier auch Vranolác, und manchmal kommen Braunfäulen aus den Bergen.«
    Artaynis musste schmunzeln, als er das halb ernst vortrug. Von den Vranolác hatte sie bereits gehört; es waren angeblich blutsaufende Monster, vor denen die Wlachaken sich fürchteten. » Braunfäule? Was soll das sein? Eine Pilzsorte?«
    » Spinnen«, erwiderte Ionnis. » So groß wie Hunde oder sogar größer. Sie leben hauptsächlich in der Dunkelheit unter der Erde, in Höhlen und Tunneln, aber manchmal kommen sie auch aus ihren Verstecken gekrochen und jagen. Für sie ist alles Beute, was kleiner ist als ein Troll. Ihr Gift ist tödlich, angeblich fault einem das Fleisch bei lebendigem Leib von den Knochen.«
    » Bah, das ist ja ekelhaft.« Artaynis tätschelte den Hals ihres Pferdes. » Aber keine Spinne könnte uns einholen, nicht wahr, Hazra?«
    » Nimm es nicht auf die leichte Schulter«, bat Ionnis, unvermittelt ernst. » Sie sind gefährlich und ein Grund, warum man sich von Höhlen fernhalten sollte.«
    » Ich verspreche dir, dass ich mich nicht von einer Riesenspinne verspeisen lasse.« Artaynis hob die Hand und legte sie auf ihr Herz, wobei sie den Kopf neigte. » Aber die größte Gefahr hast du gar nicht erwähnt.«
    » Und die wäre?«
    » In der Jahreszeit, die ihr Wlachaken für Sommer haltet, zu erfrieren.«
    Sie trieb ihre Stute an und ritt lachend davon, während Ionnis ihr protestierend folgte. Um diese Jahreszeit war es sonst sogar in Wlachkis einigermaßen warm, aber dieser Sommer hatte bereits regnerisch und kühl begonnen, und das Wetter hatte sich über die letzten Wochen kaum verändert. Deshalb war Artaynis auch froh, als an diesem Morgen die Sonne schien und sie Ionnis zu einem ausgedehnten Ausritt hatte überreden können.
    Sie galoppierten ein Stück über Hügel und Wiesen, bis Artaynis spürte, dass Hazra ermüdete. Als sie einen Bach entdeckte, ließ sie die Stute noch ein wenig auslaufen, dann sprang sie aus dem Sattel und wartete auf Ionnis, der sich bald zu ihr gesellte.
    » Du musst mir nichts über Braunfäulen erzählen«, sagte Artaynis, während sie ihre Pferde lose an zwei Weiden banden. » Mein Vater hat mich als Kind oft genug mit Geschichten darüber geängstigt.«
    » Der ehrwürdige Sargan hat Schauermärchen über Riesenspinnen erzählt? Ich kann es kaum glauben …« Ionnis setzte sich ans Ufer und entledigte sich seiner Stiefel.
    Tatsächlich war es eine seltsame Vorstellung, wenn man sich ihren rundlichen Vater vorstellte, aber Artaynis wusste, dass er nicht immer ein so gemütlicher Mensch gewesen war. Die

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