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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ihm. Sie war froh, sich zu bewegen, auch wenn sie nicht wusste, wohin der Weg sie führen würde. Die Anstrengung, durch den dunklen, feuchten Gang zu kriechen, verbannte alle anderen Gedanken aus ihrem Geist, und Artaynis war dankbar dafür. Die Kälte und die Müdigkeit waren schlimm genug, aber Ionnis’ Verrat war es, der ihr das Herz gebrochen hatte.
    Sie kletterten eine Weile langsam, aber stetig empor bis zu einer Stelle, an der ein Tunnel rechts von ihrer Röhre abzweigte. Rugarr hielt inne und besah sich beide Wege ganz genau.
    » Diese Röhre hier ist teils gemauert, teils behauen«, sagte er schließlich und deutete auf den Weg, den sie eben zurückgelegt hatten. » Und ich vermute, dass sie uns unweit der Festung wieder an die Oberfläche führen würde, wenn wir ihr weiter folgten. Der andere Tunnel ist natürlichen Ursprungs. Er leitet wahrscheinlich Schmelzwasser aus den Bergen in diese Röhre und wurde lediglich mit ein paar Balken im vorderen Teil abgestützt.«
    Als Artaynis an dem Zwerg vorbeiblickte, konnte sie erkennen, was er meinte.
    » Dann sollten wir wohl diese Abzweigung nehmen, oder?«, sagte sie. » Es wäre ziemlich gefährlich, in der Nähe der Burg plötzlich aus einem Brunnen zu steigen.«
    Der Zwerg gab ihr recht, indem er sich wieder in Bewegung setzte und in den Tunnel einbog. Sie waren noch nicht weit gekommen, als er sich zu verbreitern begann. Bald konnte sich Rugarr zu voller Größe aufrichten und kurz darauf auch Artaynis. Dass sie nun nicht mehr gebückt laufen musste, war ein Segen für ihren schmerzenden Rücken. Obwohl sie jetzt leichter vorankamen, ging der Zwerg weiterhin voraus, und Artaynis passte sich seinem Tempo an.
    Nach einiger Zeit drang gelegentlich Mondlicht durch Spalten im Fels und ließ sie ihre Umgebung erahnen, doch ebenso oft hüllte vollkommene Dunkelheit die beiden Wanderer ein. Soweit Artaynis es beurteilen konnte, verlief der Tunnel fast waagerecht unter der Oberfläche und führte sie weder nennenswert nach oben noch nach unten.
    Die Dunkelheit begann sich auf ihr Gemüt zu legen. Zwar konnte sie den Zwerg vor sich hören, doch was um sie herum geschah, blieb ihr verborgen. Von Zeit zu Zeit streckte sie die Finger aus, um festzustellen, ob sie die Wände noch erreichen konnte, doch von Mal zu Mal kostete es sie mehr Überwindung. Was, wenn da plötzlich nichts mehr ist? Oder schlimmer noch, wenn dort statt kaltem Fels plötzlich etwas anderes wäre, wie die warme Haut eines Lebewesens? Wlachkis war ein gefährliches Land, und sie wusste von Natiole, dass es unter der Oberfläche sogar noch ungleich bedrohlicher sein konnte. Die Heimat der Trolle und der Zwerge. Und gewiss das Zuhause einer Vielzahl von namenlosen Monstren.
    Sie ermahnte sich selbst, sich diesen Ängsten nicht zu überlassen. Die realen Ereignisse dieser Nacht waren schrecklich genug gewesen, auch ohne dass ihre Fantasie verrücktspielte.
    Nach einiger Zeit hörte sie vor sich das Tropfen von Wasser, und als sie um eine lang gezogene Kurve kamen, sahen sie plötzlich Licht vor sich. Sie gelangten in eine Höhle, in deren Mitte ein Spalt in der Decke prangte, der zwar kaum eine Hand breit war, sich aber über die ganze Länge der Höhle zog. Dicke Wurzeln ragten durch den Spalt in die Höhle hinein, und an einer Seite tropfte Wasser herunter, das sich am Höhlenboden sammelte. Artaynis vermutete, dass sich das kleine Rinnsal zur Zeit der Schneeschmelze in einen Bach verwandeln würde, der von hier aus direkt in die Zisterne floss.
    Der Lichtschein, der durch den Spalt drang, zeigte Artaynis, dass mittlerweile die Sonne aufgegangen sein musste.
    Erschöpft ließ sie sich auf den Boden sinken und hielt ihre Hand unter das tropfende Wasser, bis sie genug gesammelt hatte, um trinken zu können.
    Auch der Zwerg hielt inne, blickte sich um. » Wir müssen rasten«, stellte er fest und setzte sich hin.
    Artaynis nickte benommen. Ihre Glieder fühlten sich plötzlich bleischwer an, und die Müdigkeit legte sich auf sie wie eine Decke aus Eisen. » Hier gibt es wenigstens Licht.«
    Durch den Spalt in der Decke drang außerdem ein wenig warme Luft, und so war es in der Höhle wärmer, als es bisher auf ihrer Wanderung gewesen war. Mit einiger Mühe schlüpfte sie aus ihren feuchten Stiefeln. Sie bezweifelte, dass ihr Schuhwerk hier trocknen würde, aber sie wollte zumindest nicht darin schlafen. Dann sah sie sich nach einem Platz in der Höhle um, an dem sie sich lang ausstrecken konnte, ohne

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