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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Hand an die Stirn. » Ja, Herr. Ich komme aus Rasi, und …«
    » Das liegt bei Barsaî, nicht wahr?«, hakte Natiole nach.
    Sein Gegenüber nickte. » Es sind Krieger gekommen, aus dem Hochland. Wilde, hat der Älteste gesagt, aus den Hochtälern.«
    Eine gewisse Erleichterung machte sich in Natiole breit. Zwar hatte er noch nie davon gehört, dass die Stämme des Hochlands so weit vorstießen, aber es erschien ihm möglich. Wahrscheinlicher jedenfalls, als dass sich sein eigener Bruder gegen ihn stellte.
    » Sie haben zwei Höfe überfallen und niedergebrannt. Ich wurde nach Barsaî gesandt, um die Soldaten zu warnen.«
    » Und es waren nur Hochlandkrieger?«
    » Zuerst schon«, nahm der Bote Natiole die Hoffnung. » Aber es kamen immer mehr. Und dann kamen auch Soldaten aus Désa. In Rasi … haben sie alles geplündert und angezündet.«
    Der junge Mann schluckte. Er war kein Krieger, kein Soldat, nur ein einfacher Bursche, der es nicht verdient hatte, dass man ihm seine Familie und sein Heim nahm.
    » Der Anführer Eurer Soldaten in Barsaî, Kreoghu, hat mir befohlen, bis nach Teremi weiterzureisen und die Nachricht von den Angriffen zu überbringen. Er sagte, er könne keinen Krieger entbehren. Als ich fortlief, war überall Feuer …«
    » Wie meinst du das?«
    » Gehöfte, Dörfer, alles. Alles haben sie niedergebrannt.«
    Dem Boten stiegen Tränen in die Augen, und er musste sich in seinen Ärmel schnäuzen. Aber Natiole konnte dem jungen Mann keine Ruhe gönnen, noch nicht. Er musste mehr wissen.
    » Wie lange ist das her?«
    » Ich … Neun Tage, denke ich, Herr. Ich bin nicht ganz sicher. Sie haben mich verfolgt. Ich musste mich im Wald verstecken.«
    » Hast du sie aus der Nähe gesehen?«
    » Ja. Es waren Wlachaken. Sie trugen Rüstungen und Schilde, Schwerter und Speere.«
    » Sind sie unter einem Banner gezogen?«
    Der junge Mann hob den Blick und sah Natiole nun direkt in die Augen. Er schluckte. » Unter dem Rabenbanner, Herr.«
    Das Zeichen meiner Familie. Unserer Familie. Aber nicht jeder, der ein Banner führt, hat auch das Recht dazu. Noch immer konnte Natiole nicht glauben, dass Ionnis sich gegen ihn erhoben haben sollte. Zugleich wurde ihm klar, dass es für den Moment aber auch nicht wichtig war, wer die Krieger gegen sein Volk sandte. Da draußen waren Wlachaken, die sich auf seinen Schutz verließen, und im Augenblick waren sie wehrlos den Feinden ausgeliefert.
    » Danke. Du bist ein mutiger Mann«, erklärte Natiole und legte ihm eine Hand auf die Schulter. » Geh in die Küche und lass dir etwas zu essen geben. Sag, dass ich dich schicke und dass du eine Unterkunft brauchst. Jemand wird sich um dich kümmern. Ruh dich aus.«
    » Danke, Herr.«
    Natiole rang sich ein aufmunterndes Nicken ab. Egal, wie es in ihm aussah, er durfte sich seine Zerrissenheit nicht anmerken lassen. Schwäche zu zeigen war unmöglich, um der Wlachaken willen.
    Er wandte sich ab und ging schnellen Schrittes zu dem kleinen Saal, in dem Phryges bereits mit jenen Ratsmitgliedern auf ihn wartete, die zu dieser nächtlichen Stunde ohnehin in der Feste gewesen waren.
    Natiole setzte eine ungerührte Miene auf und trat an den Tisch. » Ich grüße Euch. Es gibt Neuigkeiten aus den Ländereien südlich des Magy, die schlechter kaum sein könnten«, begann er ohne Umschweife. » Soldaten haben Siedlungen überfallen und gebrandschatzt. Sie trugen das Rabenbanner mit sich. Was bedeuten kann, dass jemand uns gegeneinander aufhetzten will, oder aber, dass mein Bruder Ionnis sich gegen den Thron erhoben hat.«
    Schockierte Stille antwortete ihm.
    » Noch ist nichts sicher. Wir haben nur den Bericht eines Boten, der kaum mehr als ein verängstigter Junge ist. Aber es scheint klar zu sein, dass es blutige Übergriffe gegeben hat. Was auch immer im Süden geschieht, wir müssen schnell handeln.«
    » Wir müssen alle zu den Waffen rufen«, stellte Mendrik fest. Sein Gesicht war bleich.
    » Wie lange wird es dauern, bis wir alle Banner versammelt haben?«
    » Wochen.«
    Natiole schüttelte den Kopf. » Das ist nicht schnell genug. Zieht die Garnisonen im Osten ab und …«
    » Herr, die Festungen an der Grenze im Osten sind alles, was uns vor den Masriden schützt«, gab Irinya zu bedenken. » Wenn wir diese Garnisonen rufen, steht nichts zwischen den Masriden und dem wlachkischen Herzland.«
    » Die Masriden sind im Augenblick kaum eine echte Bedrohung.« Natiole entrollte die Karte und deutete auf die Gegend südlich des Magy.

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