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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Artaynis immer schwerer klarmachen, ob sie wachte oder schlief. Die Dunkelheit erschien ihr wie ein Mantel, der sich um ihren Körper und ihren Geist gelegt hatte, und sie wusste nicht mehr, ob sie auf ihren eigenen Beinen lief oder ob eine unsichtbare Hand sie voranschob.
    Sie wünschte sich sehr, diesen Zustand des Dösens hinter sich zu lassen und endlich richtig einzuschlafen, aber immer war da etwas, ein kleines, nagendes Geräusch, das sie daran hinderte.
    » Artaynis! Artaynis! Bleib wach!«
    Es war schwer, dem Befehl zu gehorchen, und Artaynis wollte ihm auch gar nicht folgen. Sie wollte, dass das lästige Geräusch verschwand und sie in Ruhe ließ.
    Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrem Gesicht. » Verdammt, Frau, mach die Augen auf.«
    Sie wollte sich beschweren, aber sie merkte, dass sie keine Worte dafür hatte. Mit großer Mühe öffnete sie die Augen einen Spaltbreit.
    Vor ihr befand sich der Ausgang einer kleinen Höhle. Artaynis konnte blinzelnd ein Stück Himmel erkennen, das prachtvoll golden und rot leuchtete. In der Ferne ging hinter Feldern und Wald die Sonne unter.

38
    N atiole schreckte aus dem Schlaf hoch. In seinen Gemächern war es so dunkel, dass er die Hand nicht vor Augen sehen konnte, und einen Herzschlag lang glaubte er, wieder in den Tiefen der Welt zu sein, umgeben von nichts als Stein und Fels und Dunkelheit.
    » Herr?«
    Die Stimme hatte ihn aus seinen Träumen gerissen, die ihm so kurz nach dem Aufwachen noch wie die Wirklichkeit erschienen. Er musste sich kurz sammeln, bevor er benommen fragte: » Wer ist da?«
    » Phryges, Herr.« Der Kammerherr musste vor der Tür stehen, denn seine Stimme klang gedämpft. » Es tut mir außerordentlich leid, Euch mitten in der Nacht zu stören, aber es gibt Nachrichten, die Ihr ohne Aufschub erhalten müsst.«
    » Ich komme«, erwiderte Natiole und rieb sich über das Gesicht. Er gähnte, dann schlug er die warme Decke zurück und setzte sich auf die Kante seines Bettes. Der Fußboden war kalt, aber wenigstens hatten sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt, und er konnte die vertrauten Umrisse des Mobiliars erkennen. In der Feuerschale, die im Sommer in den Kamin gestellt wurde, lag noch ein Rest glimmernder Kohle. Natiole blies sanft in die Glut und entzündete an ihr den Docht einer Öllampe, deren Schein seine Gemächer schon bald erfüllte.
    Auf einem Gestell warteten eine Waschschüssel und eine Kanne. Wäre es Morgen gewesen, hätte ihm ein Diener warmes Wasser zum Rasieren und Waschen gebracht, aber so musste er mit dem kalten Wasser aus der Kanne vorliebnehmen, das er sich rasch über Gesicht und Oberkörper spritzte. Zumindest vertreibt das die Müdigkeit.
    Mit wenigen Handgriffen zog er sich an – schnürte sein Hemd, schlüpfte in Hose und Stiefel –, während er in Gedanken bereits nach Erklärungen für die nächtliche Störung suchte. Auch wenn er wusste, dass Vermutungen ihn kaum weiterbringen würden, konnte er sich nicht davon abhalten, sie anzustellen. Fast sicher nämlich waren es keine guten Nachrichten, die auf ihn warteten, und er bereitete sich innerlich bereits darauf vor.
    Zuletzt legte er den Schwertgurt an, überprüfte den Sitz seiner beiden Klingen. Dann öffnete er die Tür, hinter der Phryges geduldig wartete, eine Laterne in der Linken. Der Kammerherr sah wie immer perfekt angezogen und gepflegt aus. Natiole nahm an, dass man ihn auch aus dem Schlaf gerissen hatte, und fragte sich insgeheim, wie es dem Dyrier gelang, sich das nicht im Geringsten anmerken zu lassen. Nicht ein Haar schien falsch zu liegen, während Natiole es gerade mal geschafft hatte, seine langen Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zu binden.
    » Was gibt es denn?«
    » Ein Bote wartet unten«, erklärte Phryges. Er deutete mit der Hand den Korridor hinab.
    Natiole runzelte die Stirn. » Gibt es Neuigkeiten von Ana? Aus dem Imperium?«
    Der Kammerherr schlug die Augen nieder und schien einen Moment nach Worten zu suchen. Jetzt war Natiole hellwach, und seine unbestimmten Vorahnungen wurden zu einem kalten Knoten in seinem Magen. Ihr ist etwas zugestoßen!
    Mit einem Mal fragte er sich, wen er damit eigentlich meinte.
    » Ich denke, es ist besser, wenn Ihr die Nachricht gleich aus dem Mund des Boten erfahrt.«
    » Bei den Geistern, Phryges«, entfuhr es ihm. » Es ist offenbar wichtig, also sag es mir! Ich bin nicht dafür bekannt, die Überbringer schlechter Nachrichten aufzuhängen, oder etwa doch?«
    » Nein, Herr«,

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