Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
entgegnete der Kammerherr schuldbewusst. » Es ist nur so, dass ich es selbst kaum glauben kann. Eine ungeheuerliche Anschuldigung steht im Raum, und ich will nicht derjenige sein, der sie ausspricht.«
    Natiole kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. » Es ist ohne Belang, wer sie ausspricht, erfahren muss ich von ihr ohnehin. Also, heraus damit!«
    Noch nie hatte Natiole den Dyrier so nervös gesehen. Tatsächlich konnte er sich nicht daran erinnern, Phryges überhaupt je unruhig oder unkontrolliert erlebt zu haben.
    » Es gibt Angriffe auf Siedlungen südlich des Magy«, begann Phryges zögerlich.
    Dreimal verfluchte Masriden, dachte Natiole. Unbewusst zuckte seine Hand zum Schwertgriff.
    » Und die Soldaten behaupten, dass sie im Auftrag Eures Bruders handeln und …«
    » Was?«
    » Die Angreifer sagen, dass sie unter Befehl von Ionnis cal Sare s stehen«, wiederholte der Dyrier.
    Der Boden unter Natioles Füßen schien wegzubrechen. Phryges sagte etwas, aber er verstand kein Wort. Die Welt um ihn herum ergab plötzlich keinen Sinn mehr.
    » Herr?«
    Natiole hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er taumelte einen Schritt, musste sich an der Wand abstützen, sonst wäre er gestürzt. Ionnis? Warum sollte er so etwas tun? Warum?
    » Ich … Das kann nicht … Das kann nicht sein.«
    » Noch sind es nur unbestätigte Gerüchte«, versuchte Phryges ihn zu beruhigen.
    Die Stimme des Kammerherrn zu hören gab Natiole Halt. Zwar fühlte er sich immer noch wie in einem bösen Traum, aber es gelang ihm, wieder Herr über seine Gedanken und seinen Körper zu werden. Er richtete sich auf. » Wie schlimm ist es?« Seine Stimme war nur ein Krächzen. » Die Wahrheit, Phryges.«
    » Ich weiß es nicht.« Der Dyrier bemerkte seinen Blick und wiederholte: » Ich weiß es wirklich nicht. Es scheinen mehrere Trupps aus dem Hochland gekommen zu sein. Der Bote weiß weder, wie viele es sind, noch, wo sie angreifen, noch, ob es sich um Überfälle und Plünderungen oder um Eroberungen handelt.«
    Vor Natioles geistigem Auge erschien die große Karte des Landes zwischen den Bergen, die seine Mutter hatte anfertigen lassen. Er sah Städte und Dörfer, Flüsse, Wälder, Hügel, Seen. Gerade die Zuflüsse des Magy waren seit ewigen Zeiten nicht nur natürliche Grenzen gewesen, sondern hatten auch Schutz geboten. An ihnen befanden sich die Burgen, Festungen und Türme. An den Furten und dort, wo ein Übersetzen leicht möglich war.
    Das Mardew bot allein durch seine Lage gute Möglichkeiten zur Verteidigung. Aber gegen Soldaten, die aus dem Hochland kamen, existierte keine natürliche Befestigung. Und niemand hat hiermit gerechnet, erkannte Natiole. Wir haben uns immer gen Osten orientiert, weil wir dort unsere Feinde wussten. Nach Süden hin ist unser Land ungeschützt. Im Zuge eines schnellen Angriffs kann man bis Poleamt vorstoßen, bis Dabrân. Er schluckte. Bis zum Magy!
    » Versammle den Rat«, befahl er, und jetzt klang seine Stimme wieder fest. » Und verdopple die Wachen auf allen Posten. Lass die Tore der Stadt schließen, und gib Order, dass sie nicht geöffnet werden dürfen, egal für wen.«
    Was immer hinter diesen Angriffen steckt, meine wichtigste Aufgabe ist, unsere Leute zu schützen.
    Natiole sah Phryges eindringlich an. » Egal für wen, hast du verstanden?«
    » Ja, Herr.«
    » Wo wartet der Bote?«
    » In der Eingangshalle.«
    » Ich finde ihn selbst. Kümmere du dich um meine Anweisungen.«
    Mit einer letzten Bestätigung verbeugte sich Phryges und ging. Natiole blieb noch einen Moment stehen, seufzte und rieb sich die Augen. Der Gedanke an einen solchen Verrat war ungeheuerlich, so schrecklich, dass es ihm Tränen in die Augen trieb. Vielleicht haben wir uns nie wirklich nahegestanden, aber du bist mein kleiner Bruder. Du würdest das nicht tun.
    » Es ist nicht Ionnis«, flüsterte Natiole in die Einsamkeit der Feste, als er die Öllampe holte und sich auf den Weg machte. » Es ist ein Trick, eine List. Es ist auf keinen Fall Ionnis.«
    In der Eingangshalle wartete ein junger Mann, dem man die Strapazen seiner Reise ansah. Seine einfache Kleidung war schmutzig, abgerissen, zerknittert, und sein Haar, das eigentlich schwarz sein mochte, war mit graubraunem Staub bedeckt. Er drehte seine Mütze nervös in den Händen.
    » Sei gegrüßt«, begann Natiole so gefasst, wie er konnte. » Ich bin Natiole. Du musst mir alles erzählen.«
    Der junge Mann straffte die Schultern und fasste sich mit der

Weitere Kostenlose Bücher