Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
kannte; vermutlich waren nicht alle seine Geschäfte ehrbarer Natur gewesen.
    Am Südufer des Flusses ragte der Wald nun direkt vor ihnen auf. Einige der mächtigen Baumriesen standen gebeugt wie alte Männer über den Fluten, und sie hatten diese Stelle gewählt, um im Schutz der Bäume übersetzen und an Land gehen zu können.
    Natiole versuchte, die düsteren Gedanken, die seinen Geist beherrschten, seit er vom Verrat seines Bruders erfahren hatte, für den Augenblick beiseitezuschieben und sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
    Ein letztes Mal überprüfte er den Sitz seiner leichten Rüstung, seines Schwertgurts und seiner Waffen, dann stieß der Rumpf des Ruderbootes gegen die Böschung, und er sprang an Land und hielt sich mit einer Hand an einer Wurzel fest, während er mit der anderen das Boot stabilisierte. Die Soldaten zogen die Ruder ein und legten sie zwischen sich, indes Radu geschickt aus dem Boot kletterte, dann aber an der Böschung abrutschte und beinahe im Wasser gelandet wäre. Nur mit Mühe konnte er sich an einen Ast klammern und ein unfreiwilliges Bad verhindern.
    » Ihr wartet hier«, befahl Natiole leise, als der eine Soldat ein Tau um die Wurzel schlang und das Ruderboot so befestigte. » Sollte irgendwer außer uns kommen, legt ihr ab und verschwindet. In dem Fall treffen wir uns vor Morgengrauen hinter den drei Marderfelsen wieder. Verstanden?«
    Die beiden Soldaten nickten. Jeder in der Gegend kannte die drei Felsen, die lang gestreckt in den Magy hineinragten. Wenn man die Augen zusammenkniff und genau im richtigen Winkel auf sie schaute, konnte man sie vielleicht für große Marder halten, auch wenn Natiole vermutete, dass es mit ihrem Namen eine andere, längst vergessene Bewandtnis hatte.
    Er kletterte die Böschung hoch und hielt Radu eine Hand hin, die dieser rasch ergriff.
    » Bist du sicher, dass du mich begleiten willst?«
    » Ja.«
    » Ich will nicht, dass du dich dazu verpflichtet fühlst.«
    » Keine Sorge«, erwiderte Radu leichthin. » Die Vorstellung, dass der Voivode selbst durch den Schlamm kriecht, hat einen gewissen Reiz. Ich will das mit eigenen Augen sehen.«
    Natiole seufzte.
    » Und außerdem wüsste ich gern, was Phryges und der Rat dazu gesagt haben.«
    » Das ist leider geheim«, winkte Natiole ab. Tatsächlich war niemand über seinen Plan erfreut gewesen, aber zumindest hatte er als Voivode den Vorteil, Derartiges einfach ignorieren zu können.
    » Ich bin sicher, der Dyrier hätte sich bei deiner Ankündigung am liebsten selbst entleibt.«
    Da Radu offenbar nicht lockerlassen wollte, schüttelte Natiole den Kopf. » Zum einen kennt er Sargan Vulpon sehr gut und weiß genug von dessen Leben, um über so etwas nicht überrascht zu sein, zum anderen habe ich es ihm ebenso erklärt wie allen anderen: Ich muss es mit eigenen Augen sehen, sonst kann ich nicht glauben, dass es wirklich Ionnis ist, der Wlachkis das antut.«
    Seine Ratgeber und der Kammerherr hatten allerdings auf diese Begründung mit Unverständnis reagiert. » Ich frage mich, ob Camila es verstanden hätte«, murmelte Natiole, mehr zu sich selbst als an seinen Begleiter gewandt » Ich könnte ihren Rat im Moment gut gebrauchen.«
    » Gibt es noch nichts Neues aus Starig Jazek?«, fragte der junge Wlachake mit plötzlichem Ernst.
    Natiole schüttelte den Kopf. Er machte sich große Sorgen um die Geistseherin und musste immer wieder an sie denken, auch wenn er im Moment nur mit dem anrückenden Feind hätte beschäftigt sein sollen.
    Radu legte ihm eine Hand auf den Arm. » Ich verstehe es jedenfalls«, sagte er schlicht.
    Einige Augenblicke wusste Natiole nicht, was er sagen sollte, dann deutete er in den Wald. » Komm.«
    Sie schlichen los. Der Himmel war sternenklar, der große Mond spendete silbriges Licht, und doch war es im Wald so dunkel, dass sie nur langsam vorankamen.
    » Wir müssen mit Wachen rechnen«, erklärte Natiole leise. » Vorgeschobene Posten bis hier in den Wald hinein.«
    Zumindest würde ich es so machen, fügte er in Gedanken hinzu. Aber Ionnis ist kein Krieger, er hat nie … Natiole hielt inne. Die Erinnerung an ihre gemeinsame Kindheit, an bessere Tage, brachte das Gefühl des Verlusts wieder mit sich.
    » Gut.« Radus Stimme riss ihn aus seinen Grübeleien.
    Der Wald wurde nahe am Fluss oft genutzt, um Holz für Boote und Schiffe zu schlagen, und war dementsprechend an vielen Stellen gelichtet. Dennoch war es in der Dunkelheit nicht einfach, sich möglichst

Weitere Kostenlose Bücher