Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Wenn du wirklich dort hin willst, musst du dich beeilen. Hast du Familie dort?«
    » Ja, der Bruder meines Mannes lebt dort«, sagte Artaynis wahrheitsgemäß. » Wie weit ist es denn von hier?«
    » Wenn du reitest, ist es nicht allzu weit. Drei Tagesreisen höchstens. Aber momentan sind Pferde kaum zu bekommen. Die Männer und Frauen, die der Voivode zum Kampf gerufen hat, haben beinahe alle Pferde mitgenommen.«
    » Ich kann nicht warten. Und ich habe genug, um ein Pferd zu kaufen«, sagte Artaynis entschlossen. Sie stellte die Schüssel ab und tastete mit der rechten Hand nach der verborgenen Innentasche ihres Hemdes, in der sie das Geschmeide verstaut hatte. Erleichtert stellte sie fest, dass das Halsband noch da war. Zögerlich zog sie es hervor und hielt es dem alten Mann hin.
    Andors Augen verrieten deutlich seine Überraschung, als er den Schmuck sah. » Woher hast du das?«, fragte er misstrauisch. » Hast du es etwa gestohlen? Habt ihr unterwegs verlassene Häuser geplündert, du und der Zwerg? Von denen hört man ja so einiges …«
    » Nein. Nein, wirklich nicht«, versicherte Artaynis hastig. » Bitte, glaubt mir. Das Halsband gehört mir. Es war ein Geschenk meines Vaters.«
    » Dann muss dein Vater ein mächtiger und reicher Mann sein«, sagte der Alte, offenkundig noch immer zweifelnd. » Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Zwerge, Spinnenbisse, ein teures Geschmeide – etwas an dieser ganzen Geschichte stinkt zum Himmel.«
    Artaynis senkte den Kopf und blickte zu Boden. Während sie nachdachte, biss sie sich nervös in die Wange.
    » Ich habe Euch nicht ganz die Wahrheit gesagt, wer ich bin«, gestand sie schließlich, als sie den Kopf wieder hob. Sie blickte Andor fest in die Augen, um ihn von der Aufrichtigkeit ihrer Worte zu überzeugen. » Ich bin Vara cal Zal s ani, und ich bin aus Désa geflohen, als der Bojar seine Truppen sammelte. Ich will nach Teremi, um den rechtmäßigen Voivoden zu warnen und mich ihm anzuschließen. Verzeiht, dass ich Euch zuerst belogen habe. Ich war mir nicht sicher, wem Ihr Gefolgschaft schuldet.«
    Sie hoffte sehr, dass der ehemalige Sonnenpriester keine Ahnung hatte, wie Vara cal Zal s ani aussah, und dass ihre Freundin ihr vergeben würde, sollten sie sich je wiedersehen.
    » Und Ihr hattet Angst, mir das zu sagen, weil ich ein Masride bin, nicht wahr?«, vermutete Andor grimmig.
    Diese Erfahrung macht er sicher nicht zum ersten Mal, dachte Artaynis.
    » Genau so ist es«, sagte sie laut.
    » Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Gut, dass Ihr mir jetzt vertraut. Fühlt Ihr Euch denn schon wieder stark genug, um die Reise nach Teremi anzutreten?«
    Artaynis machte Anstalten, vom Bett aufzustehen. » Das werde ich wohl herausfinden müssen.«
    Als sie auf die Beine kam, merkte sie, wie eine Welle von Übelkeit über sie hereinbrach. » Ich muss … mich übergeben«, presste sie zwischen den Zähnen hervor.
    Sogleich hatte Andor die Schüssel zur Hand und reichte sie ihr.
    Während Artaynis ihr Frühstück ausspuckte, ließ der Alte sie rücksichtsvoll allein. Schließlich war ihr Magen leer, und Andor kehrte zurück und brachte ihr einen Krug mit frischem Wasser.
    » Eine Flucht in Eurem Zustand kann nicht leicht gewesen sein«, sagte der ehemalige Sonnenpriester ruhig. » Und der Ritt nach Teremi wird es auch nicht werden.«
    » Es ist eben noch nicht so lange her, dass die Spinne mich erwischt hat«, erklärte Artaynis und winkte ab. » Aber ich bin mir sicher, dass ich in ein paar Tagen die Nachwirkungen des Giftes überwunden haben werde. Nicht zuletzt dank Eurer Hilfe.«
    » Ich meinte nicht das Gift«, erklärte Andor bestimmt, » sondern, dass Ihr ein Kind erwartet.«
    Eigentlich hätten die Worte ein Schock für sie sein müssen, aber als Andor sie aussprach, wurde Artaynis klar, dass sie es selbst schon seit einiger Zeit wusste. Sie hatte die Zeichen nicht wahrhaben wollen, so deutlich sie auch waren. Doch jetzt konnte sie es nicht länger verdrängen: Sie trug Ionnis’ Kind in sich.

42
    L eise. Und die Ruder hoch.«
    Natioles Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Die beiden Soldaten hielten inne. Das Boot verlor an Fahrt und wurde von der Strömung den Magy hinabgetrieben. Natiole lauschte in die Dunkelheit, dann nickte er. » Weiter.«
    Die Ruder glitten fast geräuschlos wieder ins Wasser. Einer der Burlaî im Hafen von Teremi hatte ihnen geraten, sie mit Stoff zu umwickeln. Natiole hatte nicht nachgefragt, woher der Treidler den Trick

Weitere Kostenlose Bücher