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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Natiole fragte sich, ob Artaynis bei ihm war. Bist du seine Komplizin? Trinkt ihr gerade gemeinsam den Wein aus Dyrien, den ihr so schätzt, und freut euch auf euren bevorstehenden Sieg?
    Die kühle Nacht hielt keine Antworten für ihn bereit. Obwohl das Gefühl der Leere aus seinem Inneren nicht gewichen war, wandte Natiole sich ab. Radu folgte ihm, als er wieder in die Schatten des Waldes eintauchte und sich einen Weg zurück zum Boot bahnte. Die ganze Zeit zogen Gedanken und Erinnerungen durch seinen Geist. Irgendwie war jetzt alles real geworden. Bislang waren es nur Berichte und Gerüchte gewesen, aber jetzt hatte er mit eigenen Augen gesehen, was ihm zuvor undenkbar gewesen war. Eine wlachkische Armee lagert vor den Toren Teremis. Hassen sie mich so sehr? War meine Herrschaft so furchtbar, dass sie mit Schwertern in der Hand vor meine Stadt ziehen müssen?
    Sie erreichten das Ufer und schlichen die Böschung entlang. Natiole lächelte grimmig. Keine Wachposten im Wald, niemand am Ufer. Unbekümmert, nachlässig – genau, wie man es von Ionnis erwarten würde. Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Oder er schert sich nicht darum, weil er um seine Stärke und unsere Schwäche weiß. Natioles Lächeln erstarb.
    Das Boot war noch an der Stelle, an der sie es verlassen hatten. Die Soldaten empfingen sie und halfen ihnen hinein.
    » Herr, wir haben etwas gesehen.«
    » Oder vielmehr gehört«, berichtigte der Zweite.
    » Heraus damit!«
    » Ein Ruderboot. Nicht unweit von hier zu Wasser gelassen. Es ist in Richtung des anderen Ufers gefahren, sehr leise.«
    » Späher«, vermutete Radu.
    » Oder Schlimmeres. Saboteure, Verräter«, zischte Natiole und ergriff ein Ruder. » Wann?«
    » Kurz, bevor Ihr gekommen seid, Herr.«
    » Dann los, hinterher!«
    Er legte sich gemeinsam mit den anderen in die Riemen. Sie wussten nicht genau, wo das Boot den Fluss überquert hatte. Deshalb ruderten sie gegen die Strömung, um möglichst näher an Teremi zu landen und den anderen den Weg abzuschneiden. Es war harte Arbeit. Noch bevor sie die Mitte des breiten Stroms erreicht hatten, lief Natiole der Schweiß von der Stirn. Er konnte den Widerstand des Wassers in seinen Armen, seinem Rücken, ja selbst in seinen Beinen spüren. Gemeinsam jedoch brachten sie das Ruderboot über den Magy und legten schon bald am Nordufer an.
    » Zieht den Kahn an Land. Dann legt euch an der Straße auf die Lauer, falls sie uns entwischen«, befahl Natiole. Er selbst lief mit Radu stromabwärts.
    Auf dieser Seite war die Uferböschung steiler, aber ein Stück oberhalb des Flusses war eine Straße angelegt worden, die hauptsächlich von den Burlaî genutzt wurde, um die schweren Lastkähne flussaufwärts zu ziehen. Sie war breit und befestigt, denn die größten Kähne wurden von Pferdegespannen gezogen – nur die kleineren von Menschen, die in die Harnische geschnallt wurden.
    » Was ist, wenn sie flussaufwärts an Land gegangen sind?« Radu schnaufte.
    Natiole antwortete lediglich mit einem schnellen Kopfschütteln. Wenn es sich vermeiden ließ, arbeitete man beim Übersetzen nicht gegen die starke Strömung, sondern ließ sich zumindest ein Stück den Fluss hinabtreiben.
    Nach einigen Hundert Schritt zeigte sich, dass er recht hatte. In einem der ruhigeren Nebenarme des Magy zeichnete sich ein dunkler Umriss vor dem mondbeschienenen Wasser ab. Es war ein Ruderboot, noch kleiner als das ihre.
    Natiole hielt an und duckte sich. Zwei Gestalten standen neben dem Boot an Land, schienen miteinander zu reden. » Ich will sie lebend«, erklärte er.
    Radu nickte und zog leise sein Schwert.
    Natiole tat es ihm gleich. » Auf mein Zeichen. Du links, ich rechts.«
    Er atmete tief durch. Auf die Entfernung war in der Dunkelheit nicht zu erkennen, ob die Gestalten bewaffnet waren. Die Umgebung bot nur wenig Schutz, weshalb sie sich kaum anschleichen konnten.
    » Angriff!«
    Natiole sprintete los. Ein Stück hinter ihm lief Radu. Sie legten die drei Dutzend Schritt schnell zurück, doch die beiden Gestalten drehten sich zu ihnen um, als Natiole noch zehn Schritt entfernt war.
    » Ergebt euch!«, brüllte er so laut und einschüchternd, wie er nur konnte.
    Eine Gestalt wich vor ihm zurück, die andere sprang voller Panik in das Boot. Natiole stürmte auf Erstere zu. Neben ihm ertönte ein lautes Platschen, als das kleine Ruderboot kenterte. Da er seine Klinge nicht einsetzen wollte, warf er sich auf seinen Feind und riss ihn mit sich zu Boden.
    Sie schlugen hart auf,

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