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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bereiteten sich auf einen Angriff vor, das war überall deutlich zu erkennen. Selbst um diese frühe Stunde herrschte schon Betrieb in den Straßen, wurden Vorräte verstaut und an den Mauern gearbeitet. Das Tor zur Feste war versperrt, aber als die Wachen, die dort Posten bezogen hatten, den Voivoden erkannten, machten sie sich augenblicklich an den schweren Balken zu schaffen.
    Auf dem Hof der Festung herrschte eine solche Betriebsamkeit, dass Artaynis bezweifelte, dass während Natioles Abwesenheit überhaupt jemand geschlafen hatte. Krieger, die höchst unterschiedlich gerüstet waren und alle möglichen Wappen und Abzeichen trugen, standen um glimmende Kohlepfannen. Artaynis konnte sich längst nicht an jedes Wappentier erinnern, aber sie war sich sicher, dass hier sowohl Masriden als auch Wlachaken versammelt waren, um die Stadt zu beschützen.
    Offenkundig waren die Ställe bereits übervoll, und so hatte man etliche Ziegen vor den Wirtschaftsgebäuden angebunden, und Bedienstete und Soldaten liefen schwer bepackt umher.
    » Herr, Ihr seid zurück«, rief eine Frau in lederner Rüstung über den allgegenwärtigen Lärm der Menschen und Tiere hinweg, als sie Natiole entdeckte. » Wir müssen über die Pferde sprechen.«
    » Die Truppen aus Doleorman sind angekommen. Wir brauchen noch weitere Unterkünfte«, rief ein anderer. » Diese Bauern stinken wie die Schafe, die sie hüten.«
    Raues Lachen erklang.
    » Herr, den Geistern sei Dank, Ihr seid zurück! Der Rat hat sich bereits versammelt, um auf Euren Bericht zu warten«, meldete ein älterer, untersetzter Mann, der eben eine Treppe heruntergelaufen kam.
    Sie fallen ja über ihn her wie ein aufgeschreckter Krähenschwarm, dachte Artaynis, von der in all dem Trubel glücklicherweise niemand Notiz zu nehmen schien. Ob es Natiole immer so ergeht? Oder nur jetzt?
    Der Voivode jedenfalls blieb erstaunlich ruhig und gefasst. Zu dem beleibten Mann sagte er: » Lass sie wissen, dass ich auf dem Weg bin. Um die Unterbringung der neuen Truppen wird sich mein S ambar kümmern, ich schicke ihn gleich zu euch herunter.« Dann wandte er sich an die Frau. » Und über die Pferde sprechen wir später.«
    Er drehte sich zu Radu um. » Bring unseren Gast in der Burg unter«, sagte er so leise, dass es die Umstehenden nicht hören konnten. » Und pass auf sie auf.«
    Wie sehr er sich verändert hat, dachte Artaynis. Hart ist er geworden, entschlossen und selbstbewusst. Es fällt ihm gewiss nicht mehr schwer, andere anzuführen.
    Natiole beugte sich zu Artaynis hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: » Ruh dich erst einmal aus. Du siehst aus, als könntest du es brauchen. Ich muss mich um den Rat und die Probleme hier kümmern. Komm zu mir, wenn du dich erholt hast.«
    Artaynis nickte. » Natiole?«
    » Ja?«
    » Danke.«
    Radu machte eine einladende Geste mit der Hand, und Artaynis folgte ihm eine Treppe hinauf und durch ein Gewirr von Gängen. Der Raum, in den er sie brachte, war nach dyrischen Maßstäben alles andere als luxuriös, aber nach ihrer Reise erschien ihr das Bett, auf das sie sich umstandslos fallen ließ, so weich, dass sie bezweifelte, dass der Imperator selbst bequemer schlafen konnte.
    Radu war in der Tür stehen geblieben und sah sie unverwandt an. » Kann ich Euch noch etwas bringen?«, erkundigte er sich mit kühler, erzwungener Höflichkeit.
    Er misstraut mir. Natürlich.
    » Radu, ja?«, fragte Artaynis freundlich zurück. » Benannt nach eurem Heiligen?«
    Das entlockte ihm ein halbherziges Grinsen. » Manche sagen, dass die Ähnlichkeit beim Namen endet.«
    Sie erwiderte das Lachen. » Das kann ich mir vorstellen. Stehst du schon lange in Natioles Diensten?«
    » Noch kein Jahr.«
    » Noch kein Jahr, und schon erlebst du einen Krieg mit«, sagte sie nachdenklich.
    » Dieser Krieg ist nicht die Schuld des Voivoden«, entgegnete Radu hitzig. » Es ist Euer lügnerischer Ehemann, der ihn ohne jeden Grund angreift.«
    Artaynis senkte den Kopf. » Ich weiß«, sagte sie ruhig. » Deshalb bin ich hier. Ich muss so schnell wie möglich mit Natiole allein reden.«
    Radu schüttelte den Kopf. » Verzeiht mir. Ich hätte das nicht …«
    » Schon gut. Du hast wirklich keinen Grund, mir zu vertrauen. Bitte, bring mir ein bisschen Wasser und finde heraus, wann ich mit dem Voivoden sprechen kann, ja?«
    Als Radu das Zimmer verlassen hatte, streckte sich Artaynis auf dem Bett aus. Sie streifte den Mantel ab und breitete ihn wie eine Decke über sich. Mittlerweile war

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