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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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murmelte sie und wandte den Blick von den Toten ab.
    Sie stand auf und schaute sich um. Außer ihr war niemand in der Scheune. Offenbar war das Gebäude geplündert worden. Vor Kurzem hatte hier noch Vieh gelebt; die Spuren waren überall zu sehen. Camila vermutete, dass damit nun die Soldaten von Ionnis’ Armee versorgt wurden. Hier musste es Eimer, Mistgabeln, verschiedenste Gerätschaften gegeben haben, aber auch die waren verschwunden. Camila fragte sich, ob die Bauern deswegen hatten sterben müssen. Weil sie sich nicht damit hatten abfinden wollen, dass die Krieger ihnen ihre Lebensgrundlage stahlen.
    In einen der Balken, die das Dach trugen, war auf Kopfhöhe ein Nagel geschlagen worden. Vielleicht, um etwas daran aufzuhängen. Camila hob die Arme, legte die Hände an den Nagel und begann, das Seil, mit dem sie gefesselt war, daran zu reiben. Es war mühsam. Nur Faser für Faser löste es sich, und schon bald hatte sie kleine Wunden an den Handgelenken, aus denen Blut ihre Fesseln rot färbte. Aber schließlich gab das Seil ein Stück nach, und Camila gelang es, den Rest mit den Zähnen zu lockern und ihre Hände zu befreien.
    Sie bewegte die Finger, in die kribbelnd das Blut schoss. Sie fühlten sich halb taub an, dann kehrte das Leben in sie zurück.
    Sofort dachte Camila an Flucht. Erst da wurde ihr bewusst, dass die Soldaten sie wieder mit den Hunden jagen würden. Dennoch ging sie gewissenhaft die Wände der Scheune ab, suchte nach Öffnungen oder sonstigen Möglichkeiten, den entsetzlichen Ort zu verlassen. Wenn ich einen Weg gefunden habe, von hier zu entkommen, kann ich mir immer noch überlegen, wie ich den Hunden entgehe.
    Als sie Schritte hörte, sprang sie schnell in die Mitte zurück und ließ sich fallen. Das Tor öffnete sich, da saß sie schon mit gesenktem Kopf auf den Boden, ganz die gebrochene Gefangene.
    » Na, haste Spaß mit denen?«
    Camila blickte auf. Der Pockennarbige grinste breit und stieß einen der Gehängten an, sodass der Leichnam hin und her schwang.
    » Die Geister sehen alles«, erwiderte Camila kalt. » Und sie vergessen nichts.«
    Das Grinsen erstarb dem Soldaten auf den Lippen. Er spuckte aus und gab einen abschätzigen Laut von sich, aber Camila konnte sehen, dass ihre Worte ihr Ziel erreicht hatten. Gut. Auch wenn sie eine Gefangene war, war sie immer noch eine Geistseherin, und die Soldaten waren Wlachaken.
    » Du bis’ Camila?«
    Sie nickte.
    » Dann komm mit.«
    Sie erhob sich. An seinen Blicken konnte sie sehen, dass ihm das Fehlen der Fesseln aufgefallen war, doch er sagte nichts dazu. Sie folgte ihm hinaus ins Freie. Auf dem Hof entdeckte sie die anderen Mitglieder ihrer kleinen Gruppe nahe am Brunnen, umgeben von Soldaten. Camila wollte ihnen zunicken, ihnen Mut machen, aber niemand schaute zu ihr herüber.
    Der Pockennarbige führte sie zum Haus und schob sie durch die Tür. Im Inneren war es dunkel und warm. Jemand hatte trotz der sommerlichen Temperaturen ein Feuer im Kamin entzündet.
    Auch hier war geplündert worden. Zertrümmerte Möbel lagen auf dem Boden, überall dazwischen Tonscherben. Ein Tisch, dessen eines Bein offensichtlich mehr schlecht als recht repariert worden war, stand in der Mitte des Raums, und an diesem saß der Alte, das Gesicht immer noch im Schatten seiner Kapuze.
    Cerail lehnte am Kamin, als ob ihr kalt sei. Der pockennarbige Soldat schloss die Tür hinter Camila. Niemand sprach. Das Knacken der Holzscheite im Feuer war das einzige Geräusch.
    » Du bist Camila aus Teremi?«, fragte Cerail schließlich.
    Camila nickte und ließ ihren Blick schweifen. Es gab einen Durchgang, hinter dem vermutlich eine Küche lag, denn der Kamin eignete sich nicht zum Kochen. Geschlafen hatten die Bauern wohl hier, auch wenn von ihren einfachen Betten nur noch zerbrochene Bretter übrig waren.
    » Waren noch mehr mit euch unterwegs?«
    » Wir sind die einzigen Geistseher, die Starig Jazek verlassen haben«, sagte Camila, was ja auch fast der Wahrheit entsprach. Sie hoffte, dass ihre Feinde nichts von Arós wussten. » Was ist mit denen geschehen, die geblieben sind?«
    Ihr Herz schlug schneller, als sie die Frage stellte. Sie dachte unwillkürlich an Adan. Und fürchtete die Antwort.
    » Sie wurden zum Heerlager gebracht«, erklärte Cerail, was ein großes Gewicht von Camilas Herz nahm.
    Die Soldatin bewegte sich ein Stück auf die Geistseherin zu und blieb erst stehen, als sie schon unangenehm nah vor ihr stand. Sie betrachtete Camila mit kalter

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