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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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die Sonne aufgegangen und schien ihr ins Gesicht. Sie schloss die Augen, und die Müdigkeit legte sich mit bleierner Schwere auf sie. Artaynis wartete darauf, ob sich die bereits vertraute Übelkeit einstellen würde, aber ihr Magen blieb ruhig.
    Nicht einschlafen, ermahnte sie sich selbst. Du kannst dich ausruhen, wenn du mit Natiole gesprochen hast.
    » Herrin?« Radu stand wieder in der Tür, mit einer Schüssel Wasser, von der Dampf aufstieg, und einigen Tüchern bewaffnet. Er platzierte alles auf einem Tisch.
    Artaynis erhob sich. » Dreh dich um«, sagte sie knapp und schlüpfte aus dem Hemd, sobald sie sah, dass Radu dem Befehl nachgekommen war. » Was hat Natiole gesagt?«, fragte sie, während sie sich notdürftig wusch.
    » Er geht direkt von der Ratsversammlung aus in seine Gemächer. Ich soll Euch gleich zu ihm bringen.«
    » Sehr gut.«
    In Ermangelung frischer Kleidung zog sie das Hemd wieder an, nachdem sie sich abgetrocknet hatte.
    Während sie Radu neuerlich durch die Festung folgte, dachte sie beklommen über das Gespräch nach, das sie gleich führen musste. Glücklicherweise hatte der alte Fuchs seine Nachkommen nicht zu Feiglingen erzogen, aber schlechte Nachrichten in dieser Größenordnung zu überbringen war selbst im besten Fall ein schwieriges Unterfangen.
    Zumal fraglich ist, ob Natiole mir überhaupt glaubt. Vielleicht denkt er, Ionnis habe mich geschickt, um ihn mit meinen Lügen zu beeinflussen.
    Natioles Gemächer lagen dort, wo früher sein Vater seine Räume gehabt hatte, erkannte Artaynis, die sich an die Feste Remis noch aus der Zeit erinnern, die sie am Hof von Teremi verbracht hatte.
    Radu klopfte an die Tür, und beinahe sofort ertönte Natioles Stimme: » Kommt herein.« Mit einer angedeuteten Verbeugung hielt Radu ihr die Tür auf.
    Als Artaynis in den Raum trat, nickte Natiole seinem Diener zu. » Ich danke dir. Lässt du uns bitte allein?«
    Das Arbeitszimmer war schlicht, beinahe nüchtern eingerichtet. Natiole, der seine Rüstung inzwischen abgelegt hatte, stand an einem Fenster und winkte sie zu sich heran.
    » Siehst du all die Leute?«, fragte er und deutete auf den Hof hinunter, der noch genauso überfüllt war wie bei ihrer Ankunft. » Sie kommen her, um Teremi zu verteidigen. Wenn Ionnis’ Truppen uns angreifen, werden viele von ihnen den nächsten Vollmond nicht mehr erleben.«
    Er sah Artaynis direkt an, und sie merkte, wie erschöpft er wirkte. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine Kiefermuskulatur war so angespannt, dass es schmerzen musste.
    » Warum, Artaynis?«, fragte er. » Warum tut er mir das an?«
    Sie erwiderte seinen Blick, wich ihm nicht aus, blinzelte nicht. Er muss mir glauben. Er muss einfach. » Weil es nicht dein Bruder ist, der das tut. Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, aber es ist nicht Ionnis. Er würde dich niemals auf diese Weise verraten.«
    Natiole hob eine Hand und rieb sich müde über die Augen. Dann nahm er sich zusammen. » Wie meinst du das?«
    » Es hat schon vor Wochen begonnen«, erklärte Artaynis langsam. » Nachdem es ein Erdbeben in den Sorkaten gab und wir in einen Erdrutsch geraten waren und einen verletzten Zwerg gefunden hatten. Ionnis begann sich zu verändern. Er wurde immer verschlossener, abweisender. Und er hat immer mehr Krieger um sich versammelt. Zuerst hat er mir erzählt, die Stämme der Hochtäler wollten uns angreifen, aber das hätte die Zahl der Soldaten, die er nach Désa beordert hat, kaum gerechtfertigt. Dennoch kam mir niemals die Idee, dass er mit ihnen Teremi angreifen könnte.«
    » Und was bringt dich dazu, zu glauben, das alles sei nicht seine Idee gewesen?«
    » Ich habe es gesehen. Ich habe gesehen, wie ein alter Mann ihn mit Magie gezwungen hat, gegen seinen Willen zu handeln.«
    Natiole schüttelte den Kopf. Plötzlich sah er nicht mehr aus wie der kriegerische Voivode, sondern wie der in sich gekehrte Junge, den sie früher gekannt hatte. » Was für ein Mann?«, fragte er. » Ein Sonnenpriester? Stecken die Masriden hinter alldem?«
    » Nein. Fast wünschte ich mir, es wäre so, aber so einfach ist es nicht.«
    » Ich kann nicht behaupten, dass ich dich verstehe.« Natiole schaute sie mit gerunzelten Brauen an.
    Eine Weile schwiegen sie, und Artaynis hätte beinahe der Mut verlassen weiterzusprechen.
    » Setzen wir uns doch«, sagte er da langsam, wies auf einige schwere, geschnitzte Stühle, nahm ihr gegenüber Platz und forderte sie auf: » Erzähl mir

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