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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Neugierde. » Stimmt es, dass du in Teremi bei Hofe warst?«
    Camila verschränkte die Arme vor der Brust, unwillig zu zeigen, wie unwohl sie sich fühlte. » Ja.«
    Als sie an die Feste Remis dachte, erschien ihr die Formulierung der Frage seltsam. » Bei Hofe«, das klang nach dem Goldenem Imperium oder den masridischen Marczeg der alten Zeit und passte wenig zu den Wlachaken.
    Wieder trat Cerail einen Schritt vor. Jetzt konnte Camila ihren Atem auf ihrem Gesicht spüren. » Du genießt das Vertrauen des Voivoden?«
    Camila antwortete nicht sofort. Lass sie nicht sehen, dass du Angst hast. Konzentrier dich. Ihre Gedanken rasten. Welche Antwort ist besser? Sie dachte an Natiole, an ihren Abschied, daran, wie anders die Welt vor wenigen Wochen noch gewesen war.
    » Sie ist die Richtige«, ergriff der Alte das Wort, noch bevor sie eine Antwort geben konnte, und Cerail wandte sich ab und ging wieder zurück zum Kamin.
    Camila runzelte die Stirn. » Wofür?«
    Camilas Frage ließ die Soldatin breit grinsen. Der Alte hob den Kopf, und die Geistseherin konnte erstmals sein Gesicht genauer betrachten. Er wirkte krank, aber da war noch mehr. Seine Züge waren subtil deformiert, wie es Camila noch nie gesehen hatte. Graue Äderchen zeichneten sich unter seiner blassen Haut ab, die aussah, als würde sie jeden Moment reißen, vor allem über den spitzen Wangenknochen.
    » Ihr Geistseher seid ein seltsamer Haufen«, befand Cerail. » Ich hatte mir weitaus mehr Sorgen gemacht, bevor wir euch gefangen haben. Aber ihr redet nur daher und versteht gar nichts.«
    Der Vorwurf kam so überraschend, dass Camila erst keine Erwiderung wusste. Aber die beiden blickten sie beinahe fragend an, und so erklärte sie schließlich: » Wir verstehen sehr wohl. Ihr unterschätzt die Macht der Geister und ihre Wirkung auf unser aller Leben – auf eigene Gefahr!«
    Cerail lachte trocken auf, und selbst der Alte, bislang scheinbar gefühllos, gab ein keckerndes Geräusch von sich.
    Wut stieg in Camila auf. Sie dachte an die ermordete Bauernfamilie, die in einem Krieg gestorben war, der nicht der ihre war. Wlachaken kämpften hier gegen Wlachaken, und alles, wofür S ten cal Dabrân und die Seinen geblutet hatten, drohte, im Strudel eines wahnwitzigen Bruderkriegs unterzugehen.
    » Oh, wir haben Respekt vor der Macht der Geister«, entgegnete Cerail, nachdem ihr Lachen verebbt war. » Großen Respekt. Genau deshalb sind wir hier. Aber ihr Geistseher … ihr versteht euch selbst nicht und die Geister schon gar nicht. Dieser Adan …«
    » Was ist mit Adan? Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    » Gemacht?« Cerail winkte ab. » Nichts. Warum auch? Von ihm geht keine Gefahr aus. Er ist blind und taub für das, was um ihn herum vorgeht, und hält sich für so klug. Dabei ist er so ahnungslos wie alle Menschen.«
    » Genug jetzt«, mischte sich der Alte ein und erhob sich. » Genug Geplänkel. Wir haben unser Ziel erreicht und sie alle gefangen genommen. Die wenigen, die durch die Maschen unseres Netzes geschlüpft sind, stellen keine Bedrohung dar.«
    » Was tun wir mit ihr?« Cerail nickte in Camilas Richtung.
    Der Geistseherin wurde plötzlich bewusst, dass ihr Schicksal nun von den Worten des Alten abhing. Die Richtige? Wofür, dreimal verflucht? Um mit den anderen in der Scheune aufgeknüpft zu werden? Die Angst legte sich wie eine kalte Hand um sie.
    » Schaff sie in den Keller und den Rest von ihnen auch. Sie bleiben da, bis wir weiterziehen. Für sie haben wir natürlich noch eine Verwendung. Für die anderen … Nun, wir werden sehen.«
    Cerail antwortete etwas, was Camila nicht verstand. Es klang wie eine fremde Sprache, eine Reihe kehliger Laute. Verwirrt blickte Camila die Soldatin an, aber die packte sie nur am Arm und zog sie in den nächsten Raum, wo es einen einfachen Herd gab. Mühelos hob die Kriegerin mit einer Hand die aus dicken Bohlen gezimmerte, schwere Falltür an.
    » Wohin bringt ihr uns? Wer ist der Alte? Worüber habt ihr geredet?«, verlangte Camila zu wissen, erhielt jedoch keine Antwort, sondern wurde unsanft herumgerissen und in das düstere Loch im Boden gestoßen.
    Als sich nach dem Sturz wieder aufrappelte, war die Falltür über ihr schon wieder geschlossen. Ihre Augen benötigten einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Immerhin fiel durch die Spalten zwischen den Bohlen ein wenig Licht in den Keller.
    Der Raum war kaum mehr als ein Loch im Boden, nicht sehr groß, einfach gegraben und mit Holzbalken

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