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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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auch schon Zetem mit Raga wieder da.
    » Los geht’s«, sagte Kerr, und sie verließen die Höhle durch einen kleinen Tunnel, der lediglich von einem Troll bewacht wurde.
    » Ich kenne den Weg recht gut«, erklärte Kerr und übernahm wie selbstverständlich die Führung, als sie außerhalb des Jagdgebietes angelangt waren.
    Sie gingen eine Weile einen breiten Tunnel entlang, dann führte Kerr sie durch eine Reihe kleiner Höhlen, die kaum Trollhöhe besaßen, und von dort aus über schmalere, gewundene Pfade.
    Die ganze Zeit über spürte Rask, dass sie aufwärts gingen, nicht steil, aber stetig. Schließlich mussten sie in einen Schacht steigen und sich ein gutes Stück an dessen Wand hinaufhangeln. Der Schacht führte sie in eine Höhle, deren Decke an einigen Stellen durchbrochen war. Durch die Öffnungen drang silbernes Mondlicht zu ihnen herein.
    Als Zetem das sah, knurrte er wütend. » Da falle ich nicht noch mal drauf rein«, meinte er. » Diesmal gehe ich der verdammten Sonne gleich aus dem Weg.«
    » Du kannst ihr hier nicht aus dem Weg gehen«, erklärte Raga. » Aber wir können schauen, dass wir wieder festen Stein über den Köpfen haben, bevor sie aufgeht.«
    » Es ist nicht mehr weit. Gleich sind wir da«, sagte Kerr.
    Er sollte Recht behalten. Die Höhle erweiterte sich, und bald konnte Rask vor sich eine beinahe kreisrunde Öffnung erkennen. Er blieb stehen und schnupperte. Seltsame Gerüche drangen von dort in die Höhle – nach Erde und Bäumen und nach fremdartigen Wesen und Beute.
    » Komm«, sagte Raga leise zu ihm. » Ich will mir das ansehen.«
    Gemeinsam liefen sie bis zu der Öffnung, blieben davor stehen und starrten hinaus in die fremde, unbekannte Welt, die sich vor der Höhle erstreckte. Bäume und kleine Bäume und der Mond und vieles, wofür wir Trolle keinen Namen haben.
    » Das ist also die Oberfläche«, sagte Raga.
    » Was für’n Scheiß«, knurrte Zetem abfällig.
    Lediglich Kerr zeigte sich völlig unbeeindruckt vom Eingang der Höhle. Er hat ja auch schon viele Dreeg hier oben verbracht, dachte Rask.
    Statt ihnen Gesellschaft zu leisten, suchte Kerr mit geschickten Pranken die Steine ab, bis er offenbar fand, was er gesucht hatte, und etwas hauchdünnes Weißes unter einem Stein hervorzog, das für Rask in etwa so beständig aussah wie Spinnweben.
    » Was hat das zu bedeuten?«, fragte Zetem verwirrt, der Kerr über die Schulter blickte. » Diese Bilder? Und die Zeichen?«
    » Die Bilder und die Botschaft bedeuten dasselbe«, erklärte Kerr geduldig. » Der Bote hat mir eine Nachricht geschrieben und das Wichtigste daran hier noch einmal aufgemalt, falls nicht ich, sondern ein anderer Troll, der nicht lesen kann, die Nachricht zuerst findet.«
    » Und?«
    Kerr schüttelte traurig den Kopf. » Die Nachricht ist von meinem Hareeg Natiole. Er sagt, dass seine Stadt angegriffen wird. Und dass er nur wenige Krieger hat. Und er bittet mich, ihm zu helfen, wenn ich kann.«

46
    D er Anblick, der sich ihm bot, hätte berauschend sein können, hätten andere Umstände dazu geführt, dass er sah, was er sah. Doch die Masse der Kämpfer, die sich auf Teremi zubewegten, die Wimpel, Flaggen, die Berittenen in ihren Rüstungen, die Fußsoldaten – sie alle waren gegen seine Stadt gerichtet. Die ordentlichen Reihen der ausgebildeten Krieger waren umgeben von dem Chaos derjenigen, die vor kurzer Zeit noch Bauern, Fischer oder Händler gewesen und nun in den Kriegsdienst gepresst oder zu den Waffen gerufen worden waren. Zusammen stellten sie eine tödliche Bedrohung dar.
    Natiole stand auf dem Torturm im Westen der Stadt. Im Osten versammelte sich eine ähnliche Heerschar, die gegen Teremi zog, das hatten ihm seine Späher berichtet.
    Er war von seinen Soldaten umgeben, und er konnte die Anspannung in ihren Gesichtern sehen, während sie beobachteten, wie Ionnis’ Truppen aufmarschierten und in Stellung gingen.
    Neben ihm stand Artaynis. Er hatte sie mitgenommen, obwohl er wusste, dass ihre Anwesenheit in der Feste misstrauisch beäugt wurde. Wenn sie in ihren Räumen bliebe, würden die Gerüchte und das Misstrauen auch nicht weniger. In ihrer Miene konnte er nicht lesen. Aber er wusste, dass in ihrem Inneren ein Sturm toben musste. Irgendwo in der gewaltigen Armee dort draußen musste sich Ionnis befinden. Der Vater ihres Kindes. Im Bann eines bösen Zaubers.
    Ich wünschte, Camila wäre hier. Sie würde vielleicht einen Weg finden, die fremde Macht zu brechen, die von seinem Bruder

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