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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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und dessen Ratgebern Besitz ergriffen hatte.
    » Herr, die Sonnenmagier sind bereit«, sagte Phryges hinter ihm. Natiole nickte seinem Kammerherrn zu. Der Dyrier hatte das Angebot, die Stadt zu verlassen und in seine Heimat zurückzukehren, ausgeschlagen. Auch wenn sich Natiole nicht sicher sein konnte, welches die Motive seines Kammerherrn für diese Entscheidung waren, verspürte er doch Dankbarkeit. Phryges war überdies bislang wohl der einzige Mensch bei Hof, der Artaynis unvoreingenommen gegenübertrat.
    » Sie sollen auf mein Signal warten.«
    Phryges verneigte sich. Die Priester des Albus Suna s würden ihr Bestes geben, dessen war sich der Voivode sicher. Es war noch nicht lange her, dass einer aus ihren Reihen, Cornel aus Teremi, in der großen Schlacht gegen das Dyrische Imperium sein Leben gegeben hatte, um den Kriegern aus dem Land zwischen den Bergen den Sieg zu ermöglichen. Masriden, die für Wlachaken kämpfen und sterben.
    » Gab es Nachricht von Ana?«, erkundigte sich Natiole, versuchte jedoch, die törichte Hoffnung aus seiner Stimme herauszuhalten.
    Phryges schüttelte den Kopf.
    Eigentlich hatte Natiole auch nicht mehr erwartet. Die wenigen Berichte aus Ardoly waren verwirrend, aber alles deutete darauf hin, dass Ana mit ihren eigenen Problemen beschäftigt war .
    » Vielleicht wurden die Boten abgefangen«, sagte Artaynis. » Du solltest lieber noch weitere Nachrichten schicken.«
    » Das könnte wahr sein, Herr«, stimmte der Kammerherr ihr zu. » Soll ich noch einen Boten zu Marczeg Ana beordern?«
    Mit einem Nicken entließ Natiole Phryges, der sich zurückzog, um die Befehle weiterzugeben.
    Viel hatten die Verteidiger der Stadt nicht in der Hinterhand. Jede Frau und jeder Mann im waffenfähigen Alter waren bereits auf den Mauern postiert. In der Stadt gab es kleine Trupps, die dazu eingeteilt waren, Brände zu löschen, falls es dazu kam, dass sie mit Feuer angegriffen wurden.
    Ein Teil der Bevölkerung war in die Feste Remis gebracht worden, so viele, wie die Festung aufnehmen konnte, hauptsächlich Kinder und Alte.
    Natiole hatte gemeinsam mit dem Rat Pläne ausgearbeitet, die Mauern notdürftig verstärken lassen, letzte Reparaturen und Ausbesserungen angeordnet, seine Krieger genauestens vorbereitet. Und dennoch hatte das er das dumpfe Gefühl, nicht genug getan zu haben.
    An den Zinnen lagen Felsbrocken zu großen Haufen aufgeschichtet. An einigen wichtigen Stellen der Wehrmauern hatte er große gusseiserne Kessel aufstellen lassen, in denen Öl zum Sieden gebracht wurde.
    Eine seltsame Stimmung ergriff von Natiole Besitz. Dort unten marschierten Wlachaken gegen Teremi. Das Volk, dessen Herrscher er war. Sie waren in die Irre geführt, verblendet, von Mächten geleitet, denen sie sich nicht entziehen konnten. Sie wollten ihn vernichten, die Stadt plündern, aber sie waren immer noch Wlachaken.
    » Solch ein Irrsinn«, murmelte er leise. Das erinnerte ihn wieder an Artaynis’ Bericht, und unwillkürlich blickte er zum Himmel. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch, einige Wolken waren zu sehen – aber keine geflügelten Ungeheuer. Noch immer wusste er nicht, was er von den Erzählungen des Zwergs halten sollte, die Artaynis ihm zugetragen hatte. Sie klangen zu wild, zu abwegig, zu sehr nach bloßen Mythen und Legenden.
    Aber glaubte er wirklich, dass Artaynis sich oder ihn täuschte? Prüfend schaute er die Dyrierin an. Sie blickte unbewegt zu den Angreifern hinüber, das rote Haar halb unter einem lose um den Kopf geschlungenen Tuch verborgen. Warum sollte sie lügen?
    Die Soldaten wussten nichts von den Behauptungen des Zwergs. Natiole hatte lange mit sich gerungen und entschieden, dass es nur ihre Moral schwächen würde. Angesichts der Übermacht ihrer Feinde war die Hoffnung der meisten ohnehin schwach. Sie würden entweder glauben, ich lüge, um meinen Bruder von seiner Schuld freizusprechen, oder die Angst vor einem Drachen würde sie noch weiter lähmen.
    Die Truppen des Feindes kamen langsam zum Stehen, gerade außerhalb der Reichweite der Bogenschützen. Die Reiterei zog sich ein Stück seitwärts zurück, und die Krieger saßen ab. Vielleicht würden sie in ihren schwereren Rüstungen den ersten Angriff anführen, vielleicht waren sie als Reserve eingeplant, die zu späterer Stunde, wenn die Verteidiger bereits ermüdet waren, angreifen würde.
    » Du solltest die Zinnen jetzt verlassen«, bat Natiole Artaynis. » Hier oben kannst du im Augenblick nichts tun, fürchte

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