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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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auf dem die Leichen ihrer Kameraden lagen. Es war, als ob ihre Angst mit einem Mal von allen Besitz ergriff, denn der Angriff brach zusammen, die Soldaten liefen zurück, nicht einer blieb an der Mauer. Ihre Panik erfasste auch diejenigen, die ihnen entgegenmarschierten, und schon bald war das Feld vor der Stadt verlassen.
    Jubel brandete auf. Natiole ließ seine Krieger gewähren, doch er selbst stimmte nicht mit in die Rufe ein. Er wusste, dass dies nur der erste von vielen Angriffen gewesen und der Tag noch lange nicht überstanden war.
    Vom anderen Ende der Stadt her, der Mauer im Osten, erklang immer noch Kampfeslärm, aber so leise, dass Natiole nicht ausmachen konnte, wie es dort um die Verteidigung bestellt war. Er hielt einen Soldaten am Arm fest, der gerade an ihm vorbeilief. » Ich muss wissen, was dort geschieht.« Er wies hinüber zur Feste Remis.
    Der Bewaffnete, dessen vergeblicher Versuch, sich einen richtigen Bart wachsen zu lassen, bewies, wie jung er noch war, nickte atemlos und rannte davon.
    Obwohl Natiole kaum mehr getan hatte, als einen Felsbrocken auf die Feinde zu werfen, spürte er Erschöpfung in sich aufsteigen, als die Anspannung ihn für den Moment verließ. Selbst die feindlichen Bogenschützen hatten sich zurückgezogen. Um ihn herum wurden die wenigen Verwundeten versorgt und diejenigen, die nicht mehr kämpfen konnten, in die Stadt getragen.
    Unbewusst wanderte Natioles Hand zum Griff seines Schwertes. Er wusste, dass er die Klinge an diesem Tag noch ziehen würde. Jetzt konnte er nur warten.
    Eine Gestalt kam die Wehrmauer entlanggeschlendert, tauschte mit einigen Soldaten Scherze aus, die deren Stimmung tatsächlich zu heben schienen.
    » Gerade lief ein ziemlich aufgeregter Junge in einer viel zu großen Rüstung an mir vorbei. Sagte, er käme vom Voivoden«, erklärte Radu und lehnte sich locker an die Brüstung. Er wirkte nicht wie jemand, der mitten in einer Schlacht steckte.
    Natiole hob den Kopf. Der Kampfeslärm war verebbt.
    » Wir haben den ersten Angriff zurückgeschlagen«, erklärte Radu mit einem Grinsen.
    » Gut, gut«, murmelte Natiole, der im Kopf noch einmal alle Möglichkeiten durchging. » Weißt du, wie stark sie auf eurer Seite waren?«
    Radu warf einen prüfenden Blick auf die feindliche Armee. » Sie scheinen sich etwa gleich aufgeteilt zu haben. Allerdings ist da drüben keine Reiterei.«
    » Hier wollen sie durchbrechen«, stellte Natiole trocken fest. » Genau wie erwartet.«
    Im Osten schloss die Feste Remis mit der Stadtmauer ab, und das Tor war weitaus kleiner und leichter zu verteidigen. Einst hatte die Stadt aus zwei Dörfern an beiden Ufer der Reiba bestanden, Tere s und Remis, bis diese zu Teremi zusammengewachsen waren. Der Fluss floss nun mitten durch die Stadt, war allerdings durch eine mächtige Wehranlage geschützt. Schon die alten Wlachaken hatten gewusst, dass die Stadt dort, wo der Fluss sie teilte, am verwundbarsten war, und hatten diesen Teil der Mauer besonders befestigt. Eine Tradition, die von den Masriden weitergeführt worden war.
    Bei den Planungen hatte Natiole vermutet, dass der Hauptangriff auf Tere s sattfinden würde. Remis war schmaler und durch die Feste besonders geschützt. Er selbst hätte seine Kräfte ebenfalls im Westen konzentriert, wenn er der Angreifer gewesen wäre. Und Ionnis mochte kein Krieger sein, aber er war ein kluger Kopf, der seine Geschichtsbücher gut kannte. Er oder das, was immer ihn jetzt beherrscht.
    » Und dabei werden sie sich noch viele blutige Nasen holen.« Radu streckte die Arme aus, als ob er die Muskeln lockern wollte.
    Natiole verzog leicht den Mund. » Wir müssen sie aus der Deckung locken. Die Anführer müssen näher an die Stadt herankommen.«
    Radu blickte zu den Bogenschützen, die überall auf den Mauern verteilt waren. » Solange wir sie mit Pfeilen spicken können, wird das nicht geschehen, oder?«
    » Sie müssen den Sieg schon riechen«, erwiderte Natiole. » Die Sonnenpriester können ihre Magie nur auf relativ geringe Entfernung wirken.«
    » Wir könnten das Tor öffnen …«
    Natiole schnaubte. » Und uns ihnen ausliefern? So nah müssen sie nun wieder auch nicht heran.«
    Radu wollte etwas erwidern, aber dann erklang erneut das Hornsignal.
    » Da kommen sie wieder«, sagte Natiole leise, bevor er laut rief: » Auf eure Posten! Bogenschützen bereit!«

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    D ie lauten Schreie verebbten nur langsam. In ihrem Schädel hallte der Lärm wider, verstärkte ihre pochenden

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