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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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verklangen in der Nacht. Über ihnen hüpfte der Rabe zwei Schritte zur Seite, dann setzte er sich wieder ruhig hin und zog den Kopf zwischen die Schultern.
    Es gab nicht viel darauf zu antworten. Camila empfand ähnlich wie Adan und viele andere Wlachaken. Im Westen des Landes, im Mardew und im Sadat, herrschten seit Ionnas Ritt gegen Zorpad wieder die Wlachaken. Es gab noch Masriden und Szarken, aber viele waren in den Osten geflohen, wo zunächst noch zwei Häuser geherrscht hatten, bis das Haus Békésar siegreich aus einem Bürgerkrieg hervorgegangen war. Dass an der Spitze dieses Hauses nun eine halbe Wlachakin stand – eine Tochter des Hauses cal Dabrân sogar –, hatte vielen Wlachaken die Hoffnung gegeben, dass die Herrschaft der verhassten Masriden endgültig gebrochen werden würde. Doch Ana Békésar hatte nicht nur nichts getan, um diesen Traum wahr werden zu lassen, sondern sich sogar schon mehrere kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Voivoden Natiole geliefert.
    » Die Masriden sind unruhig, Camila. Sie haben die Lektionen vergessen, die wir ihnen erteilt haben. Sie haben vergessen, wie die Löwin von Désa ihrem Zorpad den Kopf abgebissen hat. Sie flüstern wieder von Tireas Fall auf den Knochenfeldern, von dem Ende unseres ersten Königshauses, einst von Radu dem Heiligen gegründet. Sie erinnern sich an die Jahrhunderte ihrer Herrschaft und sehnen sich nach vergangener Größe. Sie denken, Ionna, Viçinia und S ten seien Vergangenheit und die Kraft ihrer Häuser ebenso. Sie sehen Fürst Natiole und seinen Bruder, den halben Dyrier …«
    » Natiole sagt, es ist wichtig, dass Ionnis und Artaynis den Kontakt zum Imperium aufrechterhalten. Wir brauchen die Dyrier als Verbündete«, unterbrach ihn Camila.
    » Sicher, sicher.« Adans Stimme klang beschwichtigend. » Aber dennoch sieht es so aus, dass der Voivode selbst in seiner eigenen Familie kaum mehr Wlachaken um sich hat. Seine engsten Verbündeten sind ein Teil dies und ein Teil das – wer von ihnen kann schon von sich sagen, dass es ihm hauptsächlich um dieses Land geht?«
    » Natiole selbst kann das sagen«, entgegnete Camila hitziger, als sie es gewollt hatte. » Er sorgt sich um seine Schutzbefohlenen. Niemand arbeitet härter als er.«
    » Du und ich, wir wissen das. Aber die Masriden reden sich ein, dass wir Wlachaken schwach geworden sind. Dass wir leichte Beute sind.«
    » Die Menschen vergessen so schnell. Und sie sehen nur, was sie sehen wollen«, sagte die ältere der beiden Schülerinnen, und Adan nickte.
    » Camila, vertraust du wirklich darauf, dass Natiole cal Sare s der richtige Mann ist, um auch in dem Sturm, der da kommen mag, über das Land zwischen den Bergen zu herrschen?«
    Unsicher blickte Camila zu den Sternen empor. Einige Wolken schoben sich über den Himmel und bedeckten ihn.
    » Was willst du mir damit sagen?«
    » Vielleicht ist das die Veränderung, welche die Geister spüren. Die Unruhe der Masriden überträgt sich auf sie. Es liegt etwas in der Luft. Der Geruch des Krieges. Sieh dich um«, bat Adan. » Wir haben uns an den Frieden gewöhnt. Wir bauen und graben die Erde um und säen und treiben Handel. Wer uns so betrachtet, könnte glauben, dass wir keine Krieger mehr sind. Dass man uns nicht mehr fürchten muss. Dass unser Glaube schwach und unsere Geister fern sind. Dass ein Krieg schnell vorüber wäre.«
    Der Rabe krächzte, dann erhob er sich flügelschlagend in die Lüfte. Camila sah ihm nach, bis er in der Dunkelheit verschwand.

6
    M it schnellen Schritten lief Natiole die Treppe hinauf, die zu dem Wehrgang auf der Befestigungsmauer führte. Noch ein Händler oder Adeliger mehr, der etwas mit mir besprechen will, und ich fange an zu schreien.
    Phryges hatte für eine Unterbrechung in dem endlos scheinenden Strom der Bittsteller und Besucher gesorgt, die der junge Fürst nutzen wollte, um sich einen Moment an einen der wenigen Orte in der Burg zurückzuziehen, an dem er ungestört nachdenken konnte. Als er schließlich oben angekommen war, schlüpfte er durch eine niedrige Tür nach draußen und trat zwischen zwei Zinnen an die Brüstung. Der Wind zerrte an seinem Umhang und an seinem Haar, aber er liebte den Ausblick, den er von hier aus auf Teremi hatte.
    Tief unter sich konnte er das Treiben in der Stadt beobachten. Jetzt, am späten Vormittag, waren die Straßen voller Menschen: Handwerker, Treidler, Marktleute, spielende Kinder und geschäftige Erwachsene. Der Lärm den sie, ihre Fuhrwerke und

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