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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Anfang. Tatsächlich hatte er keine Probleme, die Wand entlangzuklettern, und war schon kurze Zeit später auf der anderen Seite des Loches. Zetem und Raga folgten ihm rasch.
    » Willst du?«, fragte Tarka, aber Kerr schüttelte den Kopf: » Du zuerst.«
    Sie ließ sich das nicht zweimal sagen und war mit wenigen kräftigen, aber auch gewagten Schwüngen an dem Loch vorbei. Kerr trat vor, suchte weitaus weniger draufgängerisch nach einer Stelle, wo er sich festhalten konnte, und kletterte dann langsam die Wand entlang.
    Als er beinahe an dem Loch vorbei war, brandete der Schlag des Herzens über ihn hinweg. Der Dreeg gab ihm Sicherheit. Doch dann spürte er, was unter ihm lag.
    Jenseits des Lochs im Boden, in der gewaltigen Höhle unter ihnen, war etwas. Zuerst konnte Kerr es kaum erfassen, dann erschrak er so sehr, dass er seinen Halt verlor.
    Er rutschte ab, aber Tarka sprang vor. Ihre Pranken schlossen sich um seine Arme, fest und unverrückbar wie die Berge selbst. Sie schnaufte, als sie ihn langsam zu sich zog. » Bist du verrückt geworden?«, knurrte sie, während sie ihn auf dem Boden des Gangs ablegte.
    » Nein«, murmelte Kerr. » Ich habe es nur gesehen.«
    » Was gesehen?«
    Die Trolle versammelten sich um ihn. Er versuchte Worte zu finden für das, was das Herz ihm enthüllt hatte. Unter ihnen war ein Wesen, größer als hundert Trolle, besetzt mit gewaltigen Schuppen, heiß wie Lava. Seine Bewegung ließ die Erde beben.
    Noch immer konnte Kerr nicht recht fassen, was er gesehen hatte. Bloß eines wusste er genau: » Allein schaffen wir das nicht.«

49
    N och während die Soldaten mit Camila zum Tor hetzten und die Bogenschützen Ionnis und seine Begleiter mit Pfeilen beschossen, blies das Horn zum nächsten Angriff. Natiole stand mit wild klopfendem Herzen an der Brüstung, den Bogen in seiner Hand vergessen. Er hatte geschossen, ohne nachzudenken, als er die Klinge an Camilas Hals gesehen hatte, und erst, als die Pfeile von der Sehne schnellten, war ihm bewusst geworden, was er da tat.
    Unter ihm ging nun ein Hagel von Geschossen auf seinen Bruder nieder. In Natiole stieg Übelkeit auf, so zerrissen fühlte er sich bei diesem Anblick. Einerseits wollte er seine Feinde fallen sehen, um die Stadt zu retten und der Schlacht ein frühes Ende zu bereiten, andererseits war das dort unten Ionnis, sein Bruder. Vor seinem inneren Auge sah er den kleinen Jungen vor sich, der Ionnis vor vielen Jahren gewesen war. Seinen klugen kleinen Bruder, der so gern lachte, und den jungen Mann mit dem gewinnenden Wesen, der Menschen so einfach für sich einnehmen konnte. Viele Jahre lang hatte Natiole insgeheim geglaubt, dass Ionnis ein besserer Voivode werden könnte als er selbst.
    Sie hatten ihre Zwistigkeiten gehabt, hatten sich entfremdet, als Ionnis im Imperium gelebt hatte, aber niemals hätte Natiole geglaubt, dass er seinem Bruder eines Tages auf einem Schlachtfeld gegenüberstehen würde.
    Doch er musste nicht mit ansehen, wie Ionnis fiel. Kein Pfeil fand sein Ziel. Der junge Voivode konnte nicht an einen Zufall glauben, zu viele Schützen hatten ihr Glück versucht.
    Jemand berührte Natiole an der Schulter, und endlich gelang es ihm, sich vom Anblick seines Bruders loszureißen. Seine Hände zitterten.
    » Das war ein guter Treffer«, sagte Radu anerkennend. » Du hast ihr das Leben gerettet.«
    Natiole atmete tief ein, um die Übelkeit abzuschütteln. » Wenn die Pfeile ihr Ziel verfehlt hätten, hätte ich sie umbringen können«, erwiderte er.
    » Aber das hast du nicht.« Radu grinste, und Natiole merkte, wie erleichtert er plötzlich war. Camila lebt und ist hier in der Burg.
    » Die Sonnenpriester konnten nichts ausrichten«, berichtete Radu. » Sofern es dort unten Magie gab, war es keine Magie, die sie kennen.«
    » Dreimal verflucht! Dann sag ihnen, dass sie sich wieder um die Verwundeten kümmern sollen.«
    Radu nickte bestätigend und lief davon, während Natiole den Bogen an die Soldatin zurückgab, die neben ihm stand und der er die Waffe aus der Hand gerissen hatte.
    Auf dem Feld wurde Ionnis von der heranstürmenden Masse seiner Soldaten verschluckt. Das Rabenbanner wehte dort, wo er sein musste, aber er selbst war schnell nicht mehr auszumachen. Bald würden die Angreifer heran sein. Das ist der vierte Sturm … Nein, der fünfte, oder?
    Natiole zog seine Klinge. Ihre Vorräte an Gesteinsbrocken und Öl waren längst aufgebraucht. Sie hatten blutige Ernte unter ihren Gegnern gehalten, aber schon

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