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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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lief zurück, reihte sich ein, warf sich mit all seiner Kraft gegen die Speiche. Sie bewegte sich kaum, zitterte, der Mechanismus ächzte und knarrte.
    » Tirea!« Der alte Schlachtruf kam Natiole instinktiv über die Lippen. » Für Tirea, für Wlachkis! Bei drei!«
    Er zählte, und als er die Drei erreichte, schrie er die Zahl heraus.
    Alle strengten sich noch einmal an, leisteten schier Übermenschliches – und das Rad bewegte sich mit einem Ruck. Die Kette erbebte. Von draußen ertönten Schreie.
    Natiole ließ los, rannte zum Fenster. Der Lastkahn war gekentert, trieb kieloben den Fluss hinab. Um ihn herum Ausrüstung, Fässer, Kisten – und einige Gestalten, viel zu wenige für den Kahn. Die Krieger in ihren Rüstungen und mit ihren Waffen hatten den Fluten des Magy nichts entgegenzusetzen. Der zweite Kahn schrammte gegen die Kette, wurde von der starken Strömung hinabgezogen.
    Artaynis zog den Hebel zurück, und der Mechanismus rastete mit einem letzten lauten Klacken ein.
    » Das war’s«, sagte Natiole mit rauer Stimme. » Wir haben es geschafft.«
    Seine Krieger waren zu erschöpft, um zu jubeln, aber er konnte die Erleichterung in ihren Mienen sehen. Natioles Blick fand Artaynis, und er nickte ihr lächelnd zu. Sie hatte recht, dachte er. Wie immer sie das gemacht hat, sie hat verstanden, wie die Kette bewegt wird, und das hat uns gerettet.
    Die junge Dyrierin erwiderte sein Lächeln, und Natiole fiel plötzlich ein, dass er sie so rasch wie möglich in die Feste zurückbringen sollte.
    » Lasst uns gehen«, sagte er. » Ihr fünf bleibt hier, sucht Überlebende und bewacht den Turm. Schließt die Pforte, und öffnet sie nur auf meinen Befehl, verstanden?«
    Sie nickten, aber Natiole nahm es nur am Rande wahr, denn er lief schon wieder hinaus. Der Himmel war von einem dunklen Rot. Die letzten Strahlen der Sonne beleuchteten die Spitzen der Türme der Feste Remis, und er atmete tief ein im Bewusstsein des Triumphs. Da sah er Radu, der an der Spitze seines kleinen Trupps zu ihm herüberrannte. » Wir haben es geschafft«, rief er auch ihm zu. » Der Hafen ist sicher!«
    Doch im Gesicht des jungen Mannes stand Entsetzen. » Die Ostmauer fällt! Sie haben das Tor eingenommen! Die Stadt ist verloren!«

52
    B eeilt euch! Los, macht schon!« Gemeinsam mit dem jungen rothaarigen Sonnenpriester, der sich um die Verletzten gekümmert hatte, versuchte Camila, das gute Dutzend erschöpfter und verwundeter Männer und Frauen dazu zu bewegen, ihre letzten Kräfte zu mobilisieren, damit sie die Feste noch rechtzeitig erreichten. Die Nachricht, dass die Mauern der Stadt gefallen waren, hatte sie am Torhaus erhalten. » Alle müssen sich in die Festung zurückziehen«, hatte die Botschaft des Soldaten gelautet, der von seinem Lauf so mitgenommen aussah, dass Camila schon glaubte, dass er sich gleich zu den Verwundeten legen könnte. Der Weg in die Feste Remis war nicht weit, aber nicht jeder ihrer Schützlinge konnte ohne Hilfe laufen, und in dem Chaos, das auf den Straßen herrschte, war der Versuch aussichtslos, ein Gefährt zu finden. Also stützten die Verwundeten sich gegenseitig, und Camila und der Priester taten, was sie konnten, um ihnen zu helfen.
    Die Nachricht, dass Ionnis’ Truppen in die Stadt eindrangen, war bereits in aller Munde. Manche Menschen verschanzten sich in ihren Häusern, während andere in wilder Panik versuchten, die Festung zu erreichen. Einige Menschen irrten verzweifelt durch die Straßen, auf der Suche nach Angehörigen oder Freunden. Und natürlich würde es auch solche geben, die zum Feind überliefen , dessen war sich Camila sicher.
    Endlich kam vor ihnen das Tor der Festung in Sicht. Die Feste Remis war ein uralter Wehrbau und, auch wenn die Tage der letzten Belagerung schon eine gewisse Zeit zurücklagen, noch immer imstande, jeden Feind zumindest eine Weile aufzuhalten. Soldaten standen im Tor, die versuchten, so viele Menschen wie möglich ins Innere zu schleusen.
    » Radu«, rief Camila, als sie ein bekanntes Gesicht sah. Er blickte suchend in der Menge umher, bis er sie entdeckte. » Wir bringen die Verletzten aus dem Torhaus.«
    Der junge Wlachake nickte, dann redete er hastig mit zwei Kriegern, die zu ihnen herüberkamen und ihnen halfen, die Verwundeten in die Festung zu schaffen.
    Radu folgte ihnen hinein. » Die meisten Verletzten sind im Ratssaal untergebracht«, sagte er. » Geht mit euren Leuten am besten auch dorthin. Ein paar Priester sind ebenfalls da.«
    »

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