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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Augenblicke zuvor so beherzt mit dem Dolch angegriffen hatte. Er saß mit dem Rücken an die Brustwehr gelehnt, hielt seinen verletzten Arm fest, die Augen glasig.
    Natiole kniete sich neben ihn. » Komm mit«, sagte er sanft und zog ihn hoch. Der Schnitt war tief, in all dem roten Blut konnte Natiole weiß den Knochen durch das zerschnittene Gewebe hindurch sehen. Er führte den Verletzten zu der Treppe und diese hinab. Der Junge folgte ihm ohne ein Wort.
    Die Stufen waren rutschig, nass von Blut und Exkrementen. Hier waren Menschen gestorben. Ein alter Mann empfing sie unten.
    » Herr.«
    Natiole nickte. » Bring ihn zu den Heilern.«
    Er sah dem ungleichen Paar nach. Vielleicht würde der Junge die Hand verlieren, vielleicht würde er nicht einmal die Nacht überstehen. Manchmal starben Verletzte einfach so, während andere mit viel schlimmeren Wunden überlebten. Natiole wünschte dem Krieger stumm Glück, bat die Geister, ihm ihren Segen zu schenken.
    » Nati!«
    Eine Gestalt rannte aus einer Gasse. Ihr rotes Haar verriet sofort, dass es Artaynis war. Er hob müde den Arm, um sie zu grüßen.
    » Wir haben es geschafft«, sagte er, als sie keuchend vor ihm zum Stehen kam. » Wir haben sie aufgehalten.« Er versuchte zu lächeln, um sie davon zu überzeugen, dass sie es fürs Erste geschafft hatten.
    Aber sie schien ihn nicht zu hören. » Der Hafen …«, stieß sie hervor und hustete dann. » Am Hafen. Boote.«
    Sein Lächeln erstarb, als eine düstere Ahnung von ihm Besitz ergriff. » Was ist am Hafen?«
    » Sie werden von dort aus angreifen. Die Ketten sind gesenkt. Ihre Boote kommen.«
    » Dreimal verflucht!«
    Fahrig blickte er sich um. Der Kampf auf dem Wehrgang hatte an Kraft verloren, und ein Durchbruch mochte verhindert worden sein, aber noch hatten seine Krieger alle Hände voll damit zu tun, die Feinde von den Mauern zu treiben. Dann entdeckte er Radu auf dem Torturm.
    » Radu! Sammle die Soldaten und komm zu mir!«
    Noch bevor sein Befehl bestätigt wurde, rannte er die Treppe wieder zur Mauer empor. Er lief zu der Stelle, wo seine Leute dicht an dicht standen, um den Feind zurückzudrängen.
    » Du und du, kommt mit«, befahl Natiole. » Nicras, Avra, Parvu, ich brauche euch.«
    Die Angesprochenen zögerten keinen Moment, wandten sich von dem Kampf ab und schlossen sich ihm an, während er weitere Krieger um sich scharte, ein gutes Dutzend insgesamt. Mehr konnte er auf den Mauern nicht entbehren, bis der Angriff ganz zurückgeschlagen war.
    » Zum Hafen! Folgt mir!«
    Sie hasteten hinab in die Stadt. Radu schloss sich ihnen mit einer Handvoll Soldaten an, und Natiole und Artaynis gaben ihnen im Laufen, so gut sie konnten, weiter, was die junge Dyrierin gesehen hatte.
    Natiole wählte die südlichste der sieben Brücken, die über die Reiba führten. Die Straßen waren menschenleer. Wer sich nicht in die Feste geflüchtet hatte, war vor dem Angriff aus der Stadt geflohen oder half in den Lazaretten und an den Mauern.
    Selbst das Apa s , das alte Hafenviertel von Remis, sonst so lebendig und voller Menschen, war fast verlassen. Die wenigen, denen sie begegneten, sahen die kleine Truppe mit großen Augen an.
    Erst als sie die Kaimauer erreichten, verlangsamte Natiole seinen Lauf. » Artaynis, geh zurück zur Feste«, befahl er und wandte sich schon an Radu, als sie zu seiner Überraschung erwiderte: » Nein.«
    » Hier wird vermutlich gleich gekämpft«, erklärte er ruhig. » Und wir haben keine Zeit zu streiten.«
    » Gut, denn ich gehe nicht, und wenn du einsiehst, dass ein Streit nur Zeitvergeudung ist, können wir weiterlaufen.«
    Sie warf ihm einen trotzigen Blick zu, und er wusste, dass er sie nicht würde umstimmen können, also seufzte er. » Versprich mir wenigstens, dass du vorsichtig bist«, sagte er halbherzig und wandte sich dann an Radu, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    » Geh mit deinen Leuten zum Ostturm«, befahl er. » Wir gehen zum Westturm.«
    Radu nickte und machte sich auf den Weg. Die beiden Türme standen am Ende von großen Mauern, die in den Fluss gebaut worden waren und den Hafen schützten. In friedlicheren Zeiten brannten auf ihnen Signalfeuer, aber jetzt waren auf ihren Zinnen nur einige Wachen postiert.
    Die große Mechanik, mit der die Kette gespannt werden konnte, befand sich im Westturm. Schon als sie sich näherten, ahnte Natiole, was sie vorfinden würden. Die Kette war herabgelassen worden und in den Fluten des Magy nicht zu sehen. War es Verrat? Bei dem Gedanken

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