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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bis zum Tor.
    » Die Feinde kommen über den Hafen«, rief sie den dort postierten Wachen noch im Laufen zu. » Sammelt Soldaten, ihr müsst sie abwehren.«
    Sie kam zum Stehen, aber die beiden Wlachaken machten keine Anstalten, sich zu bewegen. Einer von beiden war alt, der andere noch sehr jung. Es war offenkundig, warum sie nicht auf den Mauern eingesetzt wurden. Artaynis deutete auf einen Punkt jenseits der Mauer. » Der Hafen. Ionnis’ Krieger werden dort landen. Ich habe ihre Boote heranfahren sehen. Sie haben die Ketten abgesenkt!«
    Vielleicht waren es Fremde, frisch nach Teremi gekommene Krieger, und sie kannten sie nicht. Vielleicht aber wussten sie genau, wer sie war, und schüttelten deshalb den Kopf.
    » Wir haben Befehl, den Eingang zur Feste zu bewachen«, erklärte der Ältere unfreundlich und kratzte sich die Wange, die von grauen Stoppeln übersät war. » Lass uns in Ruhe.«
    » Die Stadt wird fallen, wenn niemand diesen Angriff aufhält. Versteht ihr das nicht?«
    Der Soldat wandte sich ab und spuckte auf den Boden. » Die Stadt wird auch fallen, wenn wir alle unseren Posten verlassen, weil eine dyrische Hure versucht, uns ebenso herumzuschubsen wie unseren Herrn.«
    Artaynis entfuhr ein wütendes » Bei Agdele!«
    Sie lief an den beiden vorbei.
    » Öffnet mir wenigstens die Pforte.«
    Das große Tor der Feste war verriegelt, aber es gab eine niedrige Tür an der Seite. Die Soldaten sahen einander an. Schließlich seufzte der Ältere und nickt dann. Artaynis konnte seine Gedanken fast hören: Hauptsache, wir sind sie los.
    Der zweite Soldat, der junge Bursche, der sicher kaum mehr als vierzehn Sommer gesehen hatte, hob den Riegel aus der Verankerung. Artaynis ergriff seinen Arm, als er sich umdrehen wollte. » Berichtet jemandem, was ich gesagt habe«, bat sie eindringlich. » Warnt Natiole. Das Blut der Getöteten klebt sonst an euren Händen.«
    Der junge Soldat schüttelte unwillig ihre Hand ab. Ohne das Einverständnis des Alten würde er sicher nichts unternehmen. Artaynis konnte nur hoffen, dass der Soldat ein Einsehen habe würde.
    Noch bevor er etwas antworten konnte, schlüpfte sie durch die Pforte und lief durch die Stadt. So schnell sie auch rannte, befürchtete sie doch, viel zu spät zu kommen.

51
    I n dem Getümmel konnte Natiole kaum Freund von Feind unterscheiden. Erst, als eine Kriegerin mit Schwert und Schild auf ihn eindrang, erkannte er, dass sie zu seinen Gegnern gehörte. Er duckte sich unter dem schnell geführten Schlag hindurch und brachte sein Schwert in einem weiten Bogen herum. Seiner Gegnerin gelang es, ihren Schild zu senken, sodass seine Klinge nur in dickes Holz fuhr. Dann aber schlug eine große Axt von der Seite gegen den runden Schild und warf sie zurück.
    Natiole sprang hoch, wollte nachsetzen, aber ein junger Mann, der nur noch einen Dolch in der Hand hatte, warf sich in die Lücke. Beinahe wäre er an dem Schild vorbeigekommen, doch die Kriegerin wartete seinen Angriff geschickt ab, hielt den Schild zwischen sich und den Gegner und traf ihn mit dem Schwert am Arm. Der Junge taumelte zurück, ließ den Dolch fallen. Ein Speer bohrte sich in die Seite der Frau, die laut aufschrie und sich zurückfallen ließ.
    Einen Augenblick lang gestattete Natiole sich, Atem zu schöpfen. Während seine Krieger an ihm vorbeiströmten und den Angriff auf der Mauer erneut zurückdrängten, blieb er stehen. Seine Finger suchten seinen Helm, und erst jetzt bemerkte er, dass er ihn gar nicht mehr trug. Habe ich ihn verloren, als ich unter die Füße dieses riesenhaften Kriegers geraten bin? Oder habe ich vergessen, ihn aufzusetzen, als der Angriff kam? Er konnte die Fragen nicht beantworten.
    Eigentlich wollte er seinen Leuten Mut machen, sie mit einem Schlachtruf antreiben, aber ihm fehlte selbst die Kraft zu flüstern. Seine Klinge schien schwerer zu werden, je länger der Tag dauerte, seine Rüstung scheuerte über geschundene Haut, und mit einem Mal kehrte der Schmerz aufgrund all der kleinen Wunden zurück, den er im Kampf nicht gespürt hatte.
    Aber es würde auch ohne den Voivoden und seine Reden gelingen, die Mauer zu halten. Noch tobte der Kampf. Trotzdem wusste Natiole, dass sich das Gefecht zu ihren Gunsten gewendet hatte. Seine Krieger drängten nach vorn, und die Reihen der Angreifer brachen. Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Vielleicht. Vielleicht war dies ja wirklich der letzte Angriff für heute.
    Natiole entdeckte den jungen Krieger, der einige

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