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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Besser, ich sehe wirklich noch einmal nach dem Zwerg.
    Als sie das Krankenzimmer erreichte, lag der Zwerg noch genauso still da wie zuvor, und auch sie bemühte sich sofort, leise Schritte zu machen und keinen Lärm zu verursachen.
    Was lässt uns in der Nähe von Kranken und Verwundeten nur so leise sein? Respekt? Die Ähnlichkeit zwischen Tod und Schlaf? Eine überzeugende Antwort wollte ihr nicht einfallen, also nahm sie einige der Kissen, die auf dem großen Bett lagen, bereitete sich daraus auf dem Boden ein gemütliches Lager und setzte sich.
    Kurz dachte sie an ihre Heimat, dann wanderten ihre Gedanken zurück zu den Geschehnissen, die den seltsamen Gast in ihre Burg gebracht hatten. Ihr Vater hatte sie gelehrt, stets genau hinzuschauen und auch kleinsten Details Beachtung zu schenken. Genau das tat sie, aber in ihrer Erinnerung überlagerten das Erdbeben und die Gerölllawine alles andere. Sie war sich sicher, dass es zwischen all dem – dem Erdrutsch, dem Auftauchen und der Verwundung des Zwergs – einen tieferen Zusammenhang gab, dass alles Teil von etwas Größerem war, aber so sehr sie sich auch anstrengte, es gelang ihr nicht, ein Bild zu entwerfen, in das alle Teile hineingepasst hätten.
    Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie aufblicken. Bevor sie etwas sagen konnte, wurde die Tür einen Spalt weit geöffnet, und ein junger Bursche schlüpfte herein. Er war schon halb am Bett des Zwerges, als er sie bemerkte und innehielt. » Oh, ich … Es tut mir leid. Ich wusste nicht …«
    Er fuhr sich durch das dunkle Haar und bemühte sich vergeblich, seine zerknitterte Kleidung glatt zu streichen.
    » Schon gut. Du heißt Ferai, nicht wahr? Du kümmerst dich um die Pferde?«
    » Ja.« Er lächelte kurz, dann wurde seine Miene ernst, obwohl Artaynis sich freundlich gezeigt hatte. » Ich wollte nur …«
    Sie stand auf und deutete auf das Bett. » Du warst neugierig?«
    Auf dem Gesicht des Jungen kämpften zwei Empfindungen miteinander: die Angst vor ihr und der Wunsch, einfach die Wahrheit zu sagen. Schließlich siegte Letzterer.
    » Ja.«
    » Das ist nicht schlimm. Alle sind neugierig, aber nur die wenigsten hätten sich getraut, hierher zu kommen.«
    Ferai legte den Kopf schräg und sah sie an, als versuche er, den versteckten Tadel in ihren Worten zu finden. Dann trat er mit zögerlichen Schritten an das Krankenlager und blickte mit großen Augen auf die reglose Gestalt hinab. Seine Hände hatte er vor der Brust verschränkt, aber seine Finger bewegten sich unablässig. » Stimmt es, dass sie für die Masriden gekämpft haben? Dass sie Zauberrüstungen tragen und dass sie innen aus Stein sind?«
    Artaynis musste leise lachen. » Sie waren mit Zorpad Dîmminu verbündet, so viel ist sicher. Und sie sind für ihre Kunstfertigkeit bekannt, besonders für ihr Wissen um die Kunst des Schmiedens. Aber aus Stein sind sie nicht, dafür ist dieser hier der beste Beweis. Sie bluten wie wir, und die Gelehrten sagen, dass sie uns Menschen nicht ganz unähnlich sind, alles in allem. Jedenfalls ähnlicher als Trolle.«
    » Trolle! Ich habe noch nie eins dieser Monster … aber … Also, bei uns gab es die nicht.«
    » Schon gut.« Artaynis hob beschwichtigend die Hand. Vermutlich war dies der falsche Moment, um den armen Jungen nun auch noch mit ihrem Wissen über Trolle zu erfreuen. Obwohl sie über die riesigen grauen Kreaturen weitaus mehr zu sagen gehabt hätte als über die Zwerge.
    Vorsichtig trat Ferai einen Schritt zurück. Auch er bemühte sich, leise zu sein, wie Artaynis feststelle.
    Da stöhnte der Zwerg plötzlich auf, und unter der Decke zeichnete sich ab, wie sich seine Arme bewegten.
    » Bei den Geistern«, murmelte Ferai und sprang zurück.
    Auch Artaynis wäre beinahe zurückgewichen, besann sich aber eines Besseren und blieb stehen. » Hol den Fürsten«, sagte sie, ehe sie sich erinnerte, dass Ionnis vermutlich schon fort war. » Nein, such Savel, den Heiler. Sag ihm, er möge sich beeilen.«
    Ohne ein weiteres Wort rannte Ferai aus der Tür, als sei ein Dutzend Zauberrüstungen tragender Steinzwerge hinter ihm her.
    Artaynis konnte es ihm nicht verübeln. Auch sie machte sich Sorgen, aber sie gedachte nicht, vor einer möglichen Gefahr einfach so zu fliehen. Sie faltete die Hände, hob das Kinn und sah zu, wie der Zwerg sich träge bewegte und schließlich die Augen aufschlug. Unbewusst hielt sie den Atem an. Der Mund des Zwerges öffnete sich, und ein Krächzen kam heraus. Schnell umrundete

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