Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
nach dem Tod seines Vaters als neuer Anführer der Wlachaken trug, bei ihm in guten Händen war, obwohl er sie vermutlich niemals hatte haben wollen.
    Sie schob den Gedanken an den Voivoden der Wlachaken beiseite, als Ionnis sie erneut küsste und dabei eine Hand in ihrem Haar vergrub. Die Holznadel, die ihren Haarknoten gehalten hatte, löste sich, und ihr rotes Haar fiel ihr wie ein Vorhang um das Gesicht. Ionnis lachte leise, strich ihr die Strähnen aus der Stirn und zog sie zum Bett.
    Als sie nebeneinander lagen, ließ Artaynis ihre Hände unter sein Hemd gleiten. Sie konnte seine warme Haut spüren, Muskeln und Sehnen, die Narben, die aus den zahlreichen Kämpfen der Wlachaken stammten. Mit der Rechten strich er sanft über ihre Brust, dann tastete er nach den Haken, die ihr Gewand verschlossen hielten. Artaynis half ihm, wohl wissend, dass dyrische Schneiderkunst und Leidenschaft sich nicht allzu gut vertrugen. Er küsste ihren Hals, ihren Nacken, den Ansatz ihrer Brust, während sie ihm das Hemd über den Kopf streifte. Sie zog ihn an sich, schloss die Augen und überließ sich seinem Kuss.
    Ein Klopfen an der Tür ließ sie beide aufschrecken. Ionnis blinzelte und rief mit belegter Stimme: » Was ist los?«
    » Ich bin es, Herr, Simean«, erklang es von der Tür her.
    » Dies ist unser Schlafgemach«, flüsterte Artaynis, halbherzig protestierend. » Dürfen wir denn tagsüber niemals ungestört sein in diesem eiskalten Land?«
    Ionnis legte Artaynis mit einem schiefen Grinsen einen Finger auf die Lippen. » Ah, ja. Einen Augenblick, ich bin gleich da«, sagte er laut.
    Er half Artaynis, die Decke unter ihnen zu lösen und darunterzuschlüpfen. Dann stand er auf, hob das Hemd vom Boden auf und zog es sich über den Kopf, bevor er die zwei Schritt zur Tür zurücklegte und diese eine Handbreit öffnete.
    Wider Willen musste Artaynis lächeln. Sehr überzeugend, Ionnis, dachte sie. Dein Hemd ist offen, du bist barfuß, und deine Haare sehen aus, als ob du gerade aus dem Bett kommst.
    Von der Tür her konnte sie Simeans Stimme hören. Er war der Krieger, der Ionnis’ Garde anführte. » Mein Herr, wir sollten aufbrechen, solange wir noch genug Licht für beide Wege haben.«
    » Oh, ja, natürlich.« Ionnis schüttelte leicht den Kopf, als wolle er eine Benommenheit vertreiben. » Ich komme sofort. Lass mein Pferd satteln und warte im Hof, ich bin gleich bei dir.«
    » Natürlich, Herr.«
    Ionnis schloss die Tür und kehrte zum Bett zurück. Er setzte sich neben Artaynis und nahm ihre Hand. Aber sie wusste bereits, dass er gehen musste, hatte es an seiner Stimme gehört und konnte es spüren.
    » Simean meint, wir sollten noch einmal zu der Stelle des Erdrutsches reiten und uns genauer umsehen«, erklärte Ionnis. » Möchtest du uns begleiten?«
    Artaynis überlegte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. » Nein, ich bleibe lieber hier und mache mir ein paar Gedanken zu Natioles Fragen. Und ich möchte noch einmal nach unserem Gast sehen. Vielleicht wacht er ja auf.«
    » Sehr fürsorglich von dir«, sagte Ionnis und schenkte ihr ein Lächeln. » Und wirst du mich vermissen und auf mich warten, damit wir beenden können, was wir begonnen haben?«
    » Aber natürlich, Bojar«, gab Artaynis höchst förmlich zurück. » Ich bin es schließlich nicht, die in wichtigen Angelegenheiten fort muss.«
    Ionnis’ Miene wurde ernst.««Verzeih mir, mein Herz. Ich komme so schnell wieder, wie ich kann.«
    » Ich weiß«, sagte sie versöhnlich. » Und bis dahin werde ich versuchen, meine Eifersucht auf Simean zu zügeln.«
    Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er seine Stiefel anzog und leise den Raum verließ.
    Artaynis erhob sich ebenfalls und richtete ihr Kleid. Die Frisur war dahin, aber wen kümmerte das schon? Sie hob die Haarnadel vom Boden auf und legte sie in eine Schale auf der Kommode. Während sie in den milchigen Spiegel blickte, der darüberhing, begann sie, die roten Strähnen auszukämmen, bis sie ihr lang auf den Rücken hingen. Im Goldenen Imperium hätte solch ein Auftritt für wochenlangen Klatsch und diplomatische Verwicklungen gesorgt, aber dem Gesandten aus Teremi konnte sie gewiss auch so gegenübertreten. Artaynis Vulpon aus dem Dyrischen Imperium, Artaynis cal Sare s aus Désa.
    Sie wusste, dass viele Wlachaken ihr bis jetzt nicht vertrauten, dass sie argwöhnten, Ionnis habe sein Land an die fremde Kultur und die fremde Frau verraten. Ob sich das je ändern würde?
    Sie seufzte.

Weitere Kostenlose Bücher