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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Schutzburg erbaut worden war und entsprechend wenig Bequemlichkeit bot, im Lauf der letzten Monate umgestaltet. Unterstützt wurden sie dabei durch regelmäßige Wagenlieferungen aus dem Imperium. Sargan Vulpon sorgte sich immer noch darum, dass seine Tochter im Land zwischen den Bergen erfrieren, von Trollen gefressen oder von reißenden Bestien zur Strecke gebracht werden könnte, und dieser Sorge verlieh er Ausdruck, indem er ihr alle paar Wochen Luxusgüter aus Dyrien schickte, stets mit der Bitte verbunden, ihm möglichst bald zu schreiben und ihm zu berichten, ob er sich bereits darauf freuen konnte, Großvater zu werden.
    Artaynis musste schmunzeln. Ja, es war kalt in Wlachkis. Und die Festung konnte ein finsterer und ungemütlicher Ort sein. Aber draußen herrschte gerade Sommer, und sie lebte gemeinsam mit Ionnis hier, mit dem zusammen sie eine größere Aufgabe übernommen hatte, als das im Imperium jemals möglich gewesen wäre.
    » Wir müssen heute Abend noch mit dem Boten aus Teremi sprechen«, sagte Artaynis. » Natiole hat einen langen Brief geschickt und wie immer eine Menge Fragen, die wir am besten mit seinem Vertrauten besprechen sollten.« Als Ionnis sie verständnislos ansah, schüttelte sie den Kopf. » Du hast den Brief nicht gelesen«, stellte sie fest.
    Er nickte schuldbewusst.
    » Komm mit«, sagte sie. » Wir können jetzt darüber reden und beschließen, was wir dem Boten sagen.«
    Ionnis folgte ihr in das gemeinsame Schlafgemach, einen Raum, der überraschend hell und freundlich war und den Artaynis genau deswegen für sie beide ausgesucht hatte. Artaynis nahm den Brief mit Natioles Siegel von einem niedrigen Tisch, trat an das Fenster und blickte hinaus. An den Flanken der Sorkaten hingen schwere, graue Wolken, aber über Désa war der Himmel noch blau.
    Sie hielt den Brief ins Licht und begann vorzulesen: » Wäre es möglich, über den Sommer regelmäßig Vorräte aus Dyrien ins Land zu bringen, die im Mardew eingelagert werden könnten? Bräuchten wir dafür eine neue Steuer? Wie ist der Wasserstand des Magy bei euch? Sind die Flussrouten sicher? Und wann kommt ihr nach Teremi?«
    » Dreimal verflucht, woher soll ich das alles wissen?«, entfuhr es Ionnis.
    Er trat hinter Artaynis und legte ihr die Arme um die Taille. Sie konnte seinen warmen Atem an ihrem Hals spüren und legte eine Hand auf seine. Er küsste sanft ihren Nacken und ließ sie dann los. Als Artaynis sich umdrehte, lächelte er.
    » Was?«, fragte sie mit einem Hauch von Ärger, denn sie hatte das Gefühl, dass er sich über sie lustig machen wollte.
    » Du trägst einen Schal. So kalt ist es nun auch wieder nicht.«
    Artaynis seufzte und beschloss, ihm nicht zu sagen, dass sie schon erwogen hatte, den großen Kamin in ihren Gemächern befeuern zu lassen, denn die dicken Mauern der Feste sorgten dafür, dass die Räume selbst jetzt, bei strahlendem Sonnenschein, kühl blieben. » Ich trage ihn nur wegen der Farben«, erwiderte sie also. » Und du versuchst lediglich, von Natioles Brief abzulenken.«
    » Aber die Farben stehen dir gut«, flüsterte er grinsend. » Und bitte, gib es zu, Natioles Fragen sind ermüdend. Er ist der Voivode; die meisten Antworten darauf, muss er ohnehin allein finden.«
    » Er schätzt deine Meinung, Ionnis«, gab Artaynis zurück.
    Sie legte den Kopf schräg und sah Ionnis an. Er sah seinem Bruder recht ähnlich, beide hatten die gleichen schwarzen Haare, die gleichen hohen Wangenknochen, die gleichen dunklen Augen. Ionnis war etwas kleiner und schmaler als sein Bruder, aber wenn man die beiden nebeneinander sah, war die Ähnlichkeit unverkennbar.
    Die zwei hatten sich jedoch nie wirklich nahegestanden. Lediglich der Kampf gegen das Imperium und der Tod ihres Vaters hatten sie ihre Zwistigkeiten für einige Zeit vergessen lassen, aber nun, da wieder relativer Friede in Wlachkis herrschte und sie viele Wegstunden voneinander entfernt lebten, hatten sich auch die alten Gräben zwischen ihnen wieder aufgetan.
    Artaynis hatte Natiole immer schwer einschätzen können; selbst, als sie gemeinsam in Dyrien gewesen waren und sie Gelegenheit bekommen hatte, den jungen Herrscher der Wlachaken besser kennenzulernen. Er wirkte oft verschlossen, konnte aber impulsiv und hitzig reagieren, wenn er für etwas kämpfte, was ihm am Herzen lag. Manchmal wirkte seine Art schroff, doch hatte Artaynis gelernt, auch den liebenswerten Menschen dahinter zu sehen.
    Sie war sich sicher, dass die Verantwortung, die er

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