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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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und trat einen halben Schritt vor Tarka, die ihn nun ebenso wütend anfunkelte wie die Tiefentrollin. » Woher genau?«
    » Das wissen wir nicht.«
    » Seit wann kommen sie in eure Tunnel und Höhlen?«
    » Seit einigen Schlägen des Herzens. Seit sich die Knochen der Welt geschüttelt haben.«
    Kerr konnte sich an ein leichtes Beben erinnern. Es war wenig mehr als ein Grummeln gewesen, so schwach und weit entfernt.
    » Vielleicht hat das Beben sie angelockt?«, vermutete er halblaut. » Oder es hat einen Gang oder eine Höhle geöffnet? Oder auch einstürzen lassen und sie so aus ihrem Gebiet vertrieben?«
    » Wen kümmert dieser Mist? Sie sind hier raufgekrochen, das ist das Einzige, was wichtig ist«, zischte Tarka.
    Kerr atmete tief ein und blickte von Tarka zu der Tiefentrollin und ihren Begleitern. » Mich.«
    Er versuchte, die Einstellung der Tiefentrolle zu ergründen, aber er konnte weder in ihren Mienen lesen noch riechen, was sie empfanden. Dagegen hing Tarkas Zorn in der Luft, fast ebenso sichtbar wie die Wolken heißen Dampfes. Und vermutlich kann auch jeder von ihnen wittern, dass ich nicht weiß, was ich machen soll. Aber wenigstens reagierten die Tiefentrolle nicht darauf, sofern sie es konnten. So, wie sie jetzt um die beiden Trolle herumstanden, hätten sie Freunde oder Feinde sein können, und wie bei jedem Treffen vermutete Kerr, dass sich das eine schnell in das andere verwandeln konnte.
    » Was wollt ihr nun tun?«, fragte er die Anführerin von Andas Kindern.
    Sie neigte den Schädel, und Kerr sah, dass ihre Hörner die Kerben vieler Kämpfe aufwiesen, und um das zu unterstreichen, hatte sie die Kerben mit schwarzer Farbe gefüllt. Jetzt schien sie zu überlegen. Geräuschvoll sog sie die Luft durch die Nüstern ein.
    Weiß sie die Antwort nicht, oder fragt sie sich, ob sie sie mir geben kann? Kerr trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, bis es ihm selbst auffiel und er sich zwang, regungslos stehen zu bleiben.
    » Wir kämpfen gegen sie«, erklärte die Tiefentrollin schließlich. » Ihr Fleisch schmeckt besser als Schlingerfleisch, und sie sind mächtige Gegner. Wir ziehen jetzt weiter. Ihr müsst zurück in eure Höhlen.« Sie wandte sich halb ab, hielt inne, als wolle sie noch etwas sagen, schüttelte dann aber den Kopf und verschwand in der Dunkelheit.
    Die anderen Tiefentrolle folgten ihr. Es fiel Kerr schwer, von dieser Gruppe als Stamm zu denken, mit all den Bedeutungen von Heimat, Schutz, Sicherheit und Verbundenheit, die dieses Wort für ihn hatte. Aber wenn das Auftauchen der fremden Wesen etwas Gutes mit sich brachte, dann sicherlich, dass es Andas Kindern zeigte, wie wertvoll es war, gemeinsam zu kämpfen.
    Neben ihm spuckte Tarka verächtlich auf den heißen Steinboden. » Du hättest mich ihr zeigen lassen sollen, was ich von ihr halte. Nicht alle sind so schwach wie du«, knurrte sie und bewies dem jungen Troll damit einmal mehr, dass der Wunsch, sich gegenseitig zu verstehen und einander zu helfen, keineswegs ein hervorstechendes Merkmal der meisten Trolle war.
    Er seufzte. » Ich bin mir auch so sicher, dass du eine große Kriegerin bist. Ich habe dich schließlich eben kämpfen sehen. Und mir musst du auch nicht beweisen, dass du mich vielleicht besiegen könntest. Also welchen Zweck hätte es gehabt, auf die Tiefentrollin loszugehen?«
    » Wir hätten den Bastarden gezeigt, dass sie nicht mit uns machen können, was sie wollen, nur weil sie glauben, sie hätten uns den Hintern gerettet. Dass wir stark sind und keinesfalls auf ihre lausige Hilfe angewiesen.«
    Kerr setzte sich in Bewegung, ohne besonders auf Tarkas weitere zornerfüllte Ausführungen zu achten. Nach einigen Schritten fragte er, so ruhig er konnte: » Kommst du?«
    » Ich sollte dich allein gehen lassen. Du wärst bald Schuppenbiest-Futter«, erwiderte sie mit finster zusammengezogenen Brauen. Dennoch gesellte sie sich zu ihm. » Aber wir sind keine Trolle von Andas Brut. Ich werde dich beschützen. Und dich nicht dauernd daran erinnern.«
    Aber klar wirst du das nicht. Ich sehe schon deutlich vor mir, wie du für den Rest des Weges das Maul hältst, dachte Kerr, behielt es allerdings lieber für sich.
    » Toll«, sagte er stattdessen und bleckte freundlich die Hauer.
    Auch wenn es ihr selbst vermutlich nicht klar war, hatte Tarka recht: Ihre Stärke lag in der Gemeinschaft, und Kerr war froh, eine Jägerin wie sie an seiner Seite zu haben. – Obgleich er sich noch lange anhören musste, was sie

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