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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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kümmerte sich nicht um seine gefallene Gefährtin, sondern setzte sofort nach und erwischte Natiole an der Schulter. Die Spitze der Waffe bohrte sich in sein Fleisch, der Stahl fühlte sich glühend heiß an. Es gelang ihm, das Schwert mit seiner Klinge nach oben wegzuschlagen, wobei er die Wunde aufriss, dann hieb er blind in Richtung des Gegners und wich zurück.
    Jeder Atemzug war jetzt eine Qual. Natiole sah, wie Ana in einiger Entfernung ihren letzten Gegner mit wirbelnden Klingen vor sich her drängte und endlich mit Schwert und Dolch durchbohrte. Er selbst konnte die wütenden Angriffe kaum noch abwehren und spürte, wie Blut an seiner Brust herunterlief, warm und klebrig. Jetzt musste Ana ihm zur Hilfe eilen, so wie er ihr geholfen hatte.
    Drei weitere Gestalten tauchten zwischen ihnen auf. Natiole stöhnte auf. Sie trugen lange Bögen, hatten bereits Pfeile auf die Sehnen gelegt. Ana wirbelte zu ihnen herum – und sprang dann unvermittelt in den Fluss. Die Pfeile glitten ins Wasser, wo sie verschwunden war, und Natiole rechnete damit, jeden Moment ihren Körper auftauchen zu sehen, mit den Schäften im Rücken.
    Da griff, vom Verlauf des Kampfes ermutigt, sein Gegner erneut mit wilden Schlägen an, um Natiole ein Ende zu bereiten.

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    A uch wenn Kerr kaum erwartet hatte, dass Tarka in seiner Gegenwart besonders gesellig sein würde, war er von ihrer Schweigsamkeit doch überrascht. Sie wanderten gemeinsam, die große Trollin immer ein Stück vor ihm. Zweimal erjagte sie kleine essbare Kreaturen, Rargam genannt, die sie mit ihm teilte. Sie verspeisten das Fleisch roh. Immerhin hatten Rargams keinen Pelz, den man abziehen musste, aber ihre Haut war dick und zäh und schmeckte nicht sonderlich gut. Trotzdem war ihr Fleisch besser als die Moose und Flechten, mit denen sie sich sonst behelfen mussten. Die ganze Zeit über, in der die beiden Trolle durch die Höhlen und Gänge wanderten, wechselten sie kaum ein Dutzend Worte.
    Als sie schließlich eine Weggabelung in dem breiten Tunnel erreichten, die Kerr gut kannte, blieb er stehen. Tarka hingegen ging weiter, bis Kerr die Hoffnung, dass sie von allein bemerken würde, dass er zurückgeblieben war, aufgab und hinter ihr herrief.
    Endlich wandte sie sich um und kehrte mit fragender Miene zurück. » Was ist?«
    » Ich muss eine Entscheidung treffen«, erklärte Kerr und wies auf die Abzweigung.
    » Zu deinem Stamm geht es aber hier lang«, erklärte sie, als sei er ein Jungtroll, der sich verlaufen hatte.
    » Und zu deinem?«, fragte er, ohne auf die Beleidigung einzugehen.
    Die Trollin zuckte mit den Schultern. » Dazu müssten wir wieder tiefer gehen und weiter weg vom Herzen.«
    » Willst du nicht zurück? Ich hatte angenommen, dass du auf der Jagd bist oder …«
    » Nein, ich will nicht zurück«, entgegnete Tarka unwirsch. Dann schwieg sie eine Weile, und Kerr konnte sehen, dass sie überlegte. Schon wollte er sie auffordern, ihm zu erklären, was sie dachte, als sie schließlich doch noch weiterredete: » Ich bin auf einer Gareen.«
    Verblüfft sah Kerr sie an. Die einsame Wanderung war etwas für junge Trolle, die sich noch beweisen wollten. Auf einer Gareen zu sein, bedeutete, einige Zeit ohne seinen Stamm zu überleben, allein zu jagen und allein allen Feinden zu entgehen. Es war eine alte Tradition, der sich viele unterzogen, und alle Trolle, denen sie während der Zeit der Gareen begegneten, respektierten üblicherweise die Entscheidung. In der Einsamkeit lernte ein Troll, die eigene Stärke richtig einzuschätzen und dass es besser war, manche Gefahren zu meiden.
    Aber Tarka? Sie ist eine erfahrene Jägerin. Ihr Name ist längst bekannt in den Höhlen und Gängen. Was hätte sie durch eine Gareen zu gewinnen?
    Kerr war unsicher, wie er auf die Enthüllung reagieren sollte, also schob er den Gedanken beiseite und sagte stattdessen: » Ich kehre nicht zu meinem Stamm zurück. Jedenfalls nicht sofort.«
    Tarka sog die Luft in ihre Nüstern und blickte den Weg entlang, auf den er gewiesen und den sie nicht genommen hatte. » Wohin gehst du dann?«
    Sie schnüffelte, aber Kerr wusste, dass es noch nichts zu riechen gab. » An die Oberfläche.«
    Er konnte ihre Überraschung spüren. » Dorthin? Aber warum? Diese Viecher kommen doch nicht von da.«
    In ihrer Stimme lag Ablehnung, aber auch noch mehr. Kerr verstand es nicht sofort, aber dann ahnte er, was es war: Faszination.
    » Ich will unsere Freunde fragen, ob sie auch angegriffen werden. Oder ob

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