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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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allerdings ruhig geblieben, von einigen Sticheleien und Beleidigungen abgesehen.
    » Neun!«
    » Vier!«
    Es waren vier Finger zu sehen, was den Verlierer laut fluchen ließ. Ein kleiner Stapel Münzen wechselte den Besitzer, aber da die abgenutzten Kupferscheiben bereits öfter hin und her gegangen waren, blieb dies wenig mehr als ein symbolischer Akt.
    » Noch etwas Wein?« Ein junger Mann mit dunklem Haar und einem freundlichen Lächeln hielt einen großen Krug hoch.
    Einen Moment zögerte Camila, dann schüttelte sie den Kopf. » Nein, danke.«
    Die beiden Spieler hingegen ließen sich ihre großen Becher bis zum Rand auffüllen und tranken jeweils einen Schluck, bevor sie weitermachten.
    Der Diener wollte auch die Soldatin fragen, da hielt Camila ihn mit einem leisen » Lass sie!« zurück. Sie selbst stand auf und streckte die Beine, die vom langen Sitzen ein wenig steif geworden waren. Dann ging sie zu der Schlafenden und berührte sie leicht an der Schulter. » Du solltest deine Lagerstatt aufsuchen«, stellte sie fest, als die Soldatin verschlafen die Augen öffnete.
    » Oh … ich wollte nicht einschlafen.«
    Camila lächelte. » Schon gut.«
    Die Soldatin machte sich mit unbeholfenen Bewegungen auf. Camila folgte ihr langsam. Sie wich einer kleinen Kolonne von Trägern aus, die irgendwelche Fässer quer durch das Lager schleppten, und ging zu den großen Zelten im Zentrum. Vermutlich hätte sie es gemerkt, wenn die Jagdgesellschaft schon zurückgekehrt wäre, aber dennoch wollte sich nachsehen.
    Über dem kleinen Platz zwischen den drei größten Zelten hatte man ein Sonnensegel gespannt, unter dem auf einem Tisch Obst angerichtet war. Gerüstete Krieger standen zwischen den Zelten, Wlachaken und Masriden, jeweils zu zweit. Camila konnte anstandslos passieren. Im Schatten unterhielt sich Phryges mit zwei Personen: einer älteren Frau in dyrischen Gewändern und einem jungen, rothaarigen Mann, der Camila einen arroganten Blick zuwarf, als sie sich näherte. Er war ihr bereits unsympathisch, noch bevor sie das grelle Sonnensymbol auf seiner Brust bemerkte. Er strich sich über seine kurz geschnittenen Haare und seufzte, als sei allein ihre Anwesenheit eine Zumutung für ihn.
    » Ah, Camila, wie schön«, begrüßte Phryges sie übertrieben freundlich mit einer großen Geste. Sie fühlte sich erst nicht ernst genommen, vermutete dann aber, dass seine Worte mehr an seine Gesprächspartner als an sie gerichtet waren. » Kennst du schon Sciloi Kaszón? Und Arkas? Er ist Lángor im Kloster Erszeg bei Feghin.«
    Camila verneigte sich höflich. Sciloi tat es ihr gleich, während Arkas eher wirkte, als habe man ihm eine Kröte vorgestellt.
    » Es ist mir eine Ehre und Freude«, sagte Sciloi ernst. » Ich habe schon viel von Euch gehört.«
    » Das kann ich kaum glauben«, erwiderte Camila freundlich. » Ich bin nur eine einfache Dienerin der Geister. Ihr hingegen tragt einen Namen, der im ganzen Land zwischen den Bergen bekannt ist.«
    » Dennoch wurde mir von Euch berichtet.«
    Camila nickte noch einmal, ignorierte den feindseligen Blick des Sonnenpriesters und wandte sich an Phryges: » Noch ist niemand zurückgekehrt?«
    » Doch, doch. Gerade eben wurde uns ein kapitaler Keiler gebracht, frisch erlegt. Der hohe Herr und die hohe Dame sind allerdings noch im Wald geblieben.« Phryges verzog den Mundwinkel gerade so weit, dass seine Missbilligung daran abzulesen war. » Offenbar für ein … Nun ja, ein Bad im Fluss.«
    Camila zog die Augenbraue hoch, aber Sciloi konnte sich ihr Grinsen offenbar nicht verkneifen: » Das klingt nach Ana.«
    Nun bedachte der Lángor auch sie mit einem finsteren Blick. Als Vorsteher eines Klosters hatte er in seinem Orden vermutlich einen hohen Rang inne, aber so genau kannte Camila die Hierarchie der Sonnenpriester des Albus Suna s nicht.
    » Es geziemt sich nicht«, stellte er fest. Überraschenderweise hatte er eine angenehme, tiefe Stimme, ganz anders, als Camila sie sich vorgestellt hatte.
    » Daran würde ich mich schnell gewöhnen«, erklärte Sciloi ruhig, aber in ihren Worten schwang eine gewisse Kälte mit, die Camila verwunderte. Als Szarkin hätte sie einem hochrangigen Sonnenpriester eigentlich weitaus unterwürfiger begegnen sollen, auch wenn sie nun dyrische Kleidung trug – ein Kypassis mit seinen eleganten Faltenwürfen.
    Da Camila selbst keine besondere Lust verspürte, sich weiter mit Dyriern, Szarken und Masriden abzugeben, entschuldigte sie sich und zog sich

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