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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Vielen Dank«, erwiderte Vara und erhob sich ehrerbietig.
    » Ich bin Artaynis«, stellte sich die junge Burgherrin vor, ohne ihren Titel oder ihren Mädchennamen zu nennen. Dass Bojar Ionnis cal Sare s eine Frau aus dem Imperium geheiratet hatte, war unter den Wlachaken weithin bekannt, und jedes Wort zu viel würde nur gegen sie ausgelegt werden – nannte sie sich Vulpon, war sie eine dyrische Verräterin, nannte sie den Namen ihres Mannes, war sie jemand, der sich mit fremden Federn schmückte. » Der Bojar wird sicherlich bald hier sein, um Euch und Eure Krieger offiziell zu begrüßen. Bis dahin müsst Ihr mit mir vorliebnehmen.«
    Anders als sie es erwartet hatte, blickte die Wlachakin Artaynis jedoch offen und freundlich an, selbst nach den Strapazen der Anreise. Auf Varas Kleidung lag der Staub der Straße, und sie wirkte blass. Ihr Haar hatte sie – entgegen der üblichen Mode der Wlachaken – recht kurz geschnitten, und obwohl sie noch jung war, vielleicht gerade zwanzig Sommer gesehen hatte, schlich sich bereits das erste Grau in das Schwarz.
    Erschöpft mochte Vara sein, aber ihre hellen Augen verrieten einen wachen Geist. » Es ist mir eine Ehre, von Euch begrüßt zu werden, und ich bin sicher, Eure Gesellschaft ist unterhaltsamer als die Kriegsräte, an denen ich bald teilnehmen muss. Wenig ist einschläfernder, als jemanden über jedes einzelne Problem, das der Aufbau von Nachschublinien mit sich bringt, sprechen zu hören.«
    Artaynis erwiderte das Lächeln. » Ich glaube Euch nur zu gern. Meine eigenen Kenntnisse in diesen Dingen sind allerdings begrenzt.«
    » Dann stimmt es nicht, was man über Euch sagt?« In Varas Miene lag scheinbar harmlose Neugier, aber in ihrem Blick erkannte die junge Dyrierin mehr, ein verborgenes Interesse.
    » Was sagt man denn über mich?«
    » Dass Bojar Ionnis gut daran getan hat, eine kluge Frau aus dem Imperium zu heiraten, die bereits in jungen Jahren großes Geschick in der Diplomatie bewiesen hat. Jedenfalls sagen das diejenigen, auf deren Worte man achten sollte. Was die anderen so reden, ist kaum der Erwähnung wert. Auf mich macht Ihr zumindest keinen allzu verwöhnten Eindruck.«
    Auch wenn Artaynis es nur ungern zugab, wärmten Varas Worte sie mehr als die Sonnenstrahlen. Es war nicht leicht, in einem fremden Land zu leben, dessen Bewohner vor noch nicht allzu langer Zeit gegen die eigene einstige Heimat Krieg geführt hatten. » Ich lebe in Désa, wo man selbst im Hochsommer mit Schneestürmen rechnen muss«, gab sie mit gespielter Empörung zurück. » Verwöhnt zu sein, kann ich mir hier gar nicht leisten!«
    Ihre Worte ließen Vara laut auflachen. » Vielleicht wird dieser Ausflug doch nicht so langweilig, wie ich befürchtet habe.« Varas Stimme war tief und angenehm. Doch dann änderte sie ihre Blickrichtung, das Lächeln verschwand von ihren Lippen, und sie neigte das Haupt. » Bojar«
    » Ihr müsst Vara sein«, stellte Ionnis fest, der mit einigen seiner Berater soeben die Treppe im Turm hinuntergestiegen war und nun über den Hof schritt. Er trug wlachkische Kleidung, nur geschmückt mit seinem schlichten Wappen auf der Schulter. Artaynis fiel auf, dass sie ihn bereits eine Weile nicht mehr in dyrischer Kleidung gesehen hatte, die er eigentlich vorzog. Aber sie vermutete, dass er die Adeligen, die er zu seinem Kriegszug hierher an den Hof rief, nicht mit der Wahl seiner Kleidung befremden wollte.
    » In der Tat. Mein Vater sendet Euch seine besten Grüße …«
    » Und was? Vier Dutzend Soldaten?«, unterbrach sie Ionnis ungeduldig, was Artaynis die Stirn runzeln ließ.
    » Ja.«
    » Sehr gut, sehr gut. Ich hatte mit weniger gerechnet. Gehen wir doch hinein, dann können wir alles Weitere besprechen. Eure Leute können sich ausruhen, man wird sich um sie kümmern.« Er streckte einladend den Arm aus, und Vara gesellte sich zu ihm.
    » Soll ich ebenfalls mitkommen?«, fragte Artaynis der Form halber. Es schien ihr Wochen her zu sein, dass ihr Mann sie zuletzt zu einer Beratung hinzugezogen oder ihren Rat erbeten hatte. Was früher eine Selbstverständlichkeit gewesen war, schien ihr heute kaum noch vorstellbar.
    Ionnis sah sie an, als bemerke er sie jetzt zum ersten Mal, dann schüttelte er den Kopf. » Das wird nicht nötig sein.«
    Ohne ein weiteres Wort führte er Vara in das Innere der Feste, während Artaynis auf den Stufen der Vortreppe zurückblieb.

1 6
    H eiße Luft füllte seine Nüstern, und die weißen Dampfschwaden, die sie umgaben,

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