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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Camilas schlimmste Befürchtungen zu bestätigen schien. Hoffentlich bringen die sich jetzt nicht gegenseitig um, weil sie glauben, die anderen wollen über sie herfallen!
    Die Stimmung war angespannt, und mit einem Mal wusste Camila nicht recht, was sie tun sollte. Im Wald war ihr alles so einfach erschienen: Sie würde ins Lager laufen und Hilfe holen. Doch jetzt standen hier zwei aufgeregte, bewaffnete Gruppen einander gegenüber, die weder wussten, warum sie gerufen worden waren, noch, warum die andere Seite ihre Waffen gezogen hatte. Vielleicht konnte Camila den Wlachaken erklären, was geschehen war, aber dass die Masriden auf eine Geistseherin hören würden, war ausgeschlossen.
    » Was geht hier vor?« Arkas trat zwischen zwei Zelten hervor, ganz indignierte Arroganz.
    Camila sah, wie sich die Mienen einiger wlachkischer Krieger verhärteten. Selbst nach Cornels Opfer bei der Schlacht am Goldenen Pass vertrauten die wenigsten Wlachaken den Mitgliedern des Albus Suna s , und ein nicht geringer Teil hasste sie noch immer. Vor wenigen Jahren zwar hatten Masriden und Wlachaken gemeinsam gekämpft und auf den Hängen der Sorkaten so viele goldgerüstete Krieger des Imperiums erschlagen, dass der schmale Weg nach Dyrien nur noch der Goldene Pass genannt wurde. Doch jetzt waren sie bereit, sich beim kleinsten Anlass gegenseitig abzuschlachten.
    Natiole ist in Gefahr, dachte Camila und spürte, wie sich ihr Magen bei dem Gedanken verkrampfte. Sie würde nicht zulassen, dass ihm etwas geschah. » Etwas ist im Wald vorgefallen. Blutvergießen. Der Voivode und Marczeg Ana sind in höchster Gefahr«, erklärte sie voller Entschlossenheit. » Wir müssen mit allen Kriegern ausschwärmen und sie suchen.«
    Arkas’ Blick wanderte an ihr herab. Schon wieder tat er, als sei sie wenig mehr als ein Ärgernis. Wut stieg in Camila auf, gemischt mit Verzweiflung. Sie ballte die Hände zur Faust.
    » Sie wollten zum Fluss«, warf unvermittelt ein von Narben gezeichneter Krieger ein.
    » Wie ist dein Name?«
    » Ciprios.«
    » Und ihr habt sie allein gelassen?«
    » So lautete der Befehl«, erwiderte der Veteran mit Trotz in der Stimme. » Den wir selbstverständlich befolgt haben.«
    » Ihr hättet in der Nähe bleiben müssen«, fuhr ihn Arkas mit schneidender Stimme an. Dann wandte er sich an die versammelten Masriden, jetzt sicherlich zwei Dutzend an der Zahl: » Habt ihr nicht gehört? Marczeg Ana ist in Gefahr! Auf, zum Fluss!«
    Überrascht sah Camila ihn an, aber er schenkte ihr keine weitere Beachtung, sondern lief mit den masridischen Soldaten in Richtung Wald. Die Wlachaken folgten sofort, und Camila schloss sich dieser Gruppe an, immer noch über das Verhalten aller verwundert.
    Doch dann hatte sie keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Der Veteran führte sie durch den Wald, und obwohl Camila keine Rüstung und keine Waffen trug, konnte sie kaum mit ihm mithalten, so schnell lief er. Die Bäume flogen nur so an ihr vorbei. Alles war wie ein einziger grüner Schemen; es gab keine Formen mehr, und sie konnte nicht einmal sagen, wie lange sie unterwegs waren.
    Dann entdeckte sie Gestalten, die sich im Schatten bewegten. Offenbar hatte nicht nur sie selbige gesehen, denn Ciprios riss sein Schwert aus der Scheide und rief die wlachkischen Krieger zu sich.
    Ein Mann tauchte vor ihnen auf, mit zerzausten, dunklen Haaren und einer blutigen Schramme im Gesicht. Seine Kleidung war zerfetzt, das Hemd blutgetränkt. Dennoch war Camila unendlich erleichtert, als sie Natiole erkannte. » Schützt den Voivoden! Zu mir! Zu mir!« Sie bildeten einen Kreis um Natiole, der auf ein Knie sank und mühsam um Luft rang.
    Da sirrte ein Pfeil durch die Luft und traf einen Soldaten am Bein, der mit einem Schmerzensschrei zu Boden stürzte.
    Natiole raffte sich auf, hob seine Klinge. » Auf sie! Tirea!«
    Der alte Schlachtruf aus seiner Kehle ließ Camila erbeben. Die Wlachaken stürzten wie ein einziger Krieger nach vorn, griffen den Ruf auf, trugen ihn auf ihren Lippen in den Kampf.
    Camila blieb ein Stück hinter ihnen. Der Kampf wogte zwischen den Bäumen, wild und chaotisch. Stahl blitzte, Waffen prallten aufeinander, Menschen ging zu Boden. Blut floss auf die Erde, tränkte den Wald.
    So gut sie es konnte, versuchte Camila, sich zu konzentrieren, um die Geister um Beistand zu bitten. Es war nicht ihr Kampf, und die Welt der Sterblichen war nicht die ihre, aber Camila bat sie dennoch.
    Ein Krieger mit einem Vollbart tauchte plötzlich vor

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