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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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waren schnell, behände und präzise.
    Viele, viele Herzschläge vergingen. Kro ließ sich mit einem Seufzen auf den warmen Steinboden gleiten, und die anderen Trolle taten es ihm nach. Nichts rührte sich, während sie warteten. Rasks Gedanken schweiften ab. Er fühlte die Erschöpfung nach der langen Wanderung in den Knochen, und die Wärme und Feuchtigkeit taten ein Übriges, ihn müde zu machen. Rask legte den Kopf auf die Knie. Vor seinem inneren Auge sah er noch einmal, wie sich die Erde auftat und Dinka verschluckte.
    Die Trolle seines Stammes, die er zurückgelassen hatte, waren hoffentlich weit genug vom Zentrum des Bebens entfernt gewesen, sodass ihre Höhle nicht eingestürzt war. Seine Gedanken wanderten zu Tarka. Vielleicht hatte sie das Beben auch gespürt. Insgeheim hoffte er, dass sie zurückkehren und helfen würde, den Stamm zu beschützen.
    » Was ist denn das für ein …«, begann Zetem, dem das Nichtstun offenkundig besonders auf die Nerven ging.
    Rask hob eine Pranke. » Warte«, sagte er und hob den Kopf von den Knien. » Ich habe etwas gehört.«
    Überraschenderweise schwieg der große Troll wirklich, und Rask lauschte in das dampfverhangene Dunkel, das sie umgab. Das kaum vernehmliche Kratzen von Klauen auf Stein verriet ihm schließlich, dass Raga zurückgekehrt war.
    » Kommt mit«, sagte sie schlicht, als sie aus dem weißen Nebel vor ihnen auftauchte.
    » Was hast du gefunden?«, fragte Rask.
    » Das müsst ihr selbst sehen.«
    Sie führte sie durch das Tor und einen langen Gang entlang, der spiralförmig immer weiter nach oben führte. Sie blieben dicht beieinander, während sie den Pfad entlangliefen, denn auch wenn Raga keine Gefahr erwähnt hatte, war dies doch immer noch Feindesland. Rask war klar, dass dieser Weg nicht auf natürliche Weise entstanden sein konnte. Die Zwerge mit ihren Werkzeugen mussten ihn geschaffen haben. Dennoch war er so breit, dass auf ihm mühelos für drei Trolle nebeneinander Platz war.
    Noch einmal führte sie der Weg um eine Biegung und dann in eine Höhle. Rask blieb vor Überraschung stehen und starrte das Bild, das sich ihm bot, mit offenem Mund an.
    Die Kaverne, die vor ihnen lag, war groß. Nein, gewaltig, verbesserte er sich selbst. Die größte Höhle, die Rask je gesehen hatte. Zwanzig Trolle, von denen immer einer auf den Schultern des anderen stand, hätten die Decke nicht erreicht, da war er sich sicher. Obwohl die Tunnel und Gänge, die zu dieser gewaltigen Kaverne geführt hatten, schon so nah am Herzen des Landes lagen, dass es den Trollen auf dem Weg hierher unerträglich heiß geworden war, war die Luft hier viel angenehmer zu atmen, kühl und klar.
    Schnell entdeckte Rask, woher die Luftzufuhr kam. In die Decke der gewaltigen Kaverne waren Schächte getrieben worden, die in unerreichbar scheinender Ferne den Blick auf ein winziges Stück Nachthimmel freigaben. Die vier Trolle blieben stehen und gafften das Wunder an, das sie in der Höhe über sich sahen.
    Doch ebenso erstaunlich wie die frische Luft waren die steinernen Fassaden, die in den Fels gehauen worden waren. Gigantische Säulen erstreckten sich vom Boden bis zur Decke. Ein Gewirr aus blockierten Türöffnungen und Durchgängen machte klar, dass hier früher Hunderte von Zwergen gelebt haben mussten. Jede einzelne Front, jeder einstige Durchlass und jeder Türsturz waren kunstvoll verziert worden.
    In der Mitte der Höhle fiel ein Wasserfall über mehrere Stufen, ehe er sich in ein steinernes Becken am Höhlenboden ergoss. Die Statuen zweier Zwerge mit Schild und Axt bewachten das Bassin. Ihre Gesichter, Waffen und Rüstungen waren so lebensecht aus dem Stein gearbeitet worden, dass Rask ein kurzes Knurren nicht unterdrücken konnte, als er sie ansah.
    Doch die Größe dieser Halle und ihrer Bewohner gehörten der Vergangenheit an. Die Fronten der Häuser waren schwarz versengt. An vielen Stellen war der Stein geborsten, als ob ein Sturm aus Feuer darüber hinweggetobt wäre.
    Wie unter der Einwirkung gewaltiger Hitze war alles Material geschmolzen, das nicht härtester Granit gewesen war. In der ganzen gewaltigen Feste gab es kein Zeichen von Leben. Wie lange mag es her sein, dass hier Zwerge gewohnt haben?, fragte sich Rask.
    » Wo sind sie bloß alle hin?«, meinte Raga, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte.
    » Doch egal. Hauptsache, sie sind weg«, murmelte Kro.
    » Das ist merkwürdig«, befand Rask. » Die bärtigen Bastarde hätten eine solche Stadt niemals einfach

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