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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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so aufgegeben. Hier muss etwas Furchtbares passiert sein.«
    » Feuer aus der Erde?«, schlug Kro vor.
    » Wenigstens was zu trinken haben sie hier«, murmelte Zetem und stapfte auf das Wasserbassin zu.
    Rask wollte ihn erst aufhalten, aber er war ebenso durstig wie die anderen Trolle. Sie setzten sich um das Becken herum und schöpften mit den Händen daraus. Das Wasser war nachtschwarz, doch darin spiegelten sich winzige Lichtpunkte von den Sternen über ihnen.
    Eine Weile lang saßen sie einfach so da und betrachteten ihre Umgebung. Wir sind wirklich weit weg von unserem Stamm, grübelte Rask. Ich kann mich nicht erinnern, von dieser Zwergenstadt schon einmal gehört zu haben. Und das Feuer, das hier gebrannt haben muss …
    » Was ist das?«, fragte Raga plötzlich, die erst auf das Wasser in ihrer Pranke und dann zu dem Lichtschacht blickte, der sich direkt oberhalb des Bassins befand.
    Rask folgte ihrem Blick. Er war an der Oberfläche gewesen, als der große Krieg getobt hatte, hatte an der Seite der Menschen gekämpft, als Kerr die Stämme zusammengerufen hatte. Er wusste, dass das Licht der Feind der Trolle war, aber er hatte dennoch nicht daran gedacht, was geschehen musste, wenn die Sterne über ihnen verblassten.
    » Verfluchter Mist«, brüllte er. » Weg hier!«
    Aber es war zu spät. Er konnte sehen, wie ein Lichtstrahl das Wasser des Bassins erhellte. Neben ihm fielen Zetem und Kro in eine totenähnliche Starre, als das Licht der Sonne ihre Haut berührte. Rask wusste, dass sie sich angefühlt hätten wie kühler Stein, wenn er sie angefasst hätte.
    Der Troll wechselte einen Blick mit Raga, die ihn überrascht ansah. Sie war nie an der Oberfläche gewesen und konnte nicht wissen, was nun mit ihnen passieren würde.
    Dann spürte er, wie die bleierne Schwere auch von seinen Gliedmaßen Besitz ergriff. Wenige Augenblicke später wusste er nichts mehr.

1 7
    M it einem unterdrückten Seufzen lehnte Natiole sich an einen Baumstamm. Beinahe wäre ihm das Schwert aus den verkrampften Fingern geglitten. Seine zahlreichen Wunden brannten, und in dem Knöchel, mit dem er umgeknickt war, pulsierte ein dumpfer Schmerz. Am liebsten hätte sich der junge Wlachake einfach fallen lassen, die Augen geschlossen und sich der Erschöpfung ergeben, die jede Bewegung zu einer Qual machte, aber das konnte er sich nicht erlauben. Sie vertrauen darauf, dass ich weiß, was zu tun ist, dachte er. Also biss er die Zähne zusammen und sah sich um.
    Zwischen den Bäumen versammelten sich Krieger: Männer und Frauen, Wlachaken, Masriden, einige Szarken. Auf dem Waldboden lagen Leiber, regungslos, blutbesudelt. Es war seltsam still, und für einen Moment hatte Natiole den Eindruck, auf ein Gemälde zu schauen. Doch dann schrie eine der Verwundeten auf und riss ihn mit dem furchtbaren Laut zurück in die Wirklichkeit.
    » Kümmert euch um die Verletzten. Sucht Marczeg Ana. Sie ist in die Fluten gesprungen«, brachte Natiole heiser hervor. » Ciprios? Sammle die Überlebenden. Ciprios?«
    » Er ist dort, Herr«, erwiderte eine junge Kriegerin, deren dunkles Haar von Schweiß und Blut verklebt war. Natioles Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm, und er sah den Veteranen an einen Baum gelehnt dasitzen, als ruhe er sich lediglich aus. Doch die tiefe, gezackte Wunde auf seiner Brust und seine leblosen Augen verkündeten die Wahrheit.
    » Dreimal verfluchte Bastarde«, knurrte Natiole.
    Diejenigen seiner Soldaten, die noch dazu in der Lage waren, folgten seinen Befehlen. Sie rappelten sich auf, sahen nach, ob sie den am Boden Liegenden helfen konnten, oder gingen suchend einige Schritte in den Wald, während sich Natiole neben einen der gefallenen Angreifer kniete und den Helmgurt des Toten mit ungeschickten, zittrigen Fingern löste. Er hatte Mühe, ihm den Helm vom Kopf zu ziehen, aber als es ihm schließlich gelang, blickte er in das Antlitz eines noch jungen Mannes, der in die Ferne jenseits der Baumkronen starrte. Die dunklen Haare und Augen ließen Natiole vermuten, dass der Tote Wlachake war. Der junge Mann wirkte so normal, so sehr wie einer der Krieger, die ihn selbst tagtäglich umgaben, dass es Natiole schwerfiel, ihn zu hassen, obwohl sie beide eben noch in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt gewesen waren.
    » Wer bist du?«, fragte er leise, aber die blutverschmierten Lippen gaben ihm keine Antwort. Ein Schnitt hatte die Kehle des Feindes durchtrennt, unterhalb der Kante seines Helms, und er würde niemals wieder

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