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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sprechen.
    Ein Stück weiter lag eine Frau, ihr blondes Haar klebte an ihrer Stirn, und die Spitze eines abgebrochenen Speeres steckte noch in ihrer Seite. Auch sie hatte ihren letzten Atemzug getan und wandelte nun auf den dunklen Pfaden. Sie war Masridin, daran gab es keinen Zweifel, und doch hatte sie Seite an Seite mit diesem Wlachaken hier gegen ihn gekämpft.
    Das ergibt keinen Sinn, dachte Natiole müde. Wegelagerer oder Räuber? Oder eine Verschwörung? Er sah sich weiter um, hoffte, einen Hinweis auf die Identität der Angreifer zu finden, oder auf ihre Motivation. Dann entdeckte er Camila, die zusammengesunken neben einem mächtigen Baum kauerte, die Arme um den Kopf geschlungen. Ihr Geister, nicht sie auch noch!
    So schnell er konnte, humpelte Natiole zu der Geistseherin hinüber, doch ein schlanker Mann in der schmutzigen Robe eines Sonnenpriesters war zuerst bei ihr. Natiole stieß ihn zur Seite und ging neben Camila in die Knie. Unsicher, was er tun konnte, berührte er sanft ihre Schulter. » Camila? Ich bin es, Natiole. Bist du verletzt? Was ist geschehen?«
    » Das Licht … Ich … ich kann nichts sehen …«
    Licht. Heiße Wut durchzuckte Natiole, die ihn jeden eigenen Schmerz für den Augenblick vergessen ließ. Er sprang auf die Füße und fuhr zu dem Sonnenpriester herum. » Was hast du getan?«, fragte er mit kaum gebändigtem Zorn.
    Der rothaarige Priester zuckte die Achseln, und der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf seinen Zügen. In Natiole stieg der Wunsch auf, seinem Gegenüber das arrogante Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen, und er konnte nur mit Mühe widerstehen.
    » Ich habe ihr das Leben gerettet«, erklärte der Rothaarige kühl von oben herab. Dann zögerte er gerade lange genug, um die Pause zur Beleidigung werden zu lassen, bevor er hinzufügte: » Herr.«
    » Was ist mit ihr?«
    » Das Licht hat sie geblendet. Es ist eine mächtige Waffe, die sich nicht nur gegen unsere Feinde, sondern auch gegen die … Unkundigen richtet. Aber macht Euch nicht allzu viele Sorgen. Ihr Augenlicht wird schon zurückkehren.« Der Sonnenpriester deutete auf einen Toten, dessen Gesicht schrecklich verbrannt war; aus den Überresten seines Bartes stieg selbst jetzt noch übel riechender Rauch auf. » Seines nicht.«
    » Kannst du ihr helfen?«
    » Nein.«
    » Dann hilf den Verwundeten«, befahl Natiole, dessen Zorn erst verflog, als der Priester sich auf die Lippe biss und sich dann abwandte, um der Aufforderung des Voivoden nachzukommen.
    Natiole ließ sich wieder auf ein Knie nieder und blickte Camila an, die die Arme inzwischen gesenkt hatte. Ihre Augen waren gerötet und tränten. Sie blinzelte, aber ihr Blick blieb unfokussiert.
    » Ich glaube, ich kann Schemen erkennen«, sagte sie schließlich, als sie Natioles Hand auf ihrem Arm spürte. Sie rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. » Es war, als habe mir jemand einen glühenden Dolch direkt zwischen die Augen gerammt. Ich kann es jetzt noch spüren, in meinem Kopf pocht es.«
    » Es kommt wieder in Ordnung«, versuchte Natiole unbeholfen, sie zu beruhigen. Sie hatte sein volles Mitgefühl; er konnte sich kaum vorstellen, wie es war, sich nicht auf seine Augen verlassen zu können.
    » Und Ihr?«, fragte Camila. » Habt Ihr den Kampf gut überstanden?«
    » Ich … Mir geht es bestens, kaum ein Kratzer«, erklärte Natiole, der die junge Geistseherin keinesfalls noch weiter beunruhigen wollte. » Wie ist es dir eigentlich gelungen, mich zu finden?«
    » Ich habe es gespürt«, erklärte Camila leise. » Die Geister haben es mir mitgeteilt.«
    » Was?«
    » Dass Ihr in Gefahr seid. Ich verstehe nicht wirklich, warum sie das getan haben. Ihr seid der Voivode, ja, und Ihr seid für viele Menschen ein wichtiger Mann, aber unser Leben bedeutet den Geistern für gewöhnlich nichts. Wir sind nur Funken in einem ewigen Feuer, keiner von uns hat lange Bestand in den Augen der Geister. In diesem Wald wird jeden Tag hundertfach gestorben.«
    Unwillkürlich blickte sich Natiole um. Es lagen gut ein Dutzend Tote auf dem weichen Waldboden. Für die Menschen hier bedeutete jeder einzelne von ihnen einen unwiederbringlichen Verlust, aber er hatte schon als Junge gelernt, dass die Welt der Geister eine andere war, dass sie, die selbst keine Zeit kannten, das Leid der Sterblichen nicht nachfühlen konnten.
    » Was sagt uns das?«
    » Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es geschehen ist. Ihr und Ana wart in Gefahr …«
    » Ana«,

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