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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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nachdenklicher Ausdruck erschien auf Anas Gesicht.
    » Was könnte sie dazu gebracht haben, zusammen zu kämpfen? Und vor allem: Warum wollten sie uns töten?«
    » Ich will dreimal verflucht sein, wenn ich das weiß.«
    » Diese Bastarde!« Mittlerweile hatte sich Ana in Rage geredet, und ihre Stimme klang heiser vor Zorn. » Woher kamen sie? Wer sind sie? Konntest du das herausfinden?«
    » Noch nicht«, entgegnete Natiole und blickte den Fluss entlang. » Aber das werden wir.«

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    D ie Gerüche waren so stark, dass sie Kerr beinahe überwältigten, und das Licht und der Anblick der Oberfläche ließen ihn einen Moment lang innehalten. Er war schon oft hier gewesen, hatte lange Zeit hier verbracht, war durch viele Länder der Menschen gereist und hatte viele Menschen getroffen. Aber nichts konnte ihn auf die Menge an Sinneseindrücken vorbereiten, die jedes Mal aufs Neue auf ihn einprasselten, wenn er das erste Mal aus den Höhlen in die Nacht trat.
    Das Licht des Mondes war nur schwach, zumal einige Wolken am Himmel entlangzogen, doch es genügte ihm. Er konnte die Umrisse von Bäumen unterhalb der Felsen erkennen, die scharfen Kanten der Berge vor dem Nachthimmel, das schimmernde Band des großen Flusses in der Ferne. Dazu vernahm er die Geräusche, die nach der Stille der Tiefe von überall zu kommen schienen. Den Wind, der sanft über das Land strich. Tiere, die in den Schatten lebten und jagten.
    Doch das alles war nichts im Vergleich zu den Düften, mit denen die Oberfläche ihn zu betäuben drohte. Er musste sich konzentrieren, um sich nicht in dieser Mischung aus verlockenden und gefährlichen Gerüchen zu verlieren. Sein Herz pochte, und er konnte fühlen, wie es sein Blut danach verlangte, die fremden Kreaturen, die ihn umgaben, aufzuspüren und zu jagen, um ihr Fleisch zu kosten.
    Tarka war im Schutz der Felsen zurückgeblieben. Kerr sagte nichts. Er ahnte, wie sie sich fühlen musste. Es war ihr erster Besuch an der Oberfläche, und sie war noch weniger darauf vorbereitet als er selbst. Sie bewegte sich kaum merklich, spannte die Muskeln an, legte den Kopf ein wenig zurück, ballte die Fäuste. So mochte sie vor einem Kampf dastehen, aber hier gab es keinen Gegner, den sie angreifen konnte, keinen erkennbaren Feind, auch wenn ihre Sinne sie permanent warnten. Sie war eine Jägerin, daran gewöhnt, jeder Gefahr entgegenzutreten. Nur hier gab es nichts, was man so einfach angreifen und besiegen konnte.
    » Brechen wir gleich auf?«, erklang nach einiger Zeit ihre knurrige Stimme. Sie bemühte sich, unbeeindruckt zu erscheinen, aber Kerr konnte ihre Anspannung spüren. So sehr es ihn auch lockte, sie für ihre kleinen Sticheleien büßen zu lassen, indem er ihr jetzt zeigte, dass er ihre Angst kannte – er hielt sich zurück.
    » Nein, wir bleiben hier.« Er deutete zum Himmel empor. » Die Sonne wird bald erscheinen. Es ist besser, wenn wir dann nicht da draußen sind.«
    Tarka sog Luft in ihre Nüstern. » Hier leben doch Tiere …«
    » Ja, aber die meisten Tiere fürchten Trolle und werden nicht herkommen, wenn sie uns bemerken. Wir müssen durch den Wald dort, und da leben größere Gefahren als ein paar Wölfe und Bären, die sich nicht an uns herantrauen.«
    Mit einem tiefen Atemzug ging Tarka zur Höhlenwand und rutschte daran herunter, bis sie saß. Sie war ein ganzes Stück vom Ausgang entfernt und beäugte das hereinfallende Licht misstrauisch. Abwarten, bis sie das Sonnenlicht spürt, dachte Kerr mit einem Hauch von unterschwelliger, durchaus gehässiger Freude. Es bereitete ihm keine Probleme, von anderen Trollen, die oft weitaus mehr Wert auf Kraft und Jagdkönnen legten, wegen seiner geringeren Körpergröße mit Spott bedacht zu werden. Nur selten waren die Worte mehr als ein Spaß, und Kerr war sich seiner sonstigen Fähigkeiten bewusst. Er mochte kein großer Jäger und Krieger sein, aber sein Wort wurde bei den Stämmen geachtet, und diesen Respekt hatte er sich verdient. Doch irgendwie war es bei Tarka anders. Möglicherweise störte ihn die ständige Geringschätzung, die in allem, was sie sagte, mitschwang. Oder die Tatsache, dass sie ihm andauernd widersprach. Vielleicht habe ich mir auch von Pards Tochter einfach mehr versprochen. Ich musste mir ja so einiges von ihm anhören, aber trotz allem war er ein gewiefter Anführer.
    » Was lebt denn im Wald?«
    » Elfen«, erwiderte Kerr gedankenverloren. » Zraikas, das sind Hautwechsler, halb Tier und halb Mensch. Angeblich auch

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