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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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senkte die Arme und ging zu ihr.
    Sie kniete neben einem Kadaver. Es war kein großes Tier, mochte ihm stehend so gerade bis zur Brust reichen, doch es trug ein mächtiges Geweih auf der Stirn.
    » Die schmecken gut«, erklärte Kerr und rieb sich den Bauch. » Die hatte ich schon ein paar Mal.«
    » Das war einfach«, befand Tarka und leckte sich das Blut von den Klauen. » Du hast sie zu mir getrieben. Es waren noch mehr Tiere … viel mehr. Davon könnte ein ganzer Stamm leben!«
    » Hier oben gibt es von allem viel. Komm, ich habe Hunger.«
    Sie zerschnitten das Fleisch mit scharfen Klauen und genossen es roh und blutig. Es schmeckte genau so gut wie in Kerrs Erinnerung, und er konnte sehen, dass es Tarka ebenfalls mundete. Nach Trollart stopften sie sich den Bauch voll, bis sie nicht mehr konnten, denn man konnte nie wissen, wann es wieder etwas gab. Dann zerteilten sie das restliche Fleisch, wickelten es in grobe Stücke, die sie aus dem Fell der Beute schnitten, und verstauten es als Proviant für die nächsten Tage.
    » Es wird auch morgen noch schmecken«, stellte Kerr fest. » Aber richtig gut ist es nur frisch.«
    » Wie jedes Fleisch.«
    In der Not aßen Trolle auch älteres Fleisch, auf jeden Fall lieber als Pilze, Flechten und Wurzeln, aber den größten Genuss bot stets das erste Mahl nach der Jagd.
    » Unser Stamm sollte näher an die Oberfläche ziehen«, sinnierte Tarka. » Nachts gehen wir dann hinaus und jagen. Das wäre so einfach.«
    » Die Zwerge werden sich nicht ewig verbergen«, gab Kerr zu bedenken. Er erhob sich und deutete den leichten Hang hinunter, an dem sie sich befanden. » Wir müssen weiter ins Tal. Wenn wir uns beeilen, können wir vielleicht noch heute einen der Bauernhöfe erreichen. Die Menschen da … die haben Angst, aber die kennen mich.«
    Gemeinsam schritten sie los. Der Weg war einfach. Das Unterholz stellte keine Behinderung für sie dar: Sie brachen einfach durch es hindurch. Die Tiere des Waldes flohen vor ihnen, wenn sie nahten, aber jetzt war das nicht wichtig.
    » Die Menschlinge hier fürchten Trolle?«
    » Oh, ja. Sie glauben sogar, dass die Höhlen direkt zu etwas hinabführen, was sie die Dunklen Pfade nennen. Da gehen sie hin, wenn sie sterben. Wenn es sich vermeiden lässt, betreten die Wlachaken keine Höhlen.«
    » Aber es gab doch Menschlinge unter der Welt?«
    Tarka machte zwei hüpfende Schritte über einen Felsen hinweg und wollte sich an einem jungen Baum abstützen, der jedoch unter ihrem Gewicht nachgab, umstürzte und sie beinahe mitgerissen hätte. Sie konnte sich gerade noch fangen und rutschte ein Stück den Hang hinab. Um sie wirbelten Blätter auf, und irgendwo über ihnen gab ein Vogel einen durchdringenden Warnruf von sich.
    Kerr beschloss, Tarkas Missgeschick zu übergehen. » Nicht alle Menschen sind gleich. S ten war anders, zum Beispiel. Er hatte sicherlich auch Angst, als er Druan zum ersten Mal sah, aber er …« Kerr suchte nach Worten. » Er hatte ein offenes Herz.«
    Der Wald wurde lichter, die Bäume standen weiter auseinander, das Unterholz nahm ab. Ein Bach plätscherte vor ihnen dahin. Sie stiegen durch das kühle Wasser, tranken einen Schluck, aber Kerr ging sofort weiter. Er wusste nicht genau, wo sie aus dem Wald herauskommen würden, und wollte nicht auf den Feldern von der Sonne überrascht werden.
    Doch als sie schließlich den Waldrand erreichten, sahen sie schon die dunklen Umrisse einiger Gebäude ein Stück unterhalb, eingerahmt von weiten Feldern.
    » Das ist ein Haus?«
    Kerr brummte bestätigend. Er war nicht sicher, ob er bei diesen Menschen schon einmal gewesen war, aber S ten und Natiole hatten ihm versichert, dass die wlachkischen Bauern nahe der Höhlenausgänge von den Trollen wussten.
    Dennoch fühlte er sich unwohl, als er langsam über das Feld schritt und sich dem Bauernhof näherte. Tarka folgte ihm zögerlich.
    Hier lag der Geruch von Menschen in der Luft. Es gab Rauch, Metall, Leder und viele seltsame Noten mehr, die er trotz all seiner Begegnungen mit Menschen immer noch nicht identifizieren konnte.
    Als sie sich näherten, konnte Kerr mehr Details erkennen. Jetzt war er sich sicher, hier noch nicht gewesen zu sein. Die Gebäude waren von einer Mauer umgeben, die höher als ein Mensch sein mochte, über die ein Troll aber schauen konnte. Es gab ein großes Haus, das dennoch wie geduckt wirkte, als wolle es so nahe an Wald und Bergen keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zwei kleinere, flache Gebäude

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