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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bauen Häuser, weil sie sich nicht trauen, unter der Erde zu leben. Sie tun viel größer, als sie sind.«
    Da er ahnte, dass er sie nicht so einfach von seiner Meinung überzeugen würde, verkniff sich Kerr eine Antwort und ging stattdessen die Stufen zum Eingang empor. Du wirst noch erkennen, welche Stärke sich in den Menschen verbergen kann, dachte er bei sich, als er das Innere der Feste Remis betrat. Ihr Mut, ihre Treue, ihr Erfindungsreichtum. Ihre Freundschaft. Das alles hat dafür gesorgt, dass sie so viel erreichen konnten, obwohl jeder Einzelne von ihnen schwächer ist als ein Troll.
    Seit seinem letzten Besuch vor vielen Dreeg hatte sich kaum etwas verändert. Meist trafen er und Natiole sich in den Bergen; nur selten war Kerr hierher bis ins Herz der wlachkischen Lande gereist, an diesen Ort, der nicht für Trolle gemacht war und an dem ihn zu viele Menschen mit Angst und Misstrauen ansahen.
    An den Wänden der Hallen gab es bunte Bilder, die aus kleinen Steinplättchen zusammengesetzt waren. Die Wlachaken nannten sie Mosaiken, wie Kerr wusste. Es war ein seltsamer Effekt für den Troll, und auch Tarka trat nah an die Wand heran, schnüffelte an ihr, dann strich sie vorsichtig mit der Hand darüber.
    In den Ecken hingen breite Stoffbahnen von der Decke, auf denen ein großer Rabe prangte.
    » Das ist Natioles Zeichen«, erklärte Kerr. » Er hat es von seiner Mutter bekommen. Es ist ein Rabe, ein Vogel. Sie fliegen hoch oben am Himmel und sehen alles.«
    Misstrauisch beäugte Tarka das Banner, als erwarte sie jeden Moment, dass der Rabe mit den Flügeln schlagen und davonfliegen würde.
    » Auf dem Bild da sieht man Ionna, die Zorpad mit ihrer Klinge Leuenfang niederstreckt«, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Eine junge Wlachakin trat zwischen Kerr und Tarka. Er hatte sie schon bei dem Bauernhof gesehen.
    » Camila, nicht wahr?«
    Sie nickte und strich sich eine Strähne ihres kastanienbraunen Haares aus der Stirn. Ihre Kleidung war einfach und praktisch, eine robuste Lederhose und ein weites Hemd mit einer ledernen Weste darüber. Obwohl sie vermutlich Angst hatte, lächelte sie und ging offen auf die Trolle zu. » Einst gab es hier Meisterwerke aus den Zeiten der alten Könige, aber die Masriden haben sie von den Wänden schlagen lassen oder mit Wandteppichen verhängt. Angeblich hing hier ein Teppich, der gezeigt hat, wie Arkas auf den Knochenfeldern Tirea erschlug. Es ist nur passend, dass jetzt dieses Bild zu sehen ist.«
    » Die Namen sagen mir nichts«, erwiderte Tarka grimmig. » Und sie interessieren mich nicht. Ich habe mir nur die bunten Steinchen angesehen.«
    » Aber vielleicht interessieren dich diese Bilder?« Camila ging zur anderen Seite des Raumes, wo ein großes Mittelmosaik von kleineren umgeben war. Auf dem großen waren zwei Figuren zu sehen, in denen Kerr S ten und seine Frau Viçinia erkannte. Die kleineren Bilder zeigten Trolle.
    » Hier sind die ersten fünf«, erläuterte Camila. » Andra, Druan, Roch, Zdam und …«
    » Pard«, flüsterte Tarka. Sie ging ganz nah an das Bild heran und folgte dem Verlauf der Linien mit ihrem Blick.
    Einen Teil der Mosaike kannte Kerr schon, aber jetzt sah er, dass neue hinzugefügt worden waren. Sie zeigten die Freundschaft der Trolle mit den Wlachaken, ihr erstes Treffen mit S ten, die gemeinsamen Abenteuer, die Toten, den Kampf am Kloster, die große Schlacht.
    » Es sind weitere geplant, im Gang hinter der Tür dort«, erklärte Camila. » Sie werden gerade entworfen. Andas Fall, Pards Sieg, Viçinias Reise unter der Welt.« Sie blickte Kerr direkt an. » Auch von dir wird es Bilder geben. Vom Weg ins Imperium und den Dingen, die du mit unserem Voivoden Natiole erlebt hast. Von der Schlacht am Pass. Wir Wlachaken haben euch Trolle nicht vergessen und was ihr für uns getan habt. Ohne eure Hilfe wären wir immer noch Unterdrückte im eigenen Land.«
    Die Geistseherin sah zu Natiole hinüber und richtete ihren Blick dann wieder auf Kerr. » Wir werden dir und den Stämmen immer dankbar sein, das musst du wissen.«
    Es kostete Tarka sichtlich Überwindung, sich von den Bildern loszureißen.
    Kerr wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte Pards Geschichte in die Wände von Gängen und Höhlen geritzt, hatte unzähligen Trollen von Druans Weisheit und Pards Stärke erzählt. Aber dennoch: Zu wissen, dass die Menschen dasselbe taten, dass sie ihn für ihre Bilder ausgewählt hatten, nahm ihm die Worte.
    Tarka hingegen schien etwas

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