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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ein. Dunkelgeister, ja, aber solche Kreaturen?«
    Unvermittelt meldete sich Camila zu Wort: » Ich weiß nicht, ob es etwas damit zu tun hat, Herr, aber die Geister des Landes sind … doch in Aufruhr. Mir fällt kein besseres Wort für das ein, was ich gespürt habe, sowohl an unseren heiligen Stätten als auch dem Tag, an dem Ihr angegriffen worden seid. Es ist sehr schwer fassbar, da die Geister uns nicht sagen, was sie umtreibt. Aber da ist etwas. Etwas, was sie beunruhigt. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang?«
    Kerr sah die Geistseherin an. Sie war sich nicht sicher, das konnte er spüren. Aber er wusste, dass die Geistseher der Wlachaken kluge Menschen waren, die die Verbindung zum Land so fühlten, wie alle es tun sollten.
    Er spürte einen Zusammenhang zwischen ihren Worten und dem, was Tarka und er erlebt hatten. Er konnte es nicht in Worte fassen, aber er wusste, dass es stimmte. Die Trolle wurden in ihren eigenen Höhlen gejagt, selbst Andas Trolle waren nicht sicher, und die weisen Menschen, die mit Geistern sprechen konnten, spürten eine starke Veränderung.
    » Vielleicht sind es die Zwerge«, knurrte Tarka plötzlich. » Das letzte Mal haben sie mit den anderen Menschen Pakte geschlossen und so das Herz des Landes gegen seine Kinder gewandt. Vielleicht haben sie diese Viecher geschaffen, weil sie wissen, dass sie selbst für Trolle nichts als Beute sind? Und vielleicht tun sie wieder Dinge mit den Geistern?«
    Zunächst antwortete niemand, dann sagte Kerr zögerlich: » Es ist eine Möglichkeit. Bloß … die Geschichten sagen, dass die Zwerge nicht feige sind. Sie sind vieles, aber sie sind nicht feige. Sie kämpfen ihre eigenen Schlachten. Irgendwie passt das nicht zusammen.«
    » Wir wissen zu wenig«, stellte Natiole mit Enttäuschung in der Stimme fest.
    » Wir sehen nur kleine, bunte Steinchen«, warf Tarka ein. » Und nicht, dass sie gemeinsam ein Bild ergeben.«
    Kerr sah, dass dieser Anflug von Weisheit aus dem Mund der Trollin die Menschen überraschte. Seine Gedanken indes kehrten zurück zu dem Rätsel, das vor ihnen lag und für das sie keine Lösung hatten.
    In ihm reifte das Gefühl, dass sie dringend mehr wissen mussten, weil sich in den Gebeinen der Welt Übles zusammenbraute.

23
    E s war seltsam: obwohl Artaynis einerseits ein schlechtes Gewissen hatte und sich Sorgen machte, hatte sie sich andererseits schon lange nicht mehr so befreit gefühlt wie jetzt, da sie sich auf den Weg machte. In der Feste, die Ionnis als Lehen verwaltete, heimlich durch die verborgenen Gänge zu schleichen stand der Bojarin von Désa nicht gut zu Gesicht, aber Sargans Tochter genoss es. Vielleicht war es die Konzentration auf das Hier und Jetzt, die ihren Geist derart belebte. Vielleicht war es auch einfach nur das Gefühl, auf fast vergessene Fertigkeiten zurückzugreifen.
    Wenn Ferai bei seinen Erkundigungen keine Fehler gemacht hatte, dann war der Zwerg von seinem Krankenzimmer hinab in deinen der Keller verlegt worden, und damit ließ sich nicht mehr leugnen, dass er nicht länger ein Gast, sondern ein Gefangener war.
    Zunächst hatte Artaynis versucht, sich einzureden, dass Ionnis nur die Sicherheit des Zwerges und die der Bewohner der Burg im Kopf gehabt haben mochte, als er diese Entscheidung getroffen hatte, aber inzwischen glaubte sie ihren eigenen Erklärungen nicht mehr. Dass Ionnis kaum noch in ihrem gemeinsamen Schlafgemach übernachtete, sondern sein eigenes Zelt vor den Toren der Feste aufgeschlagen hatte – angeblich, um nah bei seinen Soldaten zu sein –, hatte sie in ihrem Misstrauen nur noch bestärkt. Er ist nicht mehr derselbe. An dieser Erkenntnis führte kein Weg vorbei, und jede Nacht, in der sie sich allein zum Schlafen legte, erinnerte sie schmerzhaft daran.
    Heute jedoch war sie ausnahmsweise froh über diesen Umstand, der es ihr erlaubte, nachts unbemerkt aus ihrem Bett zu schlüpfen, sich anzukleiden und durch die Feste zu streifen.
    Sie hatte sich alte dyrische Kleidung aus einer Truhe geholt. Nicht die aufwändigen Stücke, die gewickelt wurden und bei denen jeder Faltenwurf sorgfältig arrangiert war, sondern eine einfache Stoffhose und ein ebensolches Hemd. Beide waren dunkelgrau gefärbt, perfekt, um mit den Schatten der Nacht zu verschmelzen.
    Während sie lautlos durch einen Gang huschte, musste sie an die Geschichten ihres Vaters denken. Bevor er zu Ansehen, Reichtum und Macht im Goldenen Imperium gekommen war, hatte er seine Talente in den Dienst anderer

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