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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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vorsichtig. Natiole fühlte die Pranken des Trolls auf seinem Rücken, und obwohl er mehr als einmal gesehen hatte, was Trolle mit diesen ihnen von der Natur gegebenen Waffen anrichten konnten, verspürte er keine Angst, sondern Freude und Erleichterung.
    Selbst als der zweite, ihm unbekannte Troll aus dem Keller hervorkam, war er nur froh. Inzwischen kannte er die großen Wesen gut genug, um die subtilen Hinweise richtig zu deuten – es war eine Trollin. Selbst gemessen an den Maßstäben ihres Volkes war sie gewaltig. Natiole konnte sich nicht erinnern, jemals einen so großen Troll gesehen zu haben, abgesehen von Tiefentrollen vielleicht.
    » Nati, das ist Tarka. Sie ist eine Jägerin und hat mich auf dem Weg hierher begleitet.«
    » Der hat das Schwein geschlachtet«, rief der Bauer, dem die Entrüstung immer noch ins Gesicht geschrieben stand.
    » Einfach so«, warf Radu ein, was ihm einen missbilligenden Blick von Natiole einbrachte, der keinen Streit mit ihren Gastgebern wollte. Der junge Wlachake war jedoch einen Schritt zurückgewichen, und es war ihm anzusehen, dass es ihn Mühe kostete, im Angesicht der Trolle seine übliche unbekümmerte Art weiter zur Schau zu tragen.
    » Sie heißt Tarka«, sagte Natiole laut. » Und sie ist unser Gast.«
    Die Trollin bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Zum zweiten Mal an diesem Abend fühlte sich Natiole wie auf dem Prüfstand, und wieder schien er irgendeinem ihm unbekannten Maßstab nicht zu genügen.
    »Du bist der Sohn von Pards Hareeg«, knurrte Tarka unvermittelt. In einer seltsamen Doppelung der Ereignisse antwortete Natiole: »Ja.«
    » Du bist so klein, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    » Ach ja?«, erwiderte Natiole, dem nichts einfiel, was er sonst dazu sagen sollte. » Und du hast meinen Vater gekannt?«
    Die Trollin schüttelte das mächtige Haupt: » Nein.«
    Damit schien sie das Interesse an ihm zu verlieren; sie schritt durch den Raum, bückte sich durch die Tür und verschwand nach draußen.
    Kerr lächelte entschuldigend, eine Sache, die er sich, wie Natiole wusste, bei den Menschen abgeschaut hatte. » Sie ist zum ersten Mal an der Oberfläche«, erklärte der Troll. » Es ist eine schwierige Erfahrung.«
    » Ich bin mit Wrag ausgekommen«, sagte Natiole achselzuckend. » Ich werde auch mit ihr auskommen.«
    Kerr nickte zwar, aber in seiner Miene entdeckte der Voivode eine überraschende Unsicherheit.
    » Lass uns auch hinausgehen«, schlug Natiole vor. » Zum Reden.«
    Radu warf ihm einen fragenden Blick zu.
    » Du kannst ruhig hierbleiben und schon einmal etwas essen. Ich stoße später wieder dazu«, beantwortete Natiole die unausgesprochene Frage.
    Radu nickte, und als Natiole durch die Tür schritt, hörte er noch, wie sein Diener sagte: » Mein Name ist Radu. Ist zwischen all diesem Liebreiz an dieser Tafel überhaupt noch Platz für mich?«
    Das Brummen des Bauern und das Kichern der Frauen folgte Natiole nach draußen, wo ihn Kerr und Tarka bereits erwarteten.

22
    E s muss eine Bedeutung haben. Sonst wäre ich nicht hierhergekommen, das weißt du«, sagte Kerr, um Natiole seinen Punkt zu verdeutlichen.
    Er sog die kühle Nachtluft in die Nüstern. Sie roch frisch und angenehm, angenehmer jedenfalls als der beißende Rauch in dem überfüllten Haus, das sie hinter sich gelassen hatten. Über ihnen glitzerten Sterne am Himmel, und Kerr fand es – wie so oft – kaum vorstellbar, dass die Nacht in wenigen Stunden von der unbarmherzigen Sonne, die alles in ihr gleißendes Licht tauchte, abgelöst werden würde.
    Tarka war nirgendwo zu sehen. Nachdem sie ihre Scheu vor der Oberfläche ein wenig verloren hatte, trieben sie nun Neugier und Jagdlust um, und Kerr vermutete, dass sie irgendwo zwischen den nahegelegenen Bäumen lauerte und ein kleines Geschöpf fangen würde, um es zu probieren.
    Natiole schüttelte den Kopf. » Ich weiß, aber das alles ist …«
    Noch bevor der Mensch seinen Satz beenden konnte, wurden sie von dem Bauern, der ihnen seinen Keller überlassen hatte, und dem kleineren Mann, den Natiole als Radu vorgestellt hatte, unterbrochen.
    » Die Trolle können nicht hierbleiben«, sagte der Bauer mit Nachdruck. » Mein Gesinde hat Angst vor ihnen, und mir gehen sonst zu schnell die Schweine aus.«
    Natiole hob abwehrend die Hände » Ich weiß. Und ich werde sie gern mitnehmen, aber dafür werde ich das Gefährt brauchen, das im Hof steht.«
    Kerr hatte nur eine ungefähre Vorstellung davon, was das Wort » Gefährt«

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