Der Krieg der Trolle
Wehrbauern, die das Land um ihre abgelegenen Höfe herum bestellten, waren eigenbrötlerisch und sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht. Gegenüber den Städtern, wie sie die Bevölkerung praktisch jeder größeren Siedlung nannten, waren sie misstrauisch. Sie waren ein raues Völkchen, aber sie waren es auch, die den letzten Außenposten der Zivilisation darstellten und Reisenden Schutz und Unterkunft boten. In den Jahren der Unterdrückung hatten sie den Rebellen Unterschlupf gewährt, und wann immer die Wlachaken zu den Waffen gerufen wurden, kamen sie aus ihren Tälern herab und fochten Seite an Seite mit ihren Brüdern und Schwestern. Mein Vater hat sich auf die Hilfe dieser Bauern verlassen, und vielleicht sollte ich das auch tun.
» Dein Schaden wird dir kompensiert werden«, erwiderte Natiole. Als er sah, dass der Mann seine Worte nicht verstand, erklärte er: » Du bekommst Geld für das Schwein und mehr für deine Mühen.«
» Gut«, brummte der Mann in seinen Bart und wies hinter sich auf die Eingangstür. » Habt ihr Hunger? Es gibt Eintopf und Brot.«
» Wir nehmen deine Gastfreundschaft gern an. Es kommen allerdings noch ein paar Reiter mehr; sie folgen uns in einigem Abstand. Wenn du die Pferde versorgen lässt und ihnen ebenfalls etwas zu essen gibst, werde ich dich auch dafür entlohnen.«
» Meine Gäste müssen nichts bezahlen«, stellte der Bauer grimmig fest, dann wandte er sich ab und ging zurück ins Haus. Natiole seufzte und übergab dem Knecht die Zügel der Pferde. Inzwischen war die Sonne fast ganz untergegangen.
Radu glitt elegant von seinem Schimmel, kam breit grinsend auf Natiole zu und schlug ihm auf die Schulter. » He, ich dachte, der frisst dich gleich auf, so wie er dich angeschaut hat. Der ist ja kaum kleiner als ein Troll!«
» Ich bin sicher, seine Töchter sind außergewöhnlich liebreizend und anschmiegsam«, konterte Natiole. » Ihr Bart wird dich in dieser ach so kalten Nacht sicher warm halten.«
Radu gefror das Grinsen auf den Lippen.
» Komm schon, lassen wir sie nicht warten«, foppte ihn Natiole, als er in das stickige Innere des Hauses trat.
Die Luft im Hauptraum des Hauses war rauchig und zum Schneiden dick, da der Bauer in einem offenen Kamin anscheinend gerade Schinken räucherte.
Das Gebäude bestand aus wenig mehr als dem großen Raum, kleinere Bereiche waren mit Weidengeflecht abgetrennt, und an der Nordwand führte eine hölzerne Leiter nach oben, unzweifelhaft zu den Schlafstätten der Bauern.
In der Mitte befand sich ein großer gemauerter Herd, auf dem ein gewaltiger eiserner Topf stand. Erst bei dessen Anblick bemerkte Natiole auch den Geruch von Eintopf und spürte seinen Hunger, der sich mit einem leisen Grummeln meldete.
Im hinteren Teil des Raumes saßen die Familie, Mägde und Knechte an einem langen, einfachen Holztisch. Alle blickten die Gäste an, das Essen ruhte für den Moment.
Radu gab einen leisen, triumphierenden Laut von sich, als er die jungen Frauen sah, die sich unter der Tischgesellschaft befanden, dann strich er sich mit der Hand über das Haar, um die Locken zu glätten, und setzte sein charmantestes Lächeln auf.
Bevor er jedoch etwas sagen konnte, trat Natiole vor, begrüßte die Bewohner des Hofes höflich und fragte: » Kann ich die Trolle sehen? Schlafen sie noch?«
» Nee, die sind unten.« Der Bauer deutete auf eine hölzerne Falltür im Boden. » Im Keller.«
Einige der Bewohner schienen schon bei der Erwähnung der Trolle nervös zu werden, das konnte Natiole deutlich sehen. Er nickte und öffnete die Falltür. Eine grobe Leiter führte hinab in die Dunkelheit. Die meisten Bauernhöfe hatten solche Keller, um Vorräte einzulagern. Oft waren es wenig mehr als in den Boden gegrabene Löcher, doch hier befand sich ein großer Raum, abgestützt mit Holzbalken. Im Zwielicht konnte Natiole zwei Gestalten ausmachen.
» Nati!«
Kerrs Stimme klang wie ein Donnerschlag, und das Bauernhaus, das gerade noch groß gewirkt hatte, wurde seltsam klein, als der Troll aus dem Keller kletterte und sich vor Natiole aufbaute. Die Gespräche verstummten.
Ohne zu zögern, trat Natiole auf Kerr zu und umarmte ihn, so gut das bei einem so riesigen Wesen eben ging. Für ihn sah Kerr unverändert aus; lediglich die fingerdicken hornähnlichen Auswüchse, die Trolle anstatt Haaren besaßen, hatte er wohl wachsen lassen. Sie reichten ihm nun bis zum Rücken. Kerr schien ebenso erfreut zu sein, ihn zu sehen, und erwiderte die Umarmung
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