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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Füßen und riesigen Pranken, aber der Eindruck täuschte. Sie waren Jäger, geschickt und von erstaunlicher Körperbeherrschung. Obwohl sie vermutlich immer gegen den Wind angreifen müssen, dachte die Geistseherin. Ihr Geruch würde sonst gewiss jedes Tier in die Flucht schlagen.
    Die Menschen, die mit ihr hierhergekommen waren, waren hingegen laut, ihre Geräusche störend im Wald. Einige der Soldaten unterhielten sich und achteten kaum auf den Weg. Andere sahen sich misstrauisch um. Es war nicht allein die Anwesenheit der Trolle, die sie beunruhigte, sondern auch die Sorge vor einem erneuten Überfall, einem Angriff aus dem Hinterhalt.
    Obwohl Camila das verstand, war sie selbst ruhig. Sie spürte, dass ihnen keine Gefahr drohte. Um das zu wissen, musste sie keinen Kontakt zu den Geistern aufnehmen. Dafür reichte es aus, dass sie das Land um sich her spürte und sich auf ihre Instinkte verließ. Außerdem war sie fest davon überzeugt, dass die Geister Natiole cal Sare s nicht ohne einen guten Grund gerettet hatten – und auch nicht nur, damit er wenige Nächte später dennoch unter ihren Augen starb.
    Sie blickte zu dem jungen Fürsten hinüber, der sich mit Radu unterhielt und dabei leise über etwas lachte, was sein Diener zu ihm gesagt hatte.
    Als sie eine kleine Lichtung auf einer vom Fluss umschlossen Landzunge erreichten, hielt sie an. » Von hier aus sollten wir allein weitergehen«, sagte sie zu Kerr und warf einen Blick über die Schulter auf die Krieger. Es waren die erfahrensten Veteranen aus Teremi. Sie trugen Rüstungen aus Metall, dicke Schilde und lange Speere.
    Der Troll nickte.
    » Ich komme auch mit«, erklärte Natiole, der zu ihnen trat.
    » Ist das eine gute Idee?«, fragte Camila, der die Antwort auf die Frage nicht schwerfiel.
    Natiole wusste, was sie meinte, denn er verzog das Gesicht und wies auf die beiden Trolle. » Was soll mir schon geschehen bei solcher Begleitung? Wir gehen nicht weit, oder?«
    » Nein, nur ein Stück noch. Keine hundert Schritt«, erläuterte Camila. » Es gibt dort einen alten Fels.«
    » Sind die nicht alle alt?«, fragte Radu verschmitzt, aber Camila war nicht zu Scherzen aufgelegt.
    » Nicht so wie dieser.«
    Sie ging vor, folgte dem Flussufer noch zwei Dutzend Schritt, dann bog sie in den Wald ab. Sie kannte den Pfad gut, auch wenn er kaum zu sehen war, und bald erblickte sie ihr Ziel im silbrigen Licht des Mondes zwischen den Bäumen.
    Der Fels war so hell, dass er im Mondlicht zu leuchten schien. Er war doppelt so groß wie ein Troll und wirkte wie der Buckel eines alten Mannes, der sich im Wald zur Ruhe gelegt hatte. Einige Stellen war mit grünem Moos bewachsen, doch das Zeichen war immer frei.
    Es waren zwei Spiralen, die miteinander verwoben waren. Sie waren vor langer Zeit in den Stein geschlagen worden, und die Geistseher sorgten dafür, dass sie nicht verwitterten. Selbst während der langen Herrschaft der Masriden hatten sie diese Tradition aufrechterhalten. Damals hatte kaum jemand von dem Fels gewusst, er war aus dem Gedächtnis der Wlachaken verschwunden, aber jetzt hielten die Geistseher regelmäßig Rituale an ihm ab, so wie in den alten Zeiten.
    Natiole neigte sein Haupt, aber die Trolle waren offensichtlich nicht beeindruckt. » Das da?«
    » Es ist ein alter, heiliger Ort. Hier sind die Geister stark, hier werden sie seit Menschengedenken geehrt«, erklärte sie der Trollin geduldig.
    Auch Kerr blickte skeptisch, aber er schwieg.
    » Und jetzt?«
    » Jetzt werde ich versuchen, mit den Geistern dieses Ortes zu … zu sprechen. Ganz so ist es nicht, weil Geister keine Sprache kennen, aber so kannst du es dir vorstellen.«
    Tarka kratzte sich am Kopf. Offenbar konnte sie es sich nicht vorstellen, aber zumindest schloss sie sich nun Kerr in seinem Schweigen an.
    Camila setzte sich vor den Stein und machte es sich bequem. Die Trolle schauten ihr zu, neugierig, wie sie hoffte, während Natiole respektvoll Abstand hielt. Sie schloss die Augen und beruhigte ihren Geist, was angesichts der Trolle nicht ganz einfach war. Selbst ihr erdiger Geruch lenkte sie ab, aber sie hatte genug Erfahrung, und so gelang es ihr, die Gedanken an das Hier und Jetzt zu vertreiben.
    Die Welt der Geister öffnete sich ihr. An diesem Ort war die Verbindung stark, und sie spürte bald die Anwesenheit mehrerer Geister. Vielleicht waren sie neugierig wegen der Trolle, vielleicht kannten sie nur diesen Ort und ahnten, dass hier Menschen auf sie warteten.
    Wieder spürte

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