Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Camila diese Unruhe unter den Geistern. Nicht direkt und kaum bezogen auf die Gegenwart oder diesen Ort, aber da war etwas, eine unterschwellige Stimmung, kaum zu fassen und doch vorhanden.
    Es fiel ihr nicht leicht, ihr Anliegen behutsam vorzutragen. Es brannte in ihren Gedanken, drängte an die Oberfläche, doch sie wusste, dass die Geister eine solche Dringlichkeit oft nicht verstanden und sich zurückzogen. Also bemühte sie sich, ihre Fragen leise und ruhig zu stellen. Sie formte die Gedanken mit Bedacht, suchte nach Bildern, nach Emotionen, auf deren Ebene die Geister sie verstehen konnten. Dies war der schwierigste Teil. Viele von jenen, die Geistseher werden wollten, die vielleicht sogar Talent hatten, scheiterten daran. Diesen Schritt zu gehen, vom vernunftgesteuerten menschlichen Sein, von Worten und Sprache, auf eine Ebene, die mehr Träumen als der Realität ähnelte, fiel den meisten zu schwer.
    Camila indes hatte viel gelernt, seit ihre Gabe erkannt worden war, und sie wusste, was sie tun musste. Sie versenkte sich ganz, vergaß, wer und wo sie war. Nur die Fragen blieben, nicht als Worte, sondern als Gefühle.
    Antworten schwebten verlockend nah am Rand ihrer Wahrnehmung, doch jedes Mal, wenn sie versuchte, sie zu verstehen, lösten sie sich auf, entglitten ihrem Geist und verschwanden.
    Das Scheitern beschwerte ihr Gemüt, und schließlich gelang es ihr nicht mehr, ihr eigenes Ich zu vergessen. Die Geister zogen sich zurück, und Camila öffnete, von sich selbst enttäuscht, die Augen.
    » Und?«
    Es musste einige Zeit vergangen sein; wie viel, konnte sie nicht sagen. Tarka hockte zwischen zwei Bäumen, kaum mehr als ein massiver Schatten. Kerr saß ein paar Schritt von ihr entfernt, während Natiole an einem Baum lehnte. Die scheinbar lockere Haltung des Fürsten stand in Widerspruch zu seinem Blick, der unruhig durch den Wald schweifte, und der Hand, die auf dem Knauf seiner Klinge ruhte.
    » Da ist etwas, aber ich kann es nicht greifen«, erwiderte Camila gereizt. » Vielleicht war ich zu ungeduldig.«
    » Oder die Geister sind zu aufgeregt«, erklang eine melodiöse Stimme aus der Dunkelheit.
    Sofort sprang Tarka auf und fletschte die Zähne. Natiole hatte sein Schwert gezogen und stand an Camilas Seite, bevor die Geistseherin auch nur aufgestanden war. Auch Kerr hatte sich erhoben und ging langsam zu Tarka, wobei er die klare Nachtluft in seine Nüstern sog.
    » Es riecht seltsam«, stellte er leise fest.
    Offenbar nicht leise genug, denn ein helles Lachen antwortete ihm. » Aus dem Maul eines Trolls ist das ein Kompliment.«
    Die Stimme hatte ihre Position verändert, kam jetzt von der Seite.
    Tarka griff nach einem Baumstamm. Ihre Krallen kratzten über die Rinde, schälten sie ab. » Komm raus! Dann zeige ich dir, was ein Trollmaul noch so kann!«
    Wieder dieses Lachen, wieder aus einer anderen Richtung.
    Ein Verdacht reifte in Camila, und sie legte die Hand auf Natioles Waffenarm. Er ließ seine Klinge sinken und sah sie fragend an.
    » Vînak«, flüsterte sie. » Ein Elf.«
    Natioles Augen wurden groß, als er sich hektisch umsah.
    Das Geheime Volk lebte in den Tiefen der Wälder, weit abseits von allen menschlichen Siedlungen. Es gab so gut wie keinen Kontakt, aber mehr als genug Legenden. Angeblich töteten sie jeden, der in die Gebiete ihrer Stämme eindrang. Es hieß, sie hetzten Menschen zu Tode, spickten sie mit vergifteten Pfeilen oder trieben sie in Erdspalten oder Fallgruben. Wie so viele Mythen enthielten auch diese einen Kern Wahrheit, trotz aller Ausschmückungen und Angst.
    » Fast richtig, weise Frau«, rief der Elf von einer anderen Stelle aus.
    Tarka brüllte auf und rannte ein Stück in den dunklen Forst hinein. Äste brachen unter ihren riesigen Füßen, und Bäume erzitterten, als sie wütend gegen die Stämme schlug, aber die einzige Antwort war wieder dieses Lachen.
    » Tarka!«
    Kerrs Ruf war wie ein lauter Schlag. Die Trollin hielt inne und warf einen mörderischen Blick über ihre Schulter. Fast glaubte Camila, dass sie den Troll anfallen würde, aber sie schnaubte nur und kam tatsächlich zu ihnen zurück.
    » Wir haben keinen Streit mit euch«, rief Natiole in die Dunkelheit. Er sah sich noch immer um, doch er konnte offenbar genauso wenig sehen wie Camila.
    » Ihr Menschen mit eurem Metall und eurem Gestank, ihr bringt immer Streit mit euch«, antwortete die Stimme. Dann tauchte eine Gestalt zwischen zwei Bäumen auf. Sie hielt einen Bogen locker in der einen Hand

Weitere Kostenlose Bücher