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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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und einen Pfeil in der anderen. Im Zwielicht war wenig zu erkennen, aber Camila schätzte, dass sie eine Handbreit kleiner als sie selbst war. Im Schatten des Gesichts leuchteten zwei große Augen, reflektierten das silbrige Mondlicht.
    » Du bist ja kleiner als ein Mensch«, knurrte Tarka und kratzte sich demonstrativ lässig am Hals. » Du …«
    Weiter kam die Trollin nicht, denn plötzlich raste ein Pfeil durch die Luft und bohrte sich in einen Baumstamm direkt neben Tarka.
    Diesmal lachte die Trollin, dann zerbrach sie den Pfeil mühelos mit zwei Fingern. » Du bräuchtest viele von denen, Kleine. Ich hingegen muss dich nur einmal zu packen bekommen. Deine Knochen sind nicht dicker als das hier.« Tarka ließ das gefiederte Ende des Pfeils verächtlich fallen.
    Jetzt trat die Gestalt in das Mondlicht, und Camila sah, dass es eine Elfe war. Auf ihrer dunklen Haut waren verworrene Hautbilder zu sehen, die von ihrer Hüfte über ihren Bauch und ihre Brüste wanderten, über die Schultern bis zu den Armen und diese hinab. Als sie sich regte, schienen die Hautbilder sich zu verformen, ineinanderzulaufen, sich in seltsamen Mustern zu bewegen, deren Verlauf das Auge kaum folgen konnte. Sie trug nur eine Hose, die aus Dutzenden von hellen und dunklen Lederstücken zusammengenäht war. Ihr Haar war lang und hell, einige Strähnen waren zu dünnen Zöpfen geflochten; selbst sie reichten bis zu ihrer Hüfte hinab.
    Camila sah, wie Natiole den Blick abwandte, und musste lächeln. Sogar bei seltsamen Begegnungen im tiefen Wald vergisst er seine Manieren nicht. Sie sah, dass er seine Waffe fester packte. Und seine Vorsicht ebenso wenig.
    » Ich bin der Sohn S ten cal Dabrâns«, sagte Natiole und neigte sein Haupt. » Mein Vater war ein Freund Ruvons, eures Königs.«
    Die Elfe zeigte ebenmäßige Zähne, als sie erneut lachte. Dann wies sie auf Tarka, die ihr langsam näher gekommen war. » Genug, Troll. Dein Mensch hat recht: Noch haben wir keinen Streit.«
    Tarka warf einen Blick auf Kerr, der kaum merklich nickte, und hielt inne.
    » Wir haben keinen König«, fuhr die Elfe fort. » Wir sind keine Menschen. Wir bauen keine toten Steinhäuser und fällen keine Bäume, die älter sind als wir selbst. Wir stillen unseren Hunger und unseren Durst nicht an dem Blut anderer.«
    Camila schluckte. » Wir wollten dich nicht beleidigen. Mein Name ist Camila. Wir sind hier, weil wir Fragen haben – an die Geister.«
    » Du kannst sie verstehen?«
    Camila nickte.
    » Mein Name ist Asai. Ich bin von denen, die mit dem Wind jagen.«
    Der Name ihres Stammes sagte Camila nichts. Es gab ein Dutzend oder mehr nördlich des Magy und noch einmal dieselbe Anzahl südlich des Flusses. Einige Geistseher kannten Elfen. Vor allem jene, die allein in den Wäldern wohnten, um den Geistern des Landes besonders nahe zu sein. Camila hatte den einen oder anderen von ihnen getroffen; jetzt bereute sie es, nicht mehr von ihnen erfragt zu haben.
    » Die Geister haben Angst«, erklärte Asai ruhig. » Sie sind wie Beute, die gejagt wird. Sie spüren etwas. Etwas Neues. Wir glaubten, dass es vielleicht von den Menschen käme.«
    » Wir wissen von nichts.«
    » Was ist mit den Eisenmenschen? Die jetzt jenseits der Flüsse hausen? Sie haben das Land noch niemals verstanden und es nie geehrt.«
    » Die Masriden? Es herrscht Frieden zwischen den Stämmen der Menschen«, antwortete Camila. » Das Neue kommt nicht von ihnen. Die Trolle berichten uns von fremden Wesen unter der Welt. Mehr wissen wir nicht.«
    Die Elfe schwieg.
    » Habt ihr Angst?«, erkundigte sich Kerr.
    » Nein. Der Wind mag Veränderung bringen, aber das Land ist ewig.« Sie blickte Camila an. » Ich werde zu den meinen zurückkehren und berichten, was ihr gesagt habt. Wir werden die Geister befragen.«
    Sie schlüpfte zwischen den Bäumen hindurch und war so schnell verschwunden wie ein Geist.
    » Falls ihr etwas erfahrt, sendet uns Nachricht!«, rief Camila der Elfe hinterher, aber ihr antwortete nur noch das Rauschen des Windes in den Blättern.

26
    A uf den Tortürmen brannten Feuer, vor denen sich die Wachen als Schemen abzeichneten. Die Stadt selbst war in der Dunkelheit mehr zu erahnen als zu sehen, auch wenn hier und dort noch Lichter zu erkennen waren. Dass der Sommer in diesem Jahr nicht wirklich kommen wollte, zeigte der kalte Wind, der von den Sorkaten wehte und die Nacht empfindlich kühl werden ließ. Der Mond hatte sich hinter Wolken versteckt, und nur ein schwaches Leuchten am

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