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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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dass die Beleidigung halbherzig klang.
    Eine Weile gingen sie schweigen weiter. Die Straße, der sie folgten, sah nun wieder mehr nach den bekannten Zwergenwegen aus, breit, groß und mit Reliefs und Ornamenten geschmückt.
    Die Halle, die sie schließlich erreichten, hätte mühelos auch für Trolle erbaut worden sein können. Sie war riesig, und Rask vermutete, dass hier einmal der Anführer der Zwerge die Seinen um sich versammelt haben musste.
    Hier sahen sie zum ersten Mal die einstigen Bewohner der Stadt – auf dem Boden lagen Skelette, ob Dutzende oder Hunderte, das konnte Rask in dem Durcheinander nur schwer ausmachen. Sie trugen noch Überbleibsel von Rüstungen und die Überreste von Waffen in den Knochenfingern.
    Kro sog scharf die Luft ein, als er die Toten sah.
    » Hier müssen sie noch einmal gekämpft haben«, stellte Raga fest.
    Auch in dieser Halle waren die Wände und der Boden geschwärzt, aber an den Wänden zeigten sich hier und da noch immer leuchtende Farben von Bildern und an halb zerstörten Statuen.
    Zwei aus gewaltigen Felsblöcken gehauene Sitze erhoben sich an einem Ende der Kaverne auf einem Podest, und Massen von gesplittertem Holz und verbranntem Tuch waren dort auf dem Boden verstreut. Gold, das jetzt teilweise geschmolzen und verformt war, hatte einst die Wände und die Herrschersitze geschmückt.
    » Dieser Ort muss ihnen wichtig gewesen sein«, grübelte Rask laut, während er das geschmolzene Metall betrachtete, das einen toten Zwerg halb bedeckte, der vor einem der Sitze lag.
    Raga lief zu einer der geschmückten Wände und wischte mit der Pranke etwas von dem Ruß weg. » Seht mal, hier sind Trolle!«, rief sie und deutete auf einen Teil der Wandmalerei, auf dem zu sehen war, wie eine Vielzahl von Zwergenkriegern in aufwändigen Rüstungen in einer Reihe standen, Schilde und Speere erhoben, während drei Trolle mit erhobenen Pranken auf sie zustürmten.
    » Was ist das?«, fragte Rask, der sich zu ihr gesellte.
    » Es ist dasselbe, was Kerr in der großen Höhle der Stämme mit den Wänden gemacht hat«, erklärte Kro bedächtig, während er den Wandschmuck in Augenschein nahm. » Die Bilder erzählen eine Geschichte. Nur hier viel ausführlicher als bei uns.«
    » Was für eine Geschichte ist das?«, fragte Zetem.
    » Das ist eine Geschichte ihrer größten Jäger«, stellte Raga fest, die bereits weitergegangen war und überall, wo es möglich war, Staub und Ruß von den Wandbildern entfernte.
    » Schaut, hier jagt ein Zwerg einen Schlinger. Dort kämpfen sie gegen mehr Trolle und da vorn gegen einen Zraikas. Es sieht so … echt aus.«
    Die Trollin ging von Bild zu Bild, offenbar wie gebannt von der Vorstellung, dass das kleine Volk in der Lage gewesen war, auf diese Art und Weise so detailliert von seinem Leben zu berichten.
    Endlich gelangte sie zur Stirnseite der Halle, die von einem einzigen großen Bild eingenommen wurde.
    » Ich glaube, ich weiß, wogegen die Zwerge ihren letzten Kampf geführt haben und was ihre Höhlen vernichtet hat«, sagte sie mit belegter Stimme.
    » Und was soll das gewesen sein?«, wollte Zetem wissen.
    » Feuer«, wisperte Raga. » Das schreckliche Feuer, das die Gebeine der Erde geformt hat.«
    » Was?«, fragte Zetem verständnislos.
    Rask trat näher und sah sich das Bild an, auf das Raga deutete. Die Gestalten der kämpfenden Zwerge wirkten winzig im Vergleich zu ihrem Gegner. Ein großer, mit roten und goldenen Schuppen bewehrter Leib wand sich über die gesamte Länge der Wand. Ein zackiger Kamm lief über den gebogenen Rücken der Kreatur, und breite Schwingen hoben sich vom Körper ab. Aus dem dreieckigen Kopf ragten vier Hörner hervor, und aus den Nüstern der ungeheuren Kreatur schossen Flammen.
    » Das ist ein Balaur«, flüsterte Rask. » Ich dachte, es gäbe sie gar nicht mehr. Außer in unseren Liedern und Geschichten.«

25
    D er Mond zeigte sich als schmale Sichel am Himmel, und die Nacht war sternenklar. Heute hatte es Camila nicht zu dem alten Baum gezogen, sondern in den Wald nördlich von Teremi. Sie war der Reiba gefolgt und die schmale Straße am Ufer entlanggegangen, vorbei an den Feldern, bis sie die Stelle erreichte, wo der Fluss aus dem Wald kam.
    Es war ein anderer Weg als sonst, aber sie war auch nicht allein. Da waren zum einen die beiden Trolle, die sie begleiteten. Sie waren erstaunlich leise, wenn man ihre Größe bedachte. Wenn man Trolle zum ersten Mal sah, wirkten sie behäbig und unbeholfen, mit großen

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