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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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ein Ärgernis gewesen. Moskaus Außenminister Litwinow nimmt die Eroberung der Karpato-Ukraine deshalb, wie berichtet, auch mit „unverhohlener Befriedigung" zur Kenntnis 217
    .

    So haben alle Nachbarstaaten der Tschechoslowakei – und nicht nur Deutschland – die Auflösung dieses Versailler Kunstprodukts gewollt. So haben alle Signatarmächte von München – und nicht nur Deutschland – nie eine Garantie für den Bestand der Tschechoslowakei gegeben und so haben alle Verbündeten die Tschechoslowakei im Stich gelassen, als sie in Bedrängnis kam. Nur die Sowjetunion hätte offensichtlich gern geholfen.

    Auch die USA, die in Saint-Germain einer der Konstrukteure des Problemstaats Tschechoslowakei gewesen sind, die dort ein paar Volksgruppen gegen ihr nationales Selbstbestimmungsrecht und gegen ihren Willen den Tschechen und Slowaken zugeschlagen haben, reagieren nun empört auf das deutsche Vergehen am Selbstbestimmungsrecht der Tschechen. US-Präsident Roosevelt verfügt innerhalb nur weniger Tage, die Zölle auf deutsche Waren anzuheben, eine Novelle zur Revision der amerikanischen Neutralität in den Kongreß einzubringen und die englische Marine massiv durch die amerikanische zu entlasten. Doch das soll erst im Zusammenhang mit dem späteren Streit um Danzig im Detail beschrieben werden. Außerdem schickt Roosevelt bemerkenswerte Briefe an Hitler und Mussolini, „aus Sorge für alle anderen Völker der ganzen westlichen Hemisphäre" –

    217
    ADAP, Serie D, Band VI, Dokument 51
    wie es in der Briefeinleitung heißt. Er fordert Hitler und Mussolini in den Briefen auf, ihm zu versprechen, 31 namentlich genannte Staaten bis hin zu Syrien und Persien in den nächsten 10 oder besser 25 Jahren nicht anzugreifen 218
    . Roosevelt läßt die Briefe an die Presse geben, noch ehe sie Hitler und Mussolini ausgehändigt werden; ein offensichtlicher Versuch, die 31 genannten Staaten medienwirksam unter den Schutz der USA zu rufen und sich selber in Europa wieder ins Gespräch zu bringen. Hitler nutzt den diplomatisch plumpen Akt des Präsidenten und läßt die angesprochenen Staaten außer der Sowjetunion, Polen, England, Frankreich und die von diesen Mächten besetzten Länder fragen, ob sie sich von Deutschland bedroht fühlten und ob sie die USA um ihren Schutz gebeten hätten. Die befragten Staaten antworten allesamt mit zweimal „nein". Ein diplomatischer Triumph für Hitler, ein ebensolcher Reinfall für den Präsident der USA. Hitler zahlt Roosevelt die vorzeitige Veröffentlichung des Briefes mit der Öffentlichkeit seiner Antwort heim, indem er den Brief mit einer im Rundfunk übertragenen Reichstagsrede erwidert 219
    . Er verweist auf die Ant
worten der angeblich bedrohten Staaten und sagt zu der im Brief von Roosevelt
beschworenen Kriegsfurcht der genannten Völker:
    „ So sind zum Beispiel nach dem Friedensschluß von Versailles vom Jahre
    1919 bis 1938 allein vierzehn Kriege geführt worden, an denen Deutsch land allerdings in keinem Fall beteiligt war, wohl aber Staaten der westli chen Halbkugel, in deren Namen der Herr Präsident Roosevelt ebenfalls das Wort ergreift. Dazu kommen aber noch im selben Zeitraum 26 gewalt same Interventionen und mit blutiger Gewalt durchgeführte Sanktionen. Auch daran ist Deutschland gänzlich unbeteiligt gewesen."
    Wie zum Spotte schließt Hitler noch die Frage an, warum er auch die Sicherheit der Republik Irland garantieren solle, wo sich doch der irische Ministerpräsident de Valera gerade öffentlich darüber beklagt habe, daß sein Land unter den fortwährenden Aggressionen Englands zu leiden habe.
    „ Wie kommt aber", so fährt Hitler an späterer Stelle seiner Rede fort,
    „Herr Präsident Roosevelt dazu, gerade dem deutschen Staatsoberhaupt
    zuzumuten, ihm eine Erklärung abzugeben, ohne daß nicht auch die ande
    ren Regierungen diese Erklärung ihrer Politik abzugeben eingeladen wer
    den? ... Dann würde ... mit demselben Recht auch von unserer Seite an den
    Herrn Präsidenten der amerikanischen Republik die Frage gerichtet wer
    den können, welche Ziele denn die amerikanische Außenpolitik ihrerseits
    verfolge, und welche Absichten denn dieser Politik zugrunde liegen, sagen
    wir zum Beispiel den mittel- und südamerikanischen Staaten gegenüber.
    Herr Roosevelt wird sich in diesem Falle sicherlich auf die Monroe-Dok
    trin berufen und eine solche Forderung als eine Einmischung in die inne
    ren Angelegenheiten des amerikanischen Kontinents ablehnen. Genau

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