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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Blatt 120813
    benen Mächte bekunden, daß sie nichts gegen die Rückübertragung des Memellands an Deutschland unternehmen werden. So wird das Memelgebiet am 22. März 1939 völkerrechtlich wieder deutsch.

    Schon in der Nacht zum 23. beginnt das litauische Militär, vertragsgemäß aus Memel abzurücken. In den frühen Morgenstunden marschieren dafür drei nahe stationierte deutsche Heeresbataillone von Tilsit kommend ein, und ein Dutzend Schiffe der Kriegsmarine legt im Memeler Hafen an. Die ganze Übergabe ist kein kriegerisches Unternehmen.

    Der Anschluß des Memellandes entspricht dem Willen der großen Mehrheit der betroffenen Bevölkerung, und er folgt einem völkerrechtlich gültigen Vertrag. Man kann gewiß nicht sagen, daß der Verzicht der Litauer ein Akt des freien Willens ist. Er ist wohl mehr ein Akt der Einsicht, mit der man zurückgibt, was man nicht länger halten kann. Am 15. Mai 1939 erkennt die britische Regierung die Rückkehr des Memellandes in einer Note an, in der sie schreibt:
    „Ihrer Majestät Botschaft... hat die Ehre, das (deutsche) Außenministeri
    um im Auftrag des Außenministeriums Ihrer Majestät davon in Kenntnis
    zu setzen, daß Ihrer Majestät Regierung des Vereinigten Königsreichs
    entschieden hat, die deutsche Vereinigung mit Memel de jure anzuerken
    236 237
    nen. ..."
    Diese de-jure-Anerkennung ist insofern bemerkenswert, als sie in England und bei den anderen Erste-Weltkrieg-Siegermächten bald danach vergessen ist. Auf der Siegerkonferenz von Potsdam 1945 legen der englische Premier Churchill und US-Präsident Truman gemeinsam fest, was nach ihrer Lesart „Deutschland" ist. Für sie ist es das Deutschland in den Grenzen von 1937 ohne Memel. Auch das Internationale Militärtribunal von Nürnberg erklärt die Heimkehr Memels in ihrem Urteil 1946 zu einer von sechs Verletzungen des Versailler Vertrags 238
    . Dies Urteil übergeht, daß die Regierungen Englands und Frankreichs der Rückgabe 1939 auf litauisches Befragen nicht widersprochen und den Artikel 99 des Versailler Vertrags damit selber aufgehoben haben. Es übergeht die „de-jureAnerkennung" der englischen Regierung, mit der die Briten 1939 sagen, daß ihre Anerkennung „von Rechts wegen" geschieht und nicht etwa aufgrund der geschaffenen Fakten oder infolge von Gewalt.

    Die Mächte von Versailles haben den Streit der Litauer und der Deutschen um Memel 1920 angelegt. Wenn dieses keine böse Absicht war, ist es zumindest eine Unsinnstat gewesen. Ein Stückchen Land und die Bevölkerung vom Mutterland zu trennen, ohne zu wissen, wem das alles letzten Endes zugesprochen werden soll, ist ein zerstörerischer Akt ohne Sinn und Weisheit. Die Erste-WeltkriegSieger, die stets vorgegeben haben, sich für Demokratie, Freiheit und das Selbst

    236
    Plieg, Seite 224
    237
    Klammer ist Anmerkung des Verfassers 238
    IMT, Band XXII, Seite 522

    bestimmungsrecht der Völker eingesetzt zu haben, haben sich im Memelland kein einziges Mal um Recht und Freiheit der betroffenen Bevölkerung geschert. Der Schuldanteil der Litauer an dem Streit ist nicht geringer. Sie haben das Gebiet 1923 in einem kriegerischen Akt erobert. In den 15 Jahren ihrer Herrschaft haben sie die Rechtsgrundlage für das Zusammenleben der Memeldeutschen und der Kleinlitauer so oft unterlaufen und gebrochen, daß das seit jeher friedliche Verhältnis beider Gruppen schnell vergiftet worden ist. Litauen ist auch nicht so vital und attraktiv gewesen, daß es die Chance hätte haben können, den zwangseingebürgerten Deutschen als Vielvölkerstaat ein neues Heimatland zu werden. Der dritte Sünder ist der Völkerbund, der als Friedenswächter über das Memelland von Anfang an versagt hat.

    Die Heimkehr des Memellandes innerhalb nur einer Woche von der ersten öffentlichen Forderung des Dr. Neumann bis zum Abschluß des Vertrags und die schnelle Anerkennung durch die Siegermächte sind ein weiterer Erfolg für Adolf Hitler; der letzte in einer langen Kette von Erfolgen. Ohne die Sieger von 1918 hätte es keine Rückkehr deutscher Truppen in die Rheinlandgarnisonen geben müssen, hätten das Saarland, die Sudetengebiete und das Memelland nicht wieder angeschlossen werden müssen und hätte es kein Österreich geben müssen, das gegen den Willen von Volk und Parlament zur Eigenstaatlichkeit gezwungen worden ist. Das alles hätten die Sieger in Versailles und Saint-Germain ohne einen Hitler regeln können, wenn sie in Zukunft Frieden mit den Deutschen hätten haben

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