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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

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Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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dem Krieg
Mittwoch, 23. August Donnerstag, 24. August
Freitag, 25. August
Sonnabend, 26. August
Sonntag, 27. August
Montag, 28. August
Dienstag, 29. August
Mittwoch, 30. August
Donnerstag, 31. August

    Der Kriegsausbruch
    ——————————————

    DER WEG IN DEN DEUTSCH-POLNISCH
    SOWJETISCHEN KRIEG

    Polen im Streit mit allen seinen Nachbarn

    Das polnische Drama von 1939 braut sich seit 1918 in einer nur kurzen, doch turbulenten Vorgeschichte unheilvoll zusammen. Die schwierige Neuregelung der territorialen Abgrenzung zwischen dem wiedererstandenen Polen und seinen Nachbarn wird im Januar 1918 durch den Präsidenten der USA Wilson vorgezeichnet. Er verlangt in Punkt 13 seines 14 Punkte umfassenden Friedensangebots von den im Kriege unterlegenen Staaten Deutschland, Österreich-Ungarn und Rußland die Errichtung eines neuen Staates Polen. Punkt 13 lautet:
    „Es soll ein unabhängiger polnischer Staat errichtet werden, der die von
    unbestreitbar polnischer Bevölkerung bewohnten Gebiete umfassen soll,
    dem ein freier und sicherer Zugang zum Meere gewährleistet werden soll
    und dessen politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit und territoriale
    Unverletzlichkeit durch internationale Abmachungen garantiert werden
    sollen." 1
    Die unklaren Formulierungen in dieser Forderung erzeugen eine ungeheure Sprengkraft in allen späteren Gebiets- und Grenzregelungen, die für Polen und alle seine Nachbarn gelten werden. Die Worte „unbestreitbar polnische Bevölkerung" erwecken bei den Polen die Erwartung, daß jeder Landstrich, auf dem Polen leben, in Zukunft polnisch wird. In Rußland, Österreich, Litauen und Deutschland denkt man dabei eher an die Territorien, auf denen die Polen eine Mehrheit bilden. Auch Wilson hat bei „unbestreitbar polnischer Bevölkerung" offensichtlich an polnische Bevölkerungsmehrheiten gedacht. Nur so macht seine Rede vom 4. Juli 1918 in Mount Vernon einen Sinn, in der er
    „die Volksbeteiligung zur Regelung jedweder Gebiets-, Souveränitäts-,
    Wirtschafts- und politischen Probleme unter Ausschaltung aller jeweils
    ausländischen Machtinteressen."
    verspricht. Bei den besiegten Völkern erzeugt es ab 1920 Verbitterung, daß dies von Amerika versprochene Selbstbestimmungsrecht der Völker in den Verträgen von Versailles und Saint-Germain nicht eingehalten wird. Im Falle Danzigs und des „Korridors" löst der dauerhafte Bruch des Selbstbestimmungsrechts den Zweiten Weltkrieg aus.
    Die zweite Formulierung, die Zündstoff birgt, liegt in den Worten vom „freien und sicheren Zugang zum Meere". Wilson denkt dabei zwar zunächst nur an bloße Wegerechte, wie sie ja auch der neuen Tschechoslowakei auf der Elbe zugestanden werden. Aber für die Staaten, die in Versailles das neue Polen kon

    Kern, Seite 27
    struieren, ist das durchaus nicht klar. Sie machen daraus den ganzen Landstrich Pomerellen einschließlich der Stadt Danzig. Die so interpretierte Wilson-Formulierung verleitet die Regierung Polens zwei Jahrzehnte später zu einer steifen Haltung in der Danzig-Frage. Da Deutschland diesen freien Zugang ab 1938 auch außerhalb von Danzig garantiert, berufen sich sowohl die Polen als auch die Deutschen 1939 auf Punkt 13 der Wilson-Punkte und gehen damit in den Krieg; beide im Bewußtsein, Recht zu haben.

    Der neu gegründete Staat Polen bekommt von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs Land und Menschen aus dem Bestand der Nachbarvölker zugesprochen. Dabei befinden sich viele Millionen Menschen, die keine Polen sind und es auch nicht werden wollen.

    Karte 17: Polen nach Versailles und Saint-Germain

    Dennoch sind die Polen mit ihren Landgewinnen nicht zufrieden. Der polnische Delegationsleiter in Versailles Dmowski erklärt bei den Verhandlungen über die neuen Grenzen Polens, daß man nicht aus den Augen verlieren dürfe, daß die dem Staate Polen zugestandenen Gebiete „nur eine Anzahlung auf ein wirkliches Großpolen sind." Die frisch ins Amt gekommene polnische Regierung verlangt für ihren neuen Staat all die Gebiete, die vor 1772 Teile der polnisch-litauischen Union gewesen sind. Dabei spielt es für sie keine Rolle, daß Polen zu der Zeit über viele fremde Völker herrschte. Auch nach der Staatsgründung bleibt das Thema „polnische Gebiete" noch lange für die Polen aktuell. Der spätere Vizepremierminister Grabski schreibt 1923, als er den Vorsitz des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten im Parlament in Warschau inne hat,:
    „... Vor allem besteht

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