Der Krieg, der viele Vaeter gatte
bringen 94 .
Auch da noch spricht Hitler von einem eigenen „Ukrainischen Reich" Bross, Seite 84
Der erste klare Hinweis in einer Rede findet sich erst in der von Oberst Hoßbach protokollierten Aussprache Hitlers mit Außenminister von Neurath und der Wehrmachtsspitze am 5. November 1937. Hitler läßt erkennen, daß er die „Chancen" zukünftiger Kriege der großen europäischen Staaten miteinander für Deutschland nutzen möchte, und daß er Österreich und die Tschechei dem Deutschen Reich angliedern will. Das Schmieden eines Kriegsplans, wie das Nürnberger Gericht es später vorwirft, ist das nicht. Die Einwände Neuraths und der Generale belegen nur das Gegenteil. Doch Hitler läßt zum ersten Mal die Maske fallen. Von Neurath zieht die Konsequenz und bittet um den Abschied. Die Generale fühlen sich dem Primat der Politik verpflichtet und versuchen, Hitler mit ihrem Rat von Abenteuern abzubringen. Es kommt nur zu der schon im Teil 2 des Buchs erwähnten Verschwörung von sieben Heeresgeneralen, die sich nicht auswirkt, weil das Abkommen von München einen Angriff gegen die Tschechei verhindert.
In den drei Reden vor Befehlshabern und Kommandeuren am 10. Februar 1939 und am 23. Mai (2. Schlüsselrede) und am 22. August (3. Schlüsselrede) versucht Hitler, das Führerkorps der Wehrmacht zu einem Krieg zu motivieren. Er spricht von der Erweiterung des Lebensraums und macht deutlich, daß er einen großen Krieg ab 1943 für unausweichlich hält. Doch Hitler enthüllt in keinem Fall, was er mit der Erweiterung des Lebensraums denn wirklich meint. Jede seiner Reden hebt – wenn sie konkret wird – nur das kleine Stück vom Schleier, das auf dem allernächsten Schritt liegt. Das ist erst Österreich, dann die Tschechei, dann Polen. Hitler hat sich nie gänzlich in die Karten schauen lassen. Nach seinen Ansprachen und Interviews ist es auch wahrscheinlich, daß ihm konkrete Pläne jenseits seiner nebulösen Visionen erst mit den frühen Kriegserfolgen und mit den sich bietenden Gelegenheiten kommen. 95
Die zynischen und brutalen Redewendungen und manche Absichtserklärungen Hitlers stammen allem Anschein nach aus fremden Federn, die das Nürnberger Gericht mit schlagenden Beweisen bedienen wollten. Diese später veränderten Texte haben die Generale 1939 ganz offensichtlich nicht gehört und nicht gekannt. Die Vorstellungen der Wehrmachtsoffiziere drehen sich 1939 um das, was sie zu der Zeit hören und was sie sehen können. Sie beobachten die sich ab dem April 1939 dramatisch verschärfenden Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und Polen. Ihre Mitschuld am Ausbruch eines neuen Weltkriegs muß sich an dem bewerten lassen, was sie 1939 wissen, beobachten und hören. So ist der lange Weg in die deutsch-polnisch-russische Auseinandersetzung entscheidender für ihre Mitschuld oder Unschuld als Hitlers sogenannte Schlüsselreden.
Hitler bestreitet das in späteren Reden und behauptet, seine Aktionen von langer Hand geplant zu haben.
TEIL 5
DER WEG IN DEN DEUTSCH-POLNISCH
SOWJETISCHEN KRIEG
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Der Weg in den deutsch-polnisch-sowjetischen Krieg
Polen im Streit mit allen seinen Nachbarn
Das polnische Selbstverständnis
Polnisch-sowjetische Auseinandersetzungen
Polnisch-litauische Auseinandersetzungen
Polnisch-tschechische Auseinandersetzungen
Polnisch-deutsche Auseinandersetzungen
Provinz Posen
Provinz Westpreußen-Pomerellen
Danzig
Ost-Oberschlesien
Polen als Vielvölkerstaat
Katholisierung
Weißrussen
Ukrainer
Juden
Kaschuben
Deutsche
Deutschlands grundsätzliche Haltung gegenüber Polen
Polens militärische Gedankenspiele
Polens Bündnispolitik
Verhältnis Polen – Frankreich
Verhältnis Polen – England
Verhältnis Polen – Sowjetunion
Verhältnis Polen – Tschechoslowakei
Verhältnis Polen – Deutschland
Polen und der Kellogg-Pakt
Die Bilanz
Hitlers Polen-Pläne
Roosevelts Rolle im Streit um Danzig
Das Verhältnis der Sowjetunion zu Deutschland
Polens Rückversicherung bei Frankreich vor Kriegsbeginn
Polens Rückversicherung bei England vor Kriegsbeginn
Die gescheiterte britisch-französisch-sowjetische Annäherung
Die deutsch-sowjetische Verständigung
Der Vermittlungsversuch des Vatikans
Die Zuspitzung der Lage in Danzig und in Polen
Die öffentliche Meinung im Deutschen Reich zu Danzig, Krieg und Polen
Polens Selbsteinschätzung am Vorabend des Krieges
Die letzten Vermittlungsvorschläge
Die letzte Woche vor
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