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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Hitler äußert dabei allerdings die Hoffnung, daß im Gegenzug auch die deutsche, noch immer unter Völkerbundmandat stehende Stadt Danzig mit dem Deutschen Reich vereinigt werden kann. Hierauf geht das Buch an späterer Stelle ein.

    In der letzten Septemberwoche 1938 läßt Polen dann ein Armeekorps bei Teschen aufmarschieren und droht der tschechischen Regierung mit Krieg. Die Tschechoslowakei, zu der Zeit ohnehin nicht handlungsfähig, gibt nach, und Polen besetzt vom 1. bis zum 10. Oktober das umstrittene Gebiet.

    Der Zugewinn an Land, Industrie und Menschen hat für die Polen verhängnisvolle Konsequenzen. Als erste sei erwähnt, daß die Sowjetunion postwendend den Sowjetisch-Polnischen Nichtangriffspakt von 1932 kündigt, den Polen ein Jahr später dringend hätte brauchen können. Nicht einmal ein ganzes Jahr danach, am 17. September 1939 greift die Sowjetunion das expansive Polen an. Zum zweiten sind nun auf höchster Ebene Gespräche zwischen Berlin und Warschau um die Zukunft der Stadt Danzig eingeleitet. Da Hitler nach anfänglichen Bedenken und vielem Hin und Her den Polen mit West-Teschen auch die überwiegend deutsch bewohnte Grenzstadt Oderberg am Rand zu Oberschlesien zugesteht 13 , sind seine Hoffnungen auf Kompensation in Danzig sehr berechtigt. Die anschließende Unnachgiebigkeit der Polen in dieser Frage ein Jahr später bringt ein Faß zum Überlaufen und den Polen einen Krieg, in dem sie furchtbar bluten müssen. Zum dritten beginnt Polen gleich nach der Annexion von Teschen mit der Entrechtung der dort lebenden Nichtpolen in Wirtschaft und Verwaltung. Man beschuldigt vor allem die Slonzaken, nichts als abtrünnige Polen zu sein. So schafft sich der Staat Polen binnen kurzem weitere Minderheiten, die sich eher den Untergang dieses Landes als alles andere wünschen. Zum vierten hat Polen nun zum wiederholten Male den Kellogg-Pakt verletzt, in dem es sich 1928 mit anderen Staaten verpflichtet hatte,
    „auf Kriege als Mittel für die Lösung internationaler Streitfälle zu ver
    zichten und Regelungen niemals anders als durch friedliche Mittel anzu
    streben."
    Der Aufmarsch des Armeekorps im September 1938 und das Ultimatum an die Tschechen sind klare Brüche dieses Abkommens zur „Ächtung des Krieges". Polen kann damit ein Jahr später nicht mehr darauf hoffen, selbst vom KelloggPakt geschützt zu werden. Und fünftens hat Polen nun außer Lettland und Rumänien keinen Nachbarn mehr, den es seit 1918 nicht zumindest einmal angegriffen hätte.

    Rassinier, Seite 230
Taylor, Seite 234
Roos, Polen und Europa, Seite 355

    Die relativ kleine Teschener Affäre, die kein Schulgeschichtsbuch der Erwähnung wert befindet, wird so zum Brandbeschleuniger der Danzig-Frage und des Zweiten Weltkriegs.

    Polnisch-deutsche Auseinandersetzungen

    Das vierte Land, mit dem Polen keinen Frieden findet, ist das Deutsche Reich im Westen. Beide Staaten haben aus subjektiver Sicht weitgehende Forderungen in Bezug auf Territorien und Menschen an den jeweils anderen. Deutschland muß 1920 nach dem Vertrage von Versailles die Landesteile Westpreußen, Posen und Ost-Oberschlesien mit 2 Millionen deutschen Staatsbürgern an das neue Polen abgeben.

    Karte 23: Polens Landgewinne
    Im Februar 1919 fordert die polnische Delegation auf der Versailler Siegerkonferenz außerdem die Angliederung ganz Oberschlesiens, Ostpommerns, ganz Westpreußens einschließlich der rein deutschsprachigen Kreise, das Ermland und Masuren sowie das Memelland. Damit verlangt Polen mehr, als es seit 1772 in den drei Teilungen verloren hat. Die letztgenannten Forderungen scheitern allerdings am Einspruch der Siegermächte England und Italien. Der britische Premier Lloyd George beurteilt die Forderungen Polens mit Weitsicht, als er am
    25. März 1919 dazu sagt: „Der Vorschlag der polnischen Regierung, durch eine neue Grenzziehung im Westen über 2 Millionen Deutsche unter polnische Verwaltung zu stel len, muß meiner Beurteilung nach früher oder später zu einem neuen 15 Krieg in Osteuropa führen."
    Die deutsche Öffentlichkeit empfindet die erzwungenen Gebietsabtretungen an Polen je nach Landesteil als unterschiedlich hart. Die verlorenen Territorien werden – je nach Geschichte und je nach Sprachzugehörigkeit der Mehrheit der Bewohner – teils durchaus als polnisch, teils als deutsch und teils auch als urdeutsch angesehen.

    Die Abtretungen und Verluste ziehen sich von 1918 bis 1922 hin. Als Ende 1918 der Krieg für Österreich-Ungarn und

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