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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Freundlichkeiten garniertes klares Nein zu den zwei deutschen Wünschen. Für die Verkehrswege könne es nach polnischer Auffassung keine exterritorialen Transitwege durch Pomerellen geben, und für Danzig schlägt der polnische Minister vor, den bisherigen Status des Freistaates in Zukunft gemeinsam zu garantieren. Die Brisanz der Note liegt in dem Wortwechsel, mit der sie übergeben wird. Nachdem von Ribbentrop das polnische Memorandum empfangen und gelesen hat, sagt er zu Lipski, daß diese Antwort auf die deutsche Bitte in Bezug auf Danzig keine Lösung darstellt. Er beharrt darauf, daß der einzig gangbare Weg die Wiedereingliederung Danzigs in das Reich und exterritoriale Transitwege seien. Lipskis Antwort darauf ist, daß
    „er die unangenehme Pflicht habe, darauf hinzuweisen, daß jegliche wei
    tere Verfolgung dieser deutschen Pläne, insbesondere soweit sie die Rück
    115 kehr Danzigs zum Reich beträfen, den Krieg mit Polen bedeuten".
    Hier taucht die erste Drohung mit dem Krieg zwischen Polen und dem Deutschen Reich auf. Und es ist der Pole, der sie ausspricht. Polen setzt auf Krieg, um Danzig außerhalb des Reichs zu halten, statt den Weg zur Rückkehr Danzigs freizugeben. Die Drohung mit dem Krieg, die sich nun öfter wiederholt, ist weit gefaßt. Schon die „weitere Verfolgung der deutschen Pläne", so sagt Lipski, bedeute Krieg. Das wären, streng genommen, auch alle weiteren deutschen Verhandlungsangebote. Hier verletzt Lipski als der offizielle Sprecher Polens nicht nur den Geist sondern auch den Text des Deutsch-Polnischen Vertrages.

    113
    Vertrags-Ploetz, Seite 127
    114
    ADAP, Serie D, Band VI, Dokument 101 und IMT-Dokument, Band XLI, Dokument 208 115
    IMT-Dokument, Band XLI, Dokument 208, und AA 1939 Nr. 2, Dokument 208
    Die erste Drohung mit dem Krieg von Seiten Polens ist in den Aufzeichnungen über dieses Gespräch in den Vorkriegsakten des Auswärtigen Amts (AA 1939) und in den Akten des Nürnberger Prozesses abgedruckt und überliefert. 116
    Inte
ressant ist, daß diese Drohung in der selben, nach dem Krieg erneut veröffent
lichten Gesprächsniederschrift in den „Akten der Deutschen Auswärtigen Poli
tik" (ADAP – 1956) nicht mehr zu finden ist. 117
    Ein Original dieser Aufzeich
nung des so brisanten Gesprächs vom 26. März 1939 ist im Archiv des Auswär
tigen Amts heute nicht mehr aufzufinden.

    Nach der gefährlichen Einlassung Lipskis zum Thema Krieg antwortet von Ribbentrop angesichts des Aufmarsches polnischer Truppen am Rand des Danziger Gebiets:
    „daß z.B. eine Verletzung des Danziger Hoheitsgebiets durch polnische
    Truppen von Deutschland in der gleichen Weise wie eine Verletzung der
    Reichsgrenzen betrachtet werden würde "
    Diese Drohung von deutscher Seite ist in beiden Versionen des zitierten Dokumentes abgedruckt. Somit ist in der kürzeren Nachkriegsversion der „Akten der Deutschen Auswärtigen Politik" die deutsche Drohung als einzige erhalten. Die zuerst ausgesprochene Kriegsdrohung aus dem Munde Lipskis wird nach dem Krieg nicht mehr erwähnt.

    Ab dem 26. März 1939 haben demnach beide Seiten ausgesprochen, daß die Änderung beziehungsweise die Nichtänderung des Danzig-Status gegen eigene Interessen Krieg bedeutet. Von Ribbentrop unterrichtet den „Führer" noch am gleichen Tag von der sehr harten Reaktion aus Polen. Hitler weist den Minister an, er möge den polnischen Botschafter wissen lassen, daß auf dieser Basis natürlich keine Lösung der deutsch-polnischen Differenzen gefunden werden könne. Von Ribbentrop berichtet über dies Gespräch, Hitler habe dem Auftrag die Bemerkung angefügt:
    „ Von Krieg dürfe hier natürlich nicht gesprochen werden." 118 Beck dagegen legt, statt gleichfalls zu beruhigen, noch einen oben drauf. Am 28. März bestellt er den deutschen Botschafter in Warschau, von Moltke, in sein Ministerium ein, um ihm seine Auffassung zu den vorausgegangenen Drohungen mitzuteilen. 119
    Er stellt vor von Moltke klar, daß er die Feststellung des deutschen Außenministers gegenüber dem polnischen Botschafter
    „ ein polnischer Angriff gegen die Freie Stadt Danzig würde durch die
    Reichsregierung als ein Angriff gegen Deutschland betrachtet"
    mit der eigenen Feststellung beantworte,

    398

    116
    IMT-Dokument, Band XLI, Dokument 208 117
    ADAP, Serie D, Band VI, Dokument 101. 118
    IMT-Verhandlungen, Band X, Seite 299 119
    Polnisches Weißbuch, Dokument Nr. 64
    „ daß jede Intervention der deutschen Regierung für eine Änderung

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